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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
Reihen Granatäpfel an einem Reife, zu bedecken die zwei keuliche Knäufe auf
den Säulen.

43. Dazu die zehn Gestühle und zehn Kessel oben darauf.

44. Und das Meer und zwölf Rinder unter dem Meer.

45. Und die Töpfe, Schaufeln und Becken. Und alle diese Gefässe, die Hiram
dem Könige Salomo machte zum Hause des Herrn, waren von lauterm Erz.

46. In der Gegend am Jordan liess sie der König giessen, in dicker
Erde, zwischen Suchot und Zarthan
.

47. Und Salomo liess alle Gefässe ungewogen, vor der sehr grosen Menge
des Erzes.

Es kann kein Zweifel herrschen, dass hier wirklich Bronze gemeint
ist, denn aus Kupfer wären so gewaltige Gussstücke für die Künstler
des Altertums nicht herzustellen gewesen, hier hat aber die Bezeich-
nung n'choschet meistens noch ein Adjektiv bei sich, entweder m'morat
oder maruk, d. h. glänzend oder hell. Nur weil man eben n'choschet
immer mit Erz zu übersetzen gewöhnt ist, konnten einzelne Er-
klärer, z. B. der Verfasser der Vulgata hierbei an Messing (aurichacum)
denken, was sich zu solchen Massengüssen gar nicht eignen würde.
Hier soll der Ausdruck helles, glänzendes Kupfer vielmehr gerade die
Bronze im Gegensatze zum unlegierten Kupfer bezeichnen 1).

Erst zur Zeit Ezechiels kommt eine andere Kupferlegierung vor,
die wohl unser Messing bedeutet, es ist dies das chaschmal 2), verwandt
mit dem ägyptischen kasabel. Andere Ausdrücke in der jüngeren
Litteratur wie n'choschet kalal 3) und n'choschet muts'hab 4) bedeuten
wohl korinthisches Erz.

Ausser zu grösseren Gussstücken zur Ausschmückung des Tempels
wurden Erz und Kupfer vielfach im täglichen Leben angewandt, so zu
Gefässen allerlei Art 5), zur kriegerischen Ausrüstung und zwar zu
Helmen, Harnischen, Schilden, Spiessen und Bogen 6), zu Ketten 7) für
Heftnadeln, Stifte, zu mannigfaltigen Schmuckgeräten u. s. w.

Mit dem Zinn b@diy'l wurden die Israeliten früh bekannt, wahr-
scheinlich durch den phönizischen Handel. Es wird meist neben
den anderen Metallen als Handelsartikel aufgezählt; so heisst es in
Ezechiel 27, 12 von Tyrus: "Du hast deinen Handel auf dem Meere
gehabt und allerlei Ware, Silber, Eisen, Zinn und Blei auf deine Märkte
gebracht." Hier ist also bestimmt gesagt, dass es durch den Seehandel
nach Tyrus kam 8). Öfter wird es mit Blei verwechselt, ähnlich wie
das plumbum album der Römer. So heisst es in Jesaias in einem

1) Siehe Ägypten S. 82.
2) Ezechiel 1, 4. 17 und 82.
3) Ezechiel 1, 7.
4) Esra 8, 27.
5) 3. Mosis 6, 28; 4. Mosis 16, 39; 2. Chronik 4, 16; Esra 8, 27.
6) Z. B. 1. Samuel 17, 5, 6, 38; 2. Samuel 21, 16.
7) Richter 16, 21.
8) Ähn-
liche Stellen 4. Mosis 31, 22; Ezechiel 22, 18, 20.

Syrien.
Reihen Granatäpfel an einem Reife, zu bedecken die zwei keuliche Knäufe auf
den Säulen.

43. Dazu die zehn Gestühle und zehn Kessel oben darauf.

44. Und das Meer und zwölf Rinder unter dem Meer.

45. Und die Töpfe, Schaufeln und Becken. Und alle diese Gefäſse, die Hiram
dem Könige Salomo machte zum Hause des Herrn, waren von lauterm Erz.

46. In der Gegend am Jordan lieſs sie der König gieſsen, in dicker
Erde, zwischen Suchot und Zarthan
.

47. Und Salomo lieſs alle Gefäſse ungewogen, vor der sehr groſen Menge
des Erzes.

Es kann kein Zweifel herrschen, daſs hier wirklich Bronze gemeint
ist, denn aus Kupfer wären so gewaltige Guſsstücke für die Künstler
des Altertums nicht herzustellen gewesen, hier hat aber die Bezeich-
nung n’choschet meistens noch ein Adjektiv bei sich, entweder m’morat
oder maruk, d. h. glänzend oder hell. Nur weil man eben n’choschet
immer mit Erz zu übersetzen gewöhnt ist, konnten einzelne Er-
klärer, z. B. der Verfasser der Vulgata hierbei an Messing (aurichacum)
denken, was sich zu solchen Massengüssen gar nicht eignen würde.
Hier soll der Ausdruck helles, glänzendes Kupfer vielmehr gerade die
Bronze im Gegensatze zum unlegierten Kupfer bezeichnen 1).

Erst zur Zeit Ezechiels kommt eine andere Kupferlegierung vor,
die wohl unser Messing bedeutet, es ist dies das chaschmal 2), verwandt
mit dem ägyptischen kasabel. Andere Ausdrücke in der jüngeren
Litteratur wie n’choschet kalal 3) und n’choschet muts’hab 4) bedeuten
wohl korinthisches Erz.

