entwarf (das Bild) mit einem Griffel und machte ein gegossenes Kalb 1)."
Indessen lässt sich kaum annehmen, dass Aaron im stande war, ein grosses Götzenbild, welches das ganze Lager der Israeliten anbeten sollte, aus einer Masse von Metall zu giessen. Ziehen wir in betracht, dass alle älteren Götzenbilder jener Zeit aus Holz hergestellt und nur mit Goldblech und gegossenen Teilen verziert waren, erwägen wir ferner die darauffolgende Stelle des Chronisten 2): "Mosis nahm das Kalb, das sie gemacht hatten und verbrannte es mit Feuer und zer- malmte es zu Pulver, stäubte dieses auf das Wasser und gab es den Kindern Israel zu trinken", so müssen wir annehmen, dass der eigent- liche Körper des Götzenbildes aus Holz bestand, dass auf dieses Holz- gerüst sich die letzterwähnte Stelle bezieht und dass nur die Aus- schmückung des Stierbildes aus Gold bestand. Die Hauptteile dieser dekorativen Umkleidung waren gegossen. Gold zu vergiessen erfordert eine höhere Temperatur als zum Erzguss nötig ist. War den Israeliten jener Periode das Erz überhaupt bekannt, so lässt sich daraus wohl folgern, dass sie auch den Erzguss kannten. Hierfür haben wir aber auch das direkte Zeugnis des Verfassers des zweiten Buches Mosis in der Beschreibung der Einrichtung der Stiftshütte.
Die Kinder Israels hatten beim Auszug aus Ägypten grosse Mengen von Gold, Silber und Erz mitgenommen, welches sie sogar zum Teil durch Betrug den Ägyptern weggenommen hatten. Nachdem Mosis die Gebote Jehovas verkündet hatte, ordnete er den Bau eines Tempels, der Stiftshütte, an und schrieb hierzu Abgaben, "die Hebeopfer" aus, und zwar in erster Linie Gold, Silber und Erz. Die Juden spendeten so reichlich, dass Mosis mehr hatte, als nötig war. Auf Gottes Befehl liess er die Bundeslade, den Gnadenstuhl, den Tisch für die Schau- brote, den Leuchter des Tempels, den Räucheraltar und die Stiftshütte machen. Alle diese Kunstwerke waren aus Holz hergestellt, mit Gold, Silber, Kupfer und Erz verziert und verstärkt.
An der Bundeslade waren die vier Ringe an den Ecken zum Tra- gen mittels durchsteckter Stangen aus Gold gegossen3). Die zwei Cherubine auf dem Gnadenstuhl waren von Gold getrieben. Das grösste Kunstwerk ganz aus Gold war der siebenarmige Leuchter, an dem ein Zentner Gold war. An den Teppichen der Stiftshütte waren die Hefte aus Erz 4). Der Brandopferaltar war von Föhrenholz mit Erz (Kupfer) überzogen, hatte gegossene Ringe an den Ecken und war zum Tragen
1) Ebenso 5. Mosis 9, 16.
2) 2. Mosis 32, 20.
3) 2. Mosis 24, 12.
4) 2 Mosis 26, 11.
Syrien.
entwarf (das Bild) mit einem Griffel und machte ein gegossenes Kalb 1).“
Indessen läſst sich kaum annehmen, daſs Aaron im stande war, ein groſses Götzenbild, welches das ganze Lager der Israeliten anbeten sollte, aus einer Masse von Metall zu gieſsen. Ziehen wir in betracht, daſs alle älteren Götzenbilder jener Zeit aus Holz hergestellt und nur mit Goldblech und gegossenen Teilen verziert waren, erwägen wir ferner die darauffolgende Stelle des Chronisten 2): „Mosis nahm das Kalb, das sie gemacht hatten und verbrannte es mit Feuer und zer- malmte es zu Pulver, stäubte dieses auf das Wasser und gab es den Kindern Israel zu trinken“, so müssen wir annehmen, daſs der eigent- liche Körper des Götzenbildes aus Holz bestand, daſs auf dieses Holz- gerüst sich die letzterwähnte Stelle bezieht und daſs nur die Aus- schmückung des Stierbildes aus Gold bestand. Die Hauptteile dieser dekorativen Umkleidung waren gegossen. Gold zu vergieſsen erfordert eine höhere Temperatur als zum Erzguſs nötig ist. War den Israeliten jener Periode das Erz überhaupt bekannt, so läſst sich daraus wohl folgern, daſs sie auch den Erzguſs kannten. Hierfür haben wir aber auch das direkte Zeugnis des Verfassers des zweiten Buches Mosis in der Beschreibung der Einrichtung der Stiftshütte.
