Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Semiten.
Eisen und habe den sikot (?) mit silbernen und eisernen Platten um-
geben 1)."

Eine andere: "Ich Sardanapal (III.) habe diesen Palast gegrün-
det . . . . ich habe eine Bedeckung von Eisen daran gemacht . . . . ich
habe ein Zimmerwerk von Sandelholz gemacht und es umkleidet mit
Ringen von Eisen 2)."

In Babylon gab es sogar Götzenbilder von Eisen. Ob dies auch
Holzbilder waren, mit Eisenblech umkleidet, lässt sich nicht entscheiden.

Der Eisenguss war den Chaldäern, wie den übrigen Völkern des
Altertums unbekannt. Dagegen haben sich interessante Kombinationen
von Bronzeguss mit Eisen gefunden. In einer Erzvase fand Layard
eine Anzahl gegossener Bronzeglöckchen mit eisernen Klöppeln, wie sie
wahrscheinlich die gewappneten Pferde trugen 3). Unter kupfernen
Kesseln fand er zerbrochene Füsse in Gestalt von Löwentatzen in Erz
gegossen, mit Resten von eisernen Ringen und Stangen, wahrscheinlich
alles Teile eines Dreifusses, der als Untergestell des Kessels diente.
Diese Löwenfüsse bieten das grösste Interesse dar, denn die Bronze ist
hier um die Stangen von Eisen herumgegossen 4). Durch die Ausdehnung,
die der Eisenkern durch das Rosten erfahren hat, war bei den meisten
die Bronze auseinandergeplatzt. Der Guss selbst war durchaus fehler-
frei und die Berührung zwischen Eisen und Erz vollkommen. Augen-
scheinlich war das Erz um das Eisen gegossen und nicht das Eisen
nachträglich in die Bronze hineingesteckt. -- Wir haben bereits einen
ähnlichen Fund aus Ägypten kennen gelernt, dasselbe Verfahren kommt
bei griechisch-römischen Kandelabern vor. Die Bronze hatte nach Percys
Analyse die Zusammensetzung von 88,37 Proz. Kupfer und 11,33 Proz.
Zinn. Der Eisenkern dient jedenfalls mehr der Festigkeit als zur Er-
sparnis an wertvollerem Material. Wenn man die ausserordentlichen
Leistungen der Assyrer auch auf diesem Gebiete der Technik ins Auge
fasst, so würde unser Staunen über diese Vielseitigkeit des kriegerischen
Volkes ganz masslos sein, wenn wir nicht wüssten, dass diese Werke
doch nur zum geringen Teil ihrem eigenen Genie zu danken sind. Den
grössten Anteil daran haben die Künstler und Handwerker der durch
die Assyrer unterworfenen Gebiete, welche die assyrischen Herrscher
ganz systematisch in die Gefangenschaft nach ihrer Residenz schleppten,

1) Siehe Oppert, expedition en Mesopotamie 1. III, p. 3.
2) Siehe Oppert, a. a. O, 1. V.
3) Siehe Layard, Niniveh und Babylon, p. 177.
4) Siehe Dr. Percys Beschreibung in dem Anhang zu Layards Niniveh und
Babylon, p. 670.

Die Semiten.
Eisen und habe den sikot (?) mit silbernen und eisernen Platten um-
geben 1).“

Eine andere: „Ich Sardanapal (III.) habe diesen Palast gegrün-
det . . . . ich habe eine Bedeckung von Eisen daran gemacht . . . . ich
habe ein Zimmerwerk von Sandelholz gemacht und es umkleidet mit
Ringen von Eisen 2).“

In Babylon gab es sogar Götzenbilder von Eisen. Ob dies auch
Holzbilder waren, mit Eisenblech umkleidet, läſst sich nicht entscheiden.