Auſser zu gröſseren Guſsstücken zur Ausschmückung des Tempels
wurden Erz und Kupfer vielfach im täglichen Leben angewandt, so zu
Gefäſsen allerlei Art 5), zur kriegerischen Ausrüstung und zwar zu
Helmen, Harnischen, Schilden, Spieſsen und Bogen 6), zu Ketten 7) für
Heftnadeln, Stifte, zu mannigfaltigen Schmuckgeräten u. s. w.

Mit dem Zinn בְדִיּלׄ wurden die Israeliten früh bekannt, wahr-
scheinlich durch den phönizischen Handel. Es wird meist neben
den anderen Metallen als Handelsartikel aufgezählt; so heiſst es in
Ezechiel 27, 12 von Tyrus: „Du hast deinen Handel auf dem Meere
gehabt und allerlei Ware, Silber, Eisen, Zinn und Blei auf deine Märkte
gebracht.“ Hier ist also bestimmt gesagt, daſs es durch den Seehandel
nach Tyrus kam 8). Öfter wird es mit Blei verwechselt, ähnlich wie
das plumbum album der Römer. So heiſst es in Jesaias in einem

1) Siehe Ägypten S. 82.
2) Ezechiel 1, 4. 17 und 82.
3) Ezechiel 1, 7.
4) Esra 8, 27.
5) 3. Mosis 6, 28; 4. Mosis 16, 39; 2. Chronik 4, 16; Esra 8, 27.
6) Z. B. 1. Samuel 17, 5, 6, 38; 2. Samuel 21, 16.
7) Richter 16, 21.
8) Ähn-
liche Stellen 4. Mosis 31, 22; Ezechiel 22, 18, 20.
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[155/0177] Syrien. Reihen Granatäpfel an einem Reife, zu bedecken die zwei keuliche Knäufe auf den Säulen. 43. Dazu die zehn Gestühle und zehn Kessel oben darauf. 44. Und das Meer und zwölf Rinder unter dem Meer. 45. Und die Töpfe, Schaufeln und Becken. Und alle diese Gefäſse, die Hiram dem Könige Salomo machte zum Hause des Herrn, waren von lauterm Erz. 46. In der Gegend am Jordan lieſs sie der König gieſsen, in dicker Erde, zwischen Suchot und Zarthan. 47. Und Salomo lieſs alle Gefäſse ungewogen, vor der sehr groſen Menge des Erzes. Es kann kein Zweifel herrschen, daſs hier wirklich Bronze gemeint ist, denn aus Kupfer wären so gewaltige Guſsstücke für die Künstler des Altertums nicht herzustellen gewesen, hier hat aber die Bezeich- nung n’choschet meistens noch ein Adjektiv bei sich, entweder m’morat oder maruk, d. h. glänzend oder hell. Nur weil man eben n’choschet immer mit Erz zu übersetzen gewöhnt ist, konnten einzelne Er- klärer, z. B. der Verfasser der Vulgata hierbei an Messing (aurichacum) denken, was sich zu solchen Massengüssen gar nicht eignen würde. Hier soll der Ausdruck helles, glänzendes Kupfer vielmehr gerade die Bronze im Gegensatze zum unlegierten Kupfer bezeichnen 1). Erst zur Zeit Ezechiels kommt eine andere Kupferlegierung vor, die wohl unser Messing bedeutet, es ist dies das chaschmal 2), verwandt mit dem ägyptischen kasabel. Andere Ausdrücke in der jüngeren Litteratur wie n’choschet kalal 3) und n’choschet muts’hab 4) bedeuten wohl korinthisches Erz. Auſser zu gröſseren Guſsstücken zur Ausschmückung des Tempels wurden Erz und Kupfer vielfach im täglichen Leben angewandt, so zu Gefäſsen allerlei Art 5), zur kriegerischen Ausrüstung und zwar zu Helmen, Harnischen, Schilden, Spieſsen und Bogen 6), zu Ketten 7) für Heftnadeln, Stifte, zu mannigfaltigen Schmuckgeräten u. s. w. Mit dem Zinn בְדִיּלׄ wurden die Israeliten früh bekannt, wahr- scheinlich durch den phönizischen Handel. Es wird meist neben den anderen Metallen als Handelsartikel aufgezählt; so heiſst es in Ezechiel 27, 12 von Tyrus: „Du hast deinen Handel auf dem Meere gehabt und allerlei Ware, Silber, Eisen, Zinn und Blei auf deine Märkte gebracht.“ Hier ist also bestimmt gesagt, daſs es durch den Seehandel nach Tyrus kam 8). Öfter wird es mit Blei verwechselt, ähnlich wie das plumbum album der Römer. So heiſst es in Jesaias in einem 1) Siehe Ägypten S. 82. 2) Ezechiel 1, 4. 17 und 82. 3) Ezechiel 1, 7. 4) Esra 8, 27. 5) 3. Mosis 6, 28; 4. Mosis 16, 39; 2. Chronik 4, 16; Esra 8, 27. 6) Z. B. 1. Samuel 17, 5, 6, 38; 2. Samuel 21, 16. 7) Richter 16, 21. 8) Ähn- liche Stellen 4. Mosis 31, 22; Ezechiel 22, 18, 20.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/177>, abgerufen am 27.04.2024.