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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Semiten.
lange, schmale, degenförmige Schwert mit reichverziertem Griff aus
poliertem Holz oder Elfenbein mit kunstvollem Metallbeschlag und mit
schön dekorierter Scheide (Fig. 28, 1, 2, 3). Bei den Kriegern der Leib-
garde, die aus der Elite aller unterworfenen Völker in ihrer nationalen
Bewaffnung zusammengesetzt war, erkennen wir die mannigfaltigsten
Schwertformen. So das breite Schwert mit aufgebogener Parierstange
(Fig. 28, 4), eine Form, die in Europa erst spät Eingang gefunden hat;
diesem verwandt ein kräftiges Kurzschwert mit grader Parierstange
(Fig. 28, 5). Dann wieder die Formen, die den älteren europäischen am
nächsten stehen, das stumpf zugespitzte Schwert mit Knauf und Wulst
ohne eigentliche Parierstange (Fig. 28, 6). Dann finden sich säbelartige
Schwerter mit dazugehöriger breiter Scheide (Fig. 28, 7), ferner dolch-
[Abbildung] Fig. 29.
artige Schwerter (Fig. 29, 9) und endlich Haumesser (Fig. 29, 10), ähnlich
dem altdeutschen Sachs. Unzweifelhaft waren alle diese Schwerter
von Eisen.

Ihre Ausrüstung, wie sie in den alten Skulpturen abgebildet ist,
zeigt manche Ähnlichkeit mit derjenigen der Ägypter. Auch hier ist
Pfeil und Bogen die Hauptwaffe der Fürsten und Vornehmen; der
Speer die Waffe des Gemeinen. Dazu kommen Dolche, Schwerter und
Streitkolben, die nach Herodots Angabe mit eisernen Spitzen versehen
waren. Die Kriegswagen, die charakteristische Ausrüstung der Semiten,
sind die Stärke des Heeres. Aber abweichend von den alten Ägyptern
bedienen sich die Assyrer der Pferde auch zum Reiten. Die Reiterei
bildet einen wichtigen Teil des Kriegsheeres. Der vornehme Reiter

Die Semiten.
lange, schmale, degenförmige Schwert mit reichverziertem Griff aus
poliertem Holz oder Elfenbein mit kunstvollem Metallbeschlag und mit
schön dekorierter Scheide (Fig. 28, 1, 2, 3). Bei den Kriegern der Leib-
garde, die aus der Elite aller unterworfenen Völker in ihrer nationalen
Bewaffnung zusammengesetzt war, erkennen wir die mannigfaltigsten
Schwertformen. So das breite Schwert mit aufgebogener Parierstange
(Fig. 28, 4), eine Form, die in Europa erst spät Eingang gefunden hat;
diesem verwandt ein kräftiges Kurzschwert mit grader Parierstange
(Fig. 28, 5). Dann wieder die Formen, die den älteren europäischen am
nächsten stehen, das stumpf zugespitzte Schwert mit Knauf und Wulst
ohne eigentliche Parierstange (Fig. 28, 6). Dann finden sich säbelartige
Schwerter mit dazugehöriger breiter Scheide (Fig. 28, 7), ferner dolch-
[Abbildung] Fig. 29.
artige Schwerter (Fig. 29, 9) und endlich Haumesser (Fig. 29, 10), ähnlich
dem altdeutschen Sachs. Unzweifelhaft waren alle diese Schwerter
von Eisen.

Ihre Ausrüstung, wie sie in den alten Skulpturen abgebildet ist,
zeigt manche Ähnlichkeit mit derjenigen der Ägypter. Auch hier ist
Pfeil und Bogen die Hauptwaffe der Fürsten und Vornehmen; der
Speer die Waffe des Gemeinen. Dazu kommen Dolche, Schwerter und
Streitkolben, die nach Herodots Angabe mit eisernen Spitzen versehen
waren. Die Kriegswagen, die charakteristische Ausrüstung der Semiten,
sind die Stärke des Heeres. Aber abweichend von den alten Ägyptern
bedienen sich die Assyrer der Pferde auch zum Reiten. Die Reiterei
bildet einen wichtigen Teil des Kriegsheeres. Der vornehme Reiter

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[130/0152] Die Semiten. lange, schmale, degenförmige Schwert mit reichverziertem Griff aus poliertem Holz oder Elfenbein mit kunstvollem Metallbeschlag und mit schön dekorierter Scheide (Fig. 28, 1, 2, 3). Bei den Kriegern der Leib- garde, die aus der Elite aller unterworfenen Völker in ihrer nationalen Bewaffnung zusammengesetzt war, erkennen wir die mannigfaltigsten Schwertformen. So das breite Schwert mit aufgebogener Parierstange (Fig. 28, 4), eine Form, die in Europa erst spät Eingang gefunden hat; diesem verwandt ein kräftiges Kurzschwert mit grader Parierstange (Fig. 28, 5). Dann wieder die Formen, die den älteren europäischen am nächsten stehen, das stumpf zugespitzte Schwert mit Knauf und Wulst ohne eigentliche Parierstange (Fig. 28, 6). Dann finden sich säbelartige Schwerter mit dazugehöriger breiter Scheide (Fig. 28, 7), ferner dolch- [Abbildung Fig. 29.] artige Schwerter (Fig. 29, 9) und endlich Haumesser (Fig. 29, 10), ähnlich dem altdeutschen Sachs. Unzweifelhaft waren alle diese Schwerter von Eisen. Ihre Ausrüstung, wie sie in den alten Skulpturen abgebildet ist, zeigt manche Ähnlichkeit mit derjenigen der Ägypter. Auch hier ist Pfeil und Bogen die Hauptwaffe der Fürsten und Vornehmen; der Speer die Waffe des Gemeinen. Dazu kommen Dolche, Schwerter und Streitkolben, die nach Herodots Angabe mit eisernen Spitzen versehen waren. Die Kriegswagen, die charakteristische Ausrüstung der Semiten, sind die Stärke des Heeres. Aber abweichend von den alten Ägyptern bedienen sich die Assyrer der Pferde auch zum Reiten. Die Reiterei bildet einen wichtigen Teil des Kriegsheeres. Der vornehme Reiter

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/152>, abgerufen am 27.04.2024.