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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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was sonst an langen Namen und langen Gesichtern, bis auf das kugelrunde des Capellans Vincentius Martinus, aus den Sippen der Häuser van der Valck und van Swammerdam in dieser Gesellschaft anwesend war.

Und nun? Drei Herzen klopften stark und angstvoll in peinlicher Verlegenheit der noch peinlicheren entgegen. Herr Adrianus lenkte die hohen Gäste den Freunden zu, und sprach mit Bezug auf die Fremden: Diese Herrschaften kennen einander, dies ist mein Sohn Leonardus.

Mit strengem Blick sah der Erbherr auf Ludwig und auf Anges, er sah in ihr ein schönes, aber ihm doch gänzlich fremdes Gesicht, das machte ihn innerlich froh und er fühlte tief, welch großes Unrecht er in Gedanken gegen zwei ihm verwandte Herzen begangen; der Edelmuth, der ungleich dauerbarer in seinem Charakter lag als seine Schroffheit und Gereiztheit, trieb ihn zu einem raschen Entschluß. Während noch der Erbprinz zu Leonardus gütig freundliche Worte sprach, der Vice-Admiral mit wenig verschämter Neugier Anges betrachtete und in sich selbst hineinmurmelte: Schön, außerordentlich schön, kein übler Fisch, und darauf ein Gespräch mit Anges anzuknüpfen begann, winkte Graf Wilhelm Gustav Friedrich seinen jungen Vetter einige Schritte abwärts, und sprach zu ihm: Ludwig Carl, kannst du vergessen?

Gern, wenn ich soll, und du mich es lehren willst, Vetter! gab Ludwig offen zur Antwort.

Ich will es! entgegnete der Erbherr.

Ein gegenseitiger fester, männlicher Händedruck, und die Versöhnung war besiegelt.

Aber sprich, wer ist diese Dame?

Ludwig legte den Finger auf den Mund. Des Freundes Freundin, und incognito! flüsterte er.

Zu Anges gewendet, fragte der Vice-Admiral: Sie sind keine Niederländerin, meine Gnädige? Französin ohne Zweifel?

Eine Deutsche! gab Anges zur Antwort.

Und, wenn ich fragen darf, Ihre Heimath?

Die Pfalz.

Ah so, die Pfalz, ein schönes Land, diese Pfalz, und Ihre Residenz, schöne Pfalz-Gräfin --?

was sonst an langen Namen und langen Gesichtern, bis auf das kugelrunde des Capellans Vincentius Martinus, aus den Sippen der Häuser van der Valck und van Swammerdam in dieser Gesellschaft anwesend war.

Und nun? Drei Herzen klopften stark und angstvoll in peinlicher Verlegenheit der noch peinlicheren entgegen. Herr Adrianus lenkte die hohen Gäste den Freunden zu, und sprach mit Bezug auf die Fremden: Diese Herrschaften kennen einander, dies ist mein Sohn Leonardus.

Mit strengem Blick sah der Erbherr auf Ludwig und auf Angés, er sah in ihr ein schönes, aber ihm doch gänzlich fremdes Gesicht, das machte ihn innerlich froh und er fühlte tief, welch großes Unrecht er in Gedanken gegen zwei ihm verwandte Herzen begangen; der Edelmuth, der ungleich dauerbarer in seinem Charakter lag als seine Schroffheit und Gereiztheit, trieb ihn zu einem raschen Entschluß. Während noch der Erbprinz zu Leonardus gütig freundliche Worte sprach, der Vice-Admiral mit wenig verschämter Neugier Angés betrachtete und in sich selbst hineinmurmelte: Schön, außerordentlich schön, kein übler Fisch, und darauf ein Gespräch mit Angés anzuknüpfen begann, winkte Graf Wilhelm Gustav Friedrich seinen jungen Vetter einige Schritte abwärts, und sprach zu ihm: Ludwig Carl, kannst du vergessen?

Gern, wenn ich soll, und du mich es lehren willst, Vetter! gab Ludwig offen zur Antwort.

Ich will es! entgegnete der Erbherr.