Die Kinder Israels hatten beim Auszug aus Ägypten groſse Mengen von Gold, Silber und Erz mitgenommen, welches sie sogar zum Teil durch Betrug den Ägyptern weggenommen hatten. Nachdem Mosis die Gebote Jehovas verkündet hatte, ordnete er den Bau eines Tempels, der Stiftshütte, an und schrieb hierzu Abgaben, „die Hebeopfer“ aus, und zwar in erster Linie Gold, Silber und Erz. Die Juden spendeten so reichlich, daſs Mosis mehr hatte, als nötig war. Auf Gottes Befehl lieſs er die Bundeslade, den Gnadenstuhl, den Tisch für die Schau- brote, den Leuchter des Tempels, den Räucheraltar und die Stiftshütte machen. Alle diese Kunstwerke waren aus Holz hergestellt, mit Gold, Silber, Kupfer und Erz verziert und verstärkt.
An der Bundeslade waren die vier Ringe an den Ecken zum Tra- gen mittels durchsteckter Stangen aus Gold gegossen3). Die zwei Cherubine auf dem Gnadenstuhl waren von Gold getrieben. Das gröſste Kunstwerk ganz aus Gold war der siebenarmige Leuchter, an dem ein Zentner Gold war. An den Teppichen der Stiftshütte waren die Hefte aus Erz 4). Der Brandopferaltar war von Föhrenholz mit Erz (Kupfer) überzogen, hatte gegossene Ringe an den Ecken und war zum Tragen
1) Ebenso 5. Mosis 9, 16.
2) 2. Mosis 32, 20.
3) 2. Mosis 24, 12.
4) 2 Mosis 26, 11.
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Syrien.
entwarf (das Bild) mit einem Griffel und machte ein gegossenes
Kalb 1).“
Indessen läſst sich kaum annehmen, daſs Aaron im stande war,
ein groſses Götzenbild, welches das ganze Lager der Israeliten anbeten
sollte, aus einer Masse von Metall zu gieſsen. Ziehen wir in betracht,
daſs alle älteren Götzenbilder jener Zeit aus Holz hergestellt und nur
mit Goldblech und gegossenen Teilen verziert waren, erwägen wir
ferner die darauffolgende Stelle des Chronisten 2): „Mosis nahm das
Kalb, das sie gemacht hatten und verbrannte es mit Feuer und zer-
malmte es zu Pulver, stäubte dieses auf das Wasser und gab es den
Kindern Israel zu trinken“, so müssen wir annehmen, daſs der eigent-
liche Körper des Götzenbildes aus Holz bestand, daſs auf dieses Holz-
gerüst sich die letzterwähnte Stelle bezieht und daſs nur die Aus-
schmückung des Stierbildes aus Gold bestand. Die Hauptteile dieser
dekorativen Umkleidung waren gegossen. Gold zu vergieſsen erfordert
eine höhere Temperatur als zum Erzguſs nötig ist. War den Israeliten
jener Periode das Erz überhaupt bekannt, so läſst sich daraus wohl
folgern, daſs sie auch den Erzguſs kannten. Hierfür haben wir aber
auch das direkte Zeugnis des Verfassers des zweiten Buches Mosis in
der Beschreibung der Einrichtung der Stiftshütte.
Die Kinder Israels hatten beim Auszug aus Ägypten groſse Mengen
von Gold, Silber und Erz mitgenommen, welches sie sogar zum Teil
durch Betrug den Ägyptern weggenommen hatten. Nachdem Mosis die
Gebote Jehovas verkündet hatte, ordnete er den Bau eines Tempels,
der Stiftshütte, an und schrieb hierzu Abgaben, „die Hebeopfer“ aus,
und zwar in erster Linie Gold, Silber und Erz. Die Juden spendeten
so reichlich, daſs Mosis mehr hatte, als nötig war. Auf Gottes Befehl
lieſs er die Bundeslade, den Gnadenstuhl, den Tisch für die Schau-
brote, den Leuchter des Tempels, den Räucheraltar und die Stiftshütte
machen. Alle diese Kunstwerke waren aus Holz hergestellt, mit Gold,
Silber, Kupfer und Erz verziert und verstärkt.
An der Bundeslade waren die vier Ringe an den Ecken zum Tra-
gen mittels durchsteckter Stangen aus Gold gegossen 3). Die zwei
Cherubine auf dem Gnadenstuhl waren von Gold getrieben. Das gröſste
Kunstwerk ganz aus Gold war der siebenarmige Leuchter, an dem ein
Zentner Gold war. An den Teppichen der Stiftshütte waren die Hefte
aus Erz 4). Der Brandopferaltar war von Föhrenholz mit Erz (Kupfer)
überzogen, hatte gegossene Ringe an den Ecken und war zum Tragen
1) Ebenso 5. Mosis 9, 16.
2) 2. Mosis 32, 20.
3) 2. Mosis 24, 12.
4) 2 Mosis 26, 11.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/174>, abgerufen am 30.11.2024.
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