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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Ihnen, Herr van der Valck, von welchen Sie mir geschrieben? Auch die kleine Marie?

Excellenz halten zu Gnaden! antwortete Herr Adrianus: das Kind ist da, aber Marie ist nicht sein Name; irre ich nicht, so hörte ich dasselbe Sophie rufen.

Da haben wir's! lachte der Aeltere der drei Herren. Das war einmal wieder ein starker error calculi meines hochgnädigen Herrn Vetters!

Eine Antwort, die mir das Leben wieder gibt! murmelte der Eifersüchtige.

Und da somit die Hauptursache zur Kriegserklärung hinwegfällt, scherzte der jüngste der drei Offiziere, so dächte ich, wir bildeten heute blos ein Beobachtungscorps, ohne irgend einen Angriff. Ich untersage als Bataillonschef selbst jede Plänkelei, zumal wir uns auf neutralem Boden befinden.

Die Gesellschaft im hohen geräumigen Besuchzimmer nahm wahr, daß am Ende der kerzenhellen Zimmerreihe eine Flügelthüre von Dienern nicht ohne Geräusch geöffnet wurde, daß vier Diener mit Kronleuchtern, auf deren jedem vier Kerzen brannten, vorausschreitend eintraten, und in demselben Augenblick erklang von einem großen, in dem Durchgangszimmer aufgestellten automatischen Kunstwerk mit Flöten-, Trompeten und Fagottstimmen, mit türkischen Becken und halbem Mondgeklingel, mit Posaunen- und Paukentönen füllreich und harmonisch bewillkommend die Melodie der niederländischen Nationalhymne.

Leonardus war neben Anges und Ludwig getreten, jetzt flüsterte er, während die ganze Gesellschaft sich überrascht und feierlich erhob, diesen Beiden mit fliegendem Athem zu: Um Gott! was beginnt mein Vater? Se. Hoheit der Erbprinz! der Sohn des Erbstatthalters! Und zwei Generale!

Und einer derselben mein gestrenger Vetter, der souveräne Erbherr von Varel, In- und Kniphausen! rief Ludwig erbleichend aus: ja und wahrhaftig, der Andere ist William, der englische Vice-Admiral, ebenfalls mein Vetter. O Leonardus!

Die Herren verneigten sich artig gegen die Gesellschaft, sprachen begrüßende Worte zur Herrin des Hauses, welche mit einem ganz besondern Antheil, den sie aber ihre Umgebung nicht wahrnehmen ließ, den Vice-Admiral betrachtete, und empfingen in ruhmwürdiger Geduld die Vorstellung aller Adrianen, Cornelien, Helenen, Clarinen, Sibyllen, und

Ihnen, Herr van der Valck, von welchen Sie mir geschrieben? Auch die kleine Marie?

Excellenz halten zu Gnaden! antwortete Herr Adrianus: das Kind ist da, aber Marie ist nicht sein Name; irre ich nicht, so hörte ich dasselbe Sophie rufen.

Da haben wir’s! lachte der Aeltere der drei Herren. Das war einmal wieder ein starker error calculi meines hochgnädigen Herrn Vetters!

Eine Antwort, die mir das Leben wieder gibt! murmelte der Eifersüchtige.

Und da somit die Hauptursache zur Kriegserklärung hinwegfällt, scherzte der jüngste der drei Offiziere, so dächte ich, wir bildeten heute blos ein Beobachtungscorps, ohne irgend einen Angriff. Ich untersage als Bataillonschef selbst jede Plänkelei, zumal wir uns auf neutralem Boden befinden.

Die Gesellschaft im hohen geräumigen Besuchzimmer nahm wahr, daß am Ende der kerzenhellen Zimmerreihe eine Flügelthüre von Dienern nicht ohne Geräusch geöffnet wurde, daß vier Diener mit Kronleuchtern, auf deren jedem vier Kerzen brannten, vorausschreitend eintraten, und in demselben Augenblick erklang von einem großen, in dem Durchgangszimmer aufgestellten automatischen Kunstwerk mit Flöten-, Trompeten und Fagottstimmen, mit türkischen Becken und halbem Mondgeklingel, mit Posaunen- und Paukentönen füllreich und harmonisch bewillkommend die Melodie der niederländischen Nationalhymne.