Ein gegenseitiger fester, männlicher Händedruck, und die Versöhnung war besiegelt.

Aber sprich, wer ist diese Dame?

Ludwig legte den Finger auf den Mund. Des Freundes Freundin, und incognito! flüsterte er.

Zu Angés gewendet, fragte der Vice-Admiral: Sie sind keine Niederländerin, meine Gnädige? Französin ohne Zweifel?

Eine Deutsche! gab Angés zur Antwort.

Und, wenn ich fragen darf, Ihre Heimath?

Die Pfalz.

Ah so, die Pfalz, ein schönes Land, diese Pfalz, und Ihre Residenz, schöne Pfalz-Gräfin —?

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          <p>Mit strengem Blick sah der Erbherr auf Ludwig und auf Angés, er sah in ihr ein schönes, aber ihm doch gänzlich fremdes Gesicht, das machte ihn innerlich froh und er fühlte tief, welch großes Unrecht er in Gedanken gegen zwei ihm verwandte Herzen begangen; der Edelmuth, der ungleich dauerbarer in seinem Charakter lag als seine Schroffheit und Gereiztheit, trieb ihn zu einem raschen Entschluß. Während noch der Erbprinz zu Leonardus gütig freundliche Worte sprach, der Vice-Admiral mit wenig verschämter Neugier Angés betrachtete und in sich selbst hineinmurmelte: Schön, außerordentlich schön, kein übler Fisch, und darauf ein Gespräch mit Angés anzuknüpfen begann, winkte Graf Wilhelm Gustav Friedrich seinen jungen Vetter einige Schritte abwärts, und sprach zu ihm: Ludwig Carl, kannst du vergessen?</p>
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[120/0124] was sonst an langen Namen und langen Gesichtern, bis auf das kugelrunde des Capellans Vincentius Martinus, aus den Sippen der Häuser van der Valck und van Swammerdam in dieser Gesellschaft anwesend war. Und nun? Drei Herzen klopften stark und angstvoll in peinlicher Verlegenheit der noch peinlicheren entgegen. Herr Adrianus lenkte die hohen Gäste den Freunden zu, und sprach mit Bezug auf die Fremden: Diese Herrschaften kennen einander, dies ist mein Sohn Leonardus. Mit strengem Blick sah der Erbherr auf Ludwig und auf Angés, er sah in ihr ein schönes, aber ihm doch gänzlich fremdes Gesicht, das machte ihn innerlich froh und er fühlte tief, welch großes Unrecht er in Gedanken gegen zwei ihm verwandte Herzen begangen; der Edelmuth, der ungleich dauerbarer in seinem Charakter lag als seine Schroffheit und Gereiztheit, trieb ihn zu einem raschen Entschluß. Während noch der Erbprinz zu Leonardus gütig freundliche Worte sprach, der Vice-Admiral mit wenig verschämter Neugier Angés betrachtete und in sich selbst hineinmurmelte: Schön, außerordentlich schön, kein übler Fisch, und darauf ein Gespräch mit Angés anzuknüpfen begann, winkte Graf Wilhelm Gustav Friedrich seinen jungen Vetter einige Schritte abwärts, und sprach zu ihm: Ludwig Carl, kannst du vergessen? Gern, wenn ich soll, und du mich es lehren willst, Vetter! gab Ludwig offen zur Antwort. Ich will es! entgegnete der Erbherr. Ein gegenseitiger fester, männlicher Händedruck, und die Versöhnung war besiegelt. Aber sprich, wer ist diese Dame? Ludwig legte den Finger auf den Mund. Des Freundes Freundin, und incognito! flüsterte er. Zu Angés gewendet, fragte der Vice-Admiral: Sie sind keine Niederländerin, meine Gnädige? Französin ohne Zweifel? Eine Deutsche! gab Angés zur Antwort. Und, wenn ich fragen darf, Ihre Heimath? Die Pfalz. Ah so, die Pfalz, ein schönes Land, diese Pfalz, und Ihre Residenz, schöne Pfalz-Gräfin —?

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/124>, abgerufen am 24.11.2024.