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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
eingerichtet. Alles Opfergerät war von Erz. Um den Altar lief ein
ehernes Gitter wie ein Netz, mit vier Ringen an seinen vier Ecken 1).
Der Hof der Stiftshütte hatte einen Umhang, der an Säulen befestigt
war, die auf ehernen Füssen ruhten 2). Selbst die Nägel in der Stifts-
hütte waren von Erz 3). Ebenso war der Vorhang an der Thür des
Tempels von fünf Säulen unterstützt, die gegossene, eherne Füsse
hatten 4).

Grosse Massen von Erz schleppte der siegreiche König David auf
seinen Kriegszügen zusammen. Durch die Besiegung des reichen Königs
Hadad-Eser von Syrien gewann er grosse Mengen von Erz aus dessen
Städten Behta und Berothai 5) (oder Tibehath und Chun), woraus
Salomo später das eherne Meer anfertigen liess.

Die grossartigsten Werke in Erzguss liess der reiche und mächtige
König Salomo ausführen: jedoch nicht durch jüdische Künstler, sondern
durch Männer aus Tyrus. Hieraus darf gefolgert werden, dass die
Kunstfertigkeit der Hebräer im Metallguss doch weit zurück stand gegen
die der Phönizier. Der Guss des ehernen Meeres und der grossen
Säulen ist uns umständlich überliefert worden, der Bericht ist für die
Geschichte der metallurgischen Technik von solcher Wichtigkeit, dass,
obgleich wir ihn als bekannt voraussetzen dürfen, wir ihn doch im
Wortlaute hier wiedergeben. König Hiram von Tyrus, der schon mit
David in inniger Freundschaft gelebt hatte, schickte Salomo einen
Künstler, der denselben Namen führte, wie er selbst. Der Bericht im
ersten Buch der Könige lautet 6):

13. Und der König Salomo sandte hin, und liess holen Hiram von Tyrus.

14. Einer Wittwe Sohn, aus dem Stamm Naphtali und sein Vater war ein
Mann von Tyrus gewesen, der war ein Meister im Erz, voll Weisheit, Verstand
und Kunst zu arbeiten allerlei Erzwerke. Da er zum König Salomo kam, machte
er alle seine Werke.

15. Und machte zwei eherne Säulen, eine jegliche 18 Ellen hoch und ein
Faden von 12 Ellen war das Mass um jegliche Säule her.

16. Und machte zwei Knäufe von Erz gegossen, oben auf die Säulen zu setzen
und ein jeglicher Knauf war fünf Ellen hoch.

17. Und es waren an jeglichem Knauf oben auf der Säule sieben geflochtene
Reife, wie Ketten.

18. Und machte an jeglichem Knauf zwei Reihen Granatäpfel umher an einem
Reif, damit der Knauf bedeckt ward.

19. Und die Knäufe waren wie die Rosen vor der Halle, vier Ellen gross.

20. Und der Granatäpfel in den Reihen umher waren 200, oben und unten an
dem Reif, der um den Bauch des Knaufs herging an jeglichem Knauf auf beiden
Säulen.


1) 2. Mosis 27, 1 bis 5.
2) 2. Mosis 29, 9 ff.
3) 2. Mosis 27, 19.
4) 2. Mosis 26, 37.
5) 2. Samuel 8, 8.
6) 1. Könige 7, 13 bis 47 (M. Luther).

Syrien.
eingerichtet. Alles Opfergerät war von Erz. Um den Altar lief ein
ehernes Gitter wie ein Netz, mit vier Ringen an seinen vier Ecken 1).
Der Hof der Stiftshütte hatte einen Umhang, der an Säulen befestigt
war, die auf ehernen Füſsen ruhten 2). Selbst die Nägel in der Stifts-
hütte waren von Erz 3). Ebenso war der Vorhang an der Thür des
Tempels von fünf Säulen unterstützt, die gegossene, eherne Füſse
hatten 4).

Groſse Massen von Erz schleppte der siegreiche König David auf
seinen Kriegszügen zusammen. Durch die Besiegung des reichen Königs
Hadad-Eser von Syrien gewann er groſse Mengen von Erz aus dessen
Städten Behta und Berothai 5) (oder Tibehath und Chun), woraus
Salomo später das eherne Meer anfertigen lieſs.

Die groſsartigsten Werke in Erzguſs lieſs der reiche und mächtige
König Salomo ausführen: jedoch nicht durch jüdische Künstler, sondern
durch Männer aus Tyrus. Hieraus darf gefolgert werden, daſs die
Kunstfertigkeit der Hebräer im Metallguſs doch weit zurück stand gegen
die der Phönizier. Der Guſs des ehernen Meeres und der groſsen
Säulen ist uns umständlich überliefert worden, der Bericht ist für die
Geschichte der metallurgischen Technik von solcher Wichtigkeit, daſs,
obgleich wir ihn als bekannt voraussetzen dürfen, wir ihn doch im
Wortlaute hier wiedergeben. König Hiram von Tyrus, der schon mit
David in inniger Freundschaft gelebt hatte, schickte Salomo einen
Künstler, der denselben Namen führte, wie er selbst. Der Bericht im
ersten Buch der Könige lautet 6):

13. Und der König Salomo sandte hin, und lieſs holen Hiram von Tyrus.

14. Einer Wittwe Sohn, aus dem Stamm Naphtali und sein Vater war ein
Mann von Tyrus gewesen, der war ein Meister im Erz, voll Weisheit, Verstand
und Kunst zu arbeiten allerlei Erzwerke. Da er zum König Salomo kam, machte
er alle seine Werke.

