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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
Hetiter führten, geht hervor, dass diese reich an Metallen waren und
sie vorzüglich zu verarbeiten verstanden. Sie zahlen reichen Tribut
an die Pharaonen von Gold, Silber, Erz, Elfenbein, Ebenholz und Lapis
Lazuli (chesbet) und Edelsteinen u. s. w., Dinge, die sie nicht nur durch
den Handel erworben haben können, und die das Alter des kananitischen
Handels und den Reichtum seiner Herrscher beweisen. Unter diesen
Tributgaben werden besonders gerühmt und abgebildet die kunst-
vollen Metallvasen, die aus getriebenem Erz gewesen zu sein scheinen.

Dass die Kananiter Kupfer und Eisen in ihrem Lande gewannen
und reich an Metallen waren, wird uns durch die Überlieferungen der
heiligen Schrift bestätigt. Jehova führt sein Volk in ein Land, "da du
Brot genug zu essen hast, da auch nichts mangelt; ein Land, dessen
Steine Eisen sind und da du Erz (d. h. Kupfer) aus den Bergen hauest" 1).
Aus dieser Stelle erweist sich, um dies nebenher zu erwähnen, recht
deutlich, wie verkehrt die gebräuchliche Übersetzung des n'choschet
mit Erz, statt mit Kupfer ist, denn die künstlich bereitete Kupfer-
Zinnbronze kann man nicht aus den Bergen hauen, hier ist also nur
Kupfer richtig. Der Metallreichtum der Kananiter, insbesondere auch
an kunstvollen Erzvasen, wird bestätigt durch die Mitteilungen über
die Einnahme von Jericho 2), welche die Gefässe von Kupfer besonders
hervorheben. Sie wurden im Tempelschatz aufgestellt. Es ist wohl
anzunehmen, dass hier Gefässe aus Erz gemeint sind, ähnliche Arbeiten,
wie die von Homer gepriesenen sidonischen Mischkrüge. Derselben
Art waren auch die goldenen, silbernen und ehernen Gefässe, welche
der König von Hamat David zum Geschenk machte 3).

Indessen waren auch die Hebräer zur Zeit des Mosis mit dem Erz
bereits bekannt. Dies geht bestimmt aus den Angaben über den Bau
der Stiftshütte und die Anfertigung der Bundeslade hervor. Mosis
richtete bereits in der Wüste ein ehernes Schlangenbild auf zur Heilung
der von den giftigen Schlangen gebissenen Israeliten. Das Bild der
Schlange, aus Ägypten mitgebracht, blieb auch noch später Symbol
der Heilkraft, und sogar ein Mittel zur Heilung. Ob es gegossen war,
erfahren wir nicht. Es lässt sich deshalb auch nicht entscheiden, ob
es von Erz oder Kupfer war. Dass aber die Israeliten beim Exodus
die Kunst des Metallgusses bereits kannten, geht aus der Aufrichtung
des goldenen Kalbes (des ägyptischen Apis) hervor. Es heisst 4) ganz
bestimmt: "Da riss alles Volk seine goldenen Ohrringe von den Ohren
und brachte sie zu Aaron. Und er nahm sie von ihren Händen und

1) 5. Mosis 8, 9.
2) S. Josua 6, 9 und 24.
3) I. Chronik 18, 10.
4) 2. Mosis
32, 3 und 4.

Syrien.
Hetiter führten, geht hervor, daſs diese reich an Metallen waren und
sie vorzüglich zu verarbeiten verstanden. Sie zahlen reichen Tribut
an die Pharaonen von Gold, Silber, Erz, Elfenbein, Ebenholz und Lapis
Lazuli (chesbet) und Edelsteinen u. s. w., Dinge, die sie nicht nur durch
den Handel erworben haben können, und die das Alter des kananitischen
Handels und den Reichtum seiner Herrscher beweisen. Unter diesen
Tributgaben werden besonders gerühmt und abgebildet die kunst-
vollen Metallvasen, die aus getriebenem Erz gewesen zu sein scheinen.

Daſs die Kananiter Kupfer und Eisen in ihrem Lande gewannen
und reich an Metallen waren, wird uns durch die Überlieferungen der
heiligen Schrift bestätigt. Jehova führt sein Volk in ein Land, „da du
Brot genug zu essen hast, da auch nichts mangelt; ein Land, dessen
Steine Eisen sind und da du Erz (d. h. Kupfer) aus den Bergen hauest“ 1).
Aus dieser Stelle erweist sich, um dies nebenher zu erwähnen, recht
deutlich, wie verkehrt die gebräuchliche Übersetzung des n’choschet
mit Erz, statt mit Kupfer ist, denn die künstlich bereitete Kupfer-
Zinnbronze kann man nicht aus den Bergen hauen, hier ist also nur
Kupfer richtig. Der Metallreichtum der Kananiter, insbesondere auch
an kunstvollen Erzvasen, wird bestätigt durch die Mitteilungen über
die Einnahme von Jericho 2), welche die Gefäſse von Kupfer besonders
hervorheben. Sie wurden im Tempelschatz aufgestellt. Es ist wohl
anzunehmen, daſs hier Gefäſse aus Erz gemeint sind, ähnliche Arbeiten,
wie die von Homer gepriesenen sidonischen Mischkrüge. Derselben
Art waren auch die goldenen, silbernen und ehernen Gefäſse, welche
der König von Hamat David zum Geschenk machte 3).