Leonardus war neben Angés und Ludwig getreten, jetzt flüsterte er, während die ganze Gesellschaft sich überrascht und feierlich erhob, diesen Beiden mit fliegendem Athem zu: Um Gott! was beginnt mein Vater? Se. Hoheit der Erbprinz! der Sohn des Erbstatthalters! Und zwei Generale!

Und einer derselben mein gestrenger Vetter, der souveräne Erbherr von Varel, In- und Kniphausen! rief Ludwig erbleichend aus: ja und wahrhaftig, der Andere ist William, der englische Vice-Admiral, ebenfalls mein Vetter. O Leonardus!

Die Herren verneigten sich artig gegen die Gesellschaft, sprachen begrüßende Worte zur Herrin des Hauses, welche mit einem ganz besondern Antheil, den sie aber ihre Umgebung nicht wahrnehmen ließ, den Vice-Admiral betrachtete, und empfingen in ruhmwürdiger Geduld die Vorstellung aller Adrianen, Cornelien, Helenen, Clarinen, Sibyllen, und

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[119/0123] Ihnen, Herr van der Valck, von welchen Sie mir geschrieben? Auch die kleine Marie? Excellenz halten zu Gnaden! antwortete Herr Adrianus: das Kind ist da, aber Marie ist nicht sein Name; irre ich nicht, so hörte ich dasselbe Sophie rufen. Da haben wir’s! lachte der Aeltere der drei Herren. Das war einmal wieder ein starker error calculi meines hochgnädigen Herrn Vetters! Eine Antwort, die mir das Leben wieder gibt! murmelte der Eifersüchtige. Und da somit die Hauptursache zur Kriegserklärung hinwegfällt, scherzte der jüngste der drei Offiziere, so dächte ich, wir bildeten heute blos ein Beobachtungscorps, ohne irgend einen Angriff. Ich untersage als Bataillonschef selbst jede Plänkelei, zumal wir uns auf neutralem Boden befinden. Die Gesellschaft im hohen geräumigen Besuchzimmer nahm wahr, daß am Ende der kerzenhellen Zimmerreihe eine Flügelthüre von Dienern nicht ohne Geräusch geöffnet wurde, daß vier Diener mit Kronleuchtern, auf deren jedem vier Kerzen brannten, vorausschreitend eintraten, und in demselben Augenblick erklang von einem großen, in dem Durchgangszimmer aufgestellten automatischen Kunstwerk mit Flöten-, Trompeten und Fagottstimmen, mit türkischen Becken und halbem Mondgeklingel, mit Posaunen- und Paukentönen füllreich und harmonisch bewillkommend die Melodie der niederländischen Nationalhymne. Leonardus war neben Angés und Ludwig getreten, jetzt flüsterte er, während die ganze Gesellschaft sich überrascht und feierlich erhob, diesen Beiden mit fliegendem Athem zu: Um Gott! was beginnt mein Vater? Se. Hoheit der Erbprinz! der Sohn des Erbstatthalters! Und zwei Generale! Und einer derselben mein gestrenger Vetter, der souveräne Erbherr von Varel, In- und Kniphausen! rief Ludwig erbleichend aus: ja und wahrhaftig, der Andere ist William, der englische Vice-Admiral, ebenfalls mein Vetter. O Leonardus! Die Herren verneigten sich artig gegen die Gesellschaft, sprachen begrüßende Worte zur Herrin des Hauses, welche mit einem ganz besondern Antheil, den sie aber ihre Umgebung nicht wahrnehmen ließ, den Vice-Admiral betrachtete, und empfingen in ruhmwürdiger Geduld die Vorstellung aller Adrianen, Cornelien, Helenen, Clarinen, Sibyllen, und

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/123>, abgerufen am 24.11.2024.