15. Und machte zwei eherne Säulen, eine jegliche 18 Ellen hoch und ein
Faden von 12 Ellen war das Maſs um jegliche Säule her.

16. Und machte zwei Knäufe von Erz gegossen, oben auf die Säulen zu setzen
und ein jeglicher Knauf war fünf Ellen hoch.

17. Und es waren an jeglichem Knauf oben auf der Säule sieben geflochtene
Reife, wie Ketten.

18. Und machte an jeglichem Knauf zwei Reihen Granatäpfel umher an einem
Reif, damit der Knauf bedeckt ward.

19. Und die Knäufe waren wie die Rosen vor der Halle, vier Ellen groſs.

20. Und der Granatäpfel in den Reihen umher waren 200, oben und unten an
dem Reif, der um den Bauch des Knaufs herging an jeglichem Knauf auf beiden
Säulen.


1) 2. Mosis 27, 1 bis 5.
2) 2. Mosis 29, 9 ff.
3) 2. Mosis 27, 19.
4) 2. Mosis 26, 37.
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[153/0175] Syrien. eingerichtet. Alles Opfergerät war von Erz. Um den Altar lief ein ehernes Gitter wie ein Netz, mit vier Ringen an seinen vier Ecken 1). Der Hof der Stiftshütte hatte einen Umhang, der an Säulen befestigt war, die auf ehernen Füſsen ruhten 2). Selbst die Nägel in der Stifts- hütte waren von Erz 3). Ebenso war der Vorhang an der Thür des Tempels von fünf Säulen unterstützt, die gegossene, eherne Füſse hatten 4). Groſse Massen von Erz schleppte der siegreiche König David auf seinen Kriegszügen zusammen. Durch die Besiegung des reichen Königs Hadad-Eser von Syrien gewann er groſse Mengen von Erz aus dessen Städten Behta und Berothai 5) (oder Tibehath und Chun), woraus Salomo später das eherne Meer anfertigen lieſs. Die groſsartigsten Werke in Erzguſs lieſs der reiche und mächtige König Salomo ausführen: jedoch nicht durch jüdische Künstler, sondern durch Männer aus Tyrus. Hieraus darf gefolgert werden, daſs die Kunstfertigkeit der Hebräer im Metallguſs doch weit zurück stand gegen die der Phönizier. Der Guſs des ehernen Meeres und der groſsen Säulen ist uns umständlich überliefert worden, der Bericht ist für die Geschichte der metallurgischen Technik von solcher Wichtigkeit, daſs, obgleich wir ihn als bekannt voraussetzen dürfen, wir ihn doch im Wortlaute hier wiedergeben. König Hiram von Tyrus, der schon mit David in inniger Freundschaft gelebt hatte, schickte Salomo einen Künstler, der denselben Namen führte, wie er selbst. Der Bericht im ersten Buch der Könige lautet 6): 13. Und der König Salomo sandte hin, und lieſs holen Hiram von Tyrus. 14. Einer Wittwe Sohn, aus dem Stamm Naphtali und sein Vater war ein Mann von Tyrus gewesen, der war ein Meister im Erz, voll Weisheit, Verstand und Kunst zu arbeiten allerlei Erzwerke. Da er zum König Salomo kam, machte er alle seine Werke. 15. Und machte zwei eherne Säulen, eine jegliche 18 Ellen hoch und ein Faden von 12 Ellen war das Maſs um jegliche Säule her. 16. Und machte zwei Knäufe von Erz gegossen, oben auf die Säulen zu setzen und ein jeglicher Knauf war fünf Ellen hoch. 17. Und es waren an jeglichem Knauf oben auf der Säule sieben geflochtene Reife, wie Ketten. 18. Und machte an jeglichem Knauf zwei Reihen Granatäpfel umher an einem Reif, damit der Knauf bedeckt ward. 19. Und die Knäufe waren wie die Rosen vor der Halle, vier Ellen groſs. 20. Und der Granatäpfel in den Reihen umher waren 200, oben und unten an dem Reif, der um den Bauch des Knaufs herging an jeglichem Knauf auf beiden Säulen. 1) 2. Mosis 27, 1 bis 5. 2) 2. Mosis 29, 9 ff. 3) 2. Mosis 27, 19. 4) 2. Mosis 26, 37. 5) 2. Samuel 8, 8. 6) 1. Könige 7, 13 bis 47 (M. Luther).

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/175>, abgerufen am 28.04.2024.