Indessen waren auch die Hebräer zur Zeit des Mosis mit dem Erz
bereits bekannt. Dies geht bestimmt aus den Angaben über den Bau
der Stiftshütte und die Anfertigung der Bundeslade hervor. Mosis
richtete bereits in der Wüste ein ehernes Schlangenbild auf zur Heilung
der von den giftigen Schlangen gebissenen Israeliten. Das Bild der
Schlange, aus Ägypten mitgebracht, blieb auch noch später Symbol
der Heilkraft, und sogar ein Mittel zur Heilung. Ob es gegossen war,
erfahren wir nicht. Es läſst sich deshalb auch nicht entscheiden, ob
es von Erz oder Kupfer war. Daſs aber die Israeliten beim Exodus
die Kunst des Metallgusses bereits kannten, geht aus der Aufrichtung
des goldenen Kalbes (des ägyptischen Apis) hervor. Es heiſst 4) ganz
bestimmt: „Da riſs alles Volk seine goldenen Ohrringe von den Ohren
und brachte sie zu Aaron. Und er nahm sie von ihren Händen und

1) 5. Mosis 8, 9.
2) S. Josua 6, 9 und 24.
3) I. Chronik 18, 10.
4) 2. Mosis
32, 3 und 4.
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[151/0173] Syrien. Hetiter führten, geht hervor, daſs diese reich an Metallen waren und sie vorzüglich zu verarbeiten verstanden. Sie zahlen reichen Tribut an die Pharaonen von Gold, Silber, Erz, Elfenbein, Ebenholz und Lapis Lazuli (chesbet) und Edelsteinen u. s. w., Dinge, die sie nicht nur durch den Handel erworben haben können, und die das Alter des kananitischen Handels und den Reichtum seiner Herrscher beweisen. Unter diesen Tributgaben werden besonders gerühmt und abgebildet die kunst- vollen Metallvasen, die aus getriebenem Erz gewesen zu sein scheinen. Daſs die Kananiter Kupfer und Eisen in ihrem Lande gewannen und reich an Metallen waren, wird uns durch die Überlieferungen der heiligen Schrift bestätigt. Jehova führt sein Volk in ein Land, „da du Brot genug zu essen hast, da auch nichts mangelt; ein Land, dessen Steine Eisen sind und da du Erz (d. h. Kupfer) aus den Bergen hauest“ 1). Aus dieser Stelle erweist sich, um dies nebenher zu erwähnen, recht deutlich, wie verkehrt die gebräuchliche Übersetzung des n’choschet mit Erz, statt mit Kupfer ist, denn die künstlich bereitete Kupfer- Zinnbronze kann man nicht aus den Bergen hauen, hier ist also nur Kupfer richtig. Der Metallreichtum der Kananiter, insbesondere auch an kunstvollen Erzvasen, wird bestätigt durch die Mitteilungen über die Einnahme von Jericho 2), welche die Gefäſse von Kupfer besonders hervorheben. Sie wurden im Tempelschatz aufgestellt. Es ist wohl anzunehmen, daſs hier Gefäſse aus Erz gemeint sind, ähnliche Arbeiten, wie die von Homer gepriesenen sidonischen Mischkrüge. Derselben Art waren auch die goldenen, silbernen und ehernen Gefäſse, welche der König von Hamat David zum Geschenk machte 3). Indessen waren auch die Hebräer zur Zeit des Mosis mit dem Erz bereits bekannt. Dies geht bestimmt aus den Angaben über den Bau der Stiftshütte und die Anfertigung der Bundeslade hervor. Mosis richtete bereits in der Wüste ein ehernes Schlangenbild auf zur Heilung der von den giftigen Schlangen gebissenen Israeliten. Das Bild der Schlange, aus Ägypten mitgebracht, blieb auch noch später Symbol der Heilkraft, und sogar ein Mittel zur Heilung. Ob es gegossen war, erfahren wir nicht. Es läſst sich deshalb auch nicht entscheiden, ob es von Erz oder Kupfer war. Daſs aber die Israeliten beim Exodus die Kunst des Metallgusses bereits kannten, geht aus der Aufrichtung des goldenen Kalbes (des ägyptischen Apis) hervor. Es heiſst 4) ganz bestimmt: „Da riſs alles Volk seine goldenen Ohrringe von den Ohren und brachte sie zu Aaron. Und er nahm sie von ihren Händen und 1) 5. Mosis 8, 9. 2) S. Josua 6, 9 und 24. 3) I. Chronik 18, 10. 4) 2. Mosis 32, 3 und 4.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/173>, abgerufen am 28.04.2024.