Der Eisenguſs war den Chaldäern, wie den übrigen Völkern des
Altertums unbekannt. Dagegen haben sich interessante Kombinationen
von Bronzeguſs mit Eisen gefunden. In einer Erzvase fand Layard
eine Anzahl gegossener Bronzeglöckchen mit eisernen Klöppeln, wie sie
wahrscheinlich die gewappneten Pferde trugen 3). Unter kupfernen
Kesseln fand er zerbrochene Füſse in Gestalt von Löwentatzen in Erz
gegossen, mit Resten von eisernen Ringen und Stangen, wahrscheinlich
alles Teile eines Dreifuſses, der als Untergestell des Kessels diente.
Diese Löwenfüſse bieten das gröſste Interesse dar, denn die Bronze ist
hier um die Stangen von Eisen herumgegossen 4). Durch die Ausdehnung,
die der Eisenkern durch das Rosten erfahren hat, war bei den meisten
die Bronze auseinandergeplatzt. Der Guſs selbst war durchaus fehler-
frei und die Berührung zwischen Eisen und Erz vollkommen. Augen-
scheinlich war das Erz um das Eisen gegossen und nicht das Eisen
nachträglich in die Bronze hineingesteckt. — Wir haben bereits einen
ähnlichen Fund aus Ägypten kennen gelernt, dasſelbe Verfahren kommt
bei griechisch-römischen Kandelabern vor. Die Bronze hatte nach Percys
Analyse die Zusammensetzung von 88,37 Proz. Kupfer und 11,33 Proz.
Zinn. Der Eisenkern dient jedenfalls mehr der Festigkeit als zur Er-
sparnis an wertvollerem Material. Wenn man die auſserordentlichen
Leistungen der Assyrer auch auf diesem Gebiete der Technik ins Auge
faſst, so würde unser Staunen über diese Vielseitigkeit des kriegerischen
Volkes ganz maſslos sein, wenn wir nicht wüſsten, daſs diese Werke
doch nur zum geringen Teil ihrem eigenen Genie zu danken sind. Den
gröſsten Anteil daran haben die Künstler und Handwerker der durch
die Assyrer unterworfenen Gebiete, welche die assyrischen Herrscher
ganz systematisch in die Gefangenschaft nach ihrer Residenz schleppten,

1) Siehe Oppert, expedition en Mesopotamie 1. III, p. 3.
2) Siehe Oppert, a. a. O, 1. V.
3) Siehe Layard, Niniveh und Babylon, p. 177.
4) Siehe Dr. Percys Beschreibung in dem Anhang zu Layards Niniveh und
Babylon, p. 670.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0162" n="140"/><fw place="top" type="header">Die Semiten.</fw><lb/>
Eisen und habe den sikot (?) mit silbernen und eisernen Platten um-<lb/>
geben <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Oppert</hi>, expedition en Mesopotamie 1. III, p. 3.</note>.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Eine andere: &#x201E;Ich Sardanapal (III.) habe diesen Palast gegrün-<lb/>
det . . . . ich habe eine Bedeckung von Eisen daran gemacht . . . . ich<lb/>
habe ein Zimmerwerk von Sandelholz gemacht und es umkleidet mit<lb/>
Ringen von Eisen <note place="foot" n="2)">Siehe <hi rendition="#g">Oppert</hi>, a. a. O, 1. V.</note>.&#x201C;</p><lb/>
            <p>In Babylon gab es sogar Götzenbilder von Eisen. Ob dies auch<lb/>
Holzbilder waren, mit Eisenblech umkleidet, lä&#x017F;st sich nicht entscheiden.</p><lb/>
            <p>Der Eisengu&#x017F;s war den Chaldäern, wie den übrigen Völkern des<lb/>
Altertums unbekannt. Dagegen haben sich interessante Kombinationen<lb/>
von Bronzegu&#x017F;s mit Eisen gefunden. In einer Erzvase fand Layard<lb/>
eine Anzahl gegossener Bronzeglöckchen mit eisernen Klöppeln, wie sie<lb/>
wahrscheinlich die gewappneten Pferde trugen <note place="foot" n="3)">Siehe <hi rendition="#g">Layard</hi>, Niniveh und Babylon, p. 177.</note>. Unter kupfernen<lb/>
Kesseln fand er zerbrochene Fü&#x017F;se in Gestalt von Löwentatzen in Erz<lb/>
gegossen, mit Resten von eisernen Ringen und Stangen, wahrscheinlich<lb/>
alles Teile eines Dreifu&#x017F;ses, der als Untergestell des Kessels diente.<lb/>
Diese Löwenfü&#x017F;se bieten das grö&#x017F;ste Interesse dar, denn die Bronze ist<lb/>
hier um die Stangen von Eisen herumgegossen <note place="foot" n="4)">Siehe Dr. <hi rendition="#g">Percys</hi> Beschreibung in dem Anhang zu Layards Niniveh und<lb/>
Babylon, p. 670.</note>. Durch die Ausdehnung,<lb/>
die der Eisenkern durch das Rosten erfahren hat, war bei den meisten<lb/>
die Bronze auseinandergeplatzt. Der Gu&#x017F;s selbst war durchaus fehler-<lb/>
frei und die Berührung zwischen Eisen und Erz vollkommen. Augen-<lb/>
scheinlich war das Erz um das Eisen gegossen und nicht das Eisen<lb/>
nachträglich in die Bronze hineingesteckt. &#x2014; Wir haben bereits einen<lb/>
ähnlichen Fund aus Ägypten kennen gelernt, das&#x017F;elbe Verfahren kommt<lb/>
bei griechisch-römischen Kandelabern vor. Die Bronze hatte nach Percys<lb/>
Analyse die Zusammensetzung von 88,37 Proz. Kupfer und 11,33 Proz.<lb/>
Zinn. Der Eisenkern dient jedenfalls mehr der Festigkeit als zur Er-<lb/>
sparnis an wertvollerem Material. Wenn man die au&#x017F;serordentlichen<lb/>
Leistungen der Assyrer auch auf diesem Gebiete der Technik ins Auge<lb/>
fa&#x017F;st, so würde unser Staunen über diese Vielseitigkeit des kriegerischen<lb/>
Volkes ganz ma&#x017F;slos sein, wenn wir nicht wü&#x017F;sten, da&#x017F;s diese Werke<lb/>
doch nur zum geringen Teil ihrem eigenen Genie zu danken sind. Den<lb/>
grö&#x017F;sten Anteil daran haben die Künstler und Handwerker der durch<lb/>
die Assyrer unterworfenen Gebiete, welche die assyrischen Herrscher<lb/>
ganz systematisch in die Gefangenschaft nach ihrer Residenz schleppten,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0162] Die Semiten. Eisen und habe den sikot (?) mit silbernen und eisernen Platten um- geben 1).“ Eine andere: „Ich Sardanapal (III.) habe diesen Palast gegrün- det . . . . ich habe eine Bedeckung von Eisen daran gemacht . . . . ich habe ein Zimmerwerk von Sandelholz gemacht und es umkleidet mit Ringen von Eisen 2).“ In Babylon gab es sogar Götzenbilder von Eisen. Ob dies auch Holzbilder waren, mit Eisenblech umkleidet, läſst sich nicht entscheiden. Der Eisenguſs war den Chaldäern, wie den übrigen Völkern des Altertums unbekannt. Dagegen haben sich interessante Kombinationen von Bronzeguſs mit Eisen gefunden. In einer Erzvase fand Layard eine Anzahl gegossener Bronzeglöckchen mit eisernen Klöppeln, wie sie wahrscheinlich die gewappneten Pferde trugen 3). Unter kupfernen Kesseln fand er zerbrochene Füſse in Gestalt von Löwentatzen in Erz gegossen, mit Resten von eisernen Ringen und Stangen, wahrscheinlich alles Teile eines Dreifuſses, der als Untergestell des Kessels diente. Diese Löwenfüſse bieten das gröſste Interesse dar, denn die Bronze ist hier um die Stangen von Eisen herumgegossen 4). Durch die Ausdehnung, die der Eisenkern durch das Rosten erfahren hat, war bei den meisten die Bronze auseinandergeplatzt. Der Guſs selbst war durchaus fehler- frei und die Berührung zwischen Eisen und Erz vollkommen. Augen- scheinlich war das Erz um das Eisen gegossen und nicht das Eisen nachträglich in die Bronze hineingesteckt. — Wir haben bereits einen ähnlichen Fund aus Ägypten kennen gelernt, dasſelbe Verfahren kommt bei griechisch-römischen Kandelabern vor. Die Bronze hatte nach Percys Analyse die Zusammensetzung von 88,37 Proz. Kupfer und 11,33 Proz. Zinn. Der Eisenkern dient jedenfalls mehr der Festigkeit als zur Er- sparnis an wertvollerem Material. Wenn man die auſserordentlichen Leistungen der Assyrer auch auf diesem Gebiete der Technik ins Auge faſst, so würde unser Staunen über diese Vielseitigkeit des kriegerischen Volkes ganz maſslos sein, wenn wir nicht wüſsten, daſs diese Werke doch nur zum geringen Teil ihrem eigenen Genie zu danken sind. Den gröſsten Anteil daran haben die Künstler und Handwerker der durch die Assyrer unterworfenen Gebiete, welche die assyrischen Herrscher ganz systematisch in die Gefangenschaft nach ihrer Residenz schleppten, 1) Siehe Oppert, expedition en Mesopotamie 1. III, p. 3. 2) Siehe Oppert, a. a. O, 1. V. 3) Siehe Layard, Niniveh und Babylon, p. 177. 4) Siehe Dr. Percys Beschreibung in dem Anhang zu Layards Niniveh und Babylon, p. 670.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/162
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/162>, abgerufen am 27.04.2024.