Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.

Friede/ Einigkeit/ süß/ lieblich/ schön wäre/ wann
nicht Tod/ Kranckheit/ Armut/ Narrheit/ Krieg/
Zanck/ saur/ verächtlich/ heßlich wäre. Daß
bißweilen Mißgeburten dem Leibe nach vorkom-
men/ ist ein Fehler/ so aus Jrrthum der Natur
kommt/ aber eben dieser Jrrthum ist auch natür-
lich/ und hat seine Ordnung/ dieweil auch GOtt
in seiner Ordnung seine Allmacht und seine Wun-
der hat sehen lassen wollen/ und wie es natürlich
ist/ daß ein Weinstock sauren Wein tragen kan/
also kan auch ein guter Mensch bißweilen irren/
und übels/ nemlich etwas Confuses thun/ es ist
derhalben nicht wider die göttliche Verordnung/
noch Zulassung/ noch unnatürlich/ daß sich die
Sachen in der Welt bißweilen verwirren können/
sondern dienet zur Zierath und Correlation/ der
andern Ordnung/ gleichwie ein Jrr-Garten die
Ordnung der andern Felder angenehmer macht/
so siehet man auch hieraus die göttliche Obsicht
und Regierung in particulari, bey solchen Bege-
benheiten/ welche also nicht zu sehen wäre/ wann
alles in universali auf einerley Weise gienge.

Diese Jrrthum dann nun vor natürlich er-
kennet/ und auf die Seite/ als ein Theil der Ord-
nung und Semithon in der Music gesetzt/ wird we-
nig übrig bleiben/ welches der göttlichen Heiligkeit
zuwider wäre. Du sagst aber/ es seyn gleichwol
Actionen/ so die Menschen thun/ welche offenbare

und

Pſychoſophia.

Friede/ Einigkeit/ ſuͤß/ lieblich/ ſchoͤn waͤre/ wann
nicht Tod/ Kranckheit/ Armut/ Narrheit/ Krieg/
Zanck/ ſaur/ veraͤchtlich/ heßlich waͤre. Daß
bißweilen Mißgeburten dem Leibe nach vorkom-
men/ iſt ein Fehler/ ſo aus Jrrthum der Natur
kommt/ aber eben dieſer Jrrthum iſt auch natuͤr-
lich/ und hat ſeine Ordnung/ dieweil auch GOtt
in ſeiner Ordnung ſeine Allmacht und ſeine Wun-
der hat ſehen laſſen wollen/ und wie es natuͤrlich
iſt/ daß ein Weinſtock ſauren Wein tragen kan/
alſo kan auch ein guter Menſch bißweilen irren/
und uͤbels/ nemlich etwas Confuſes thun/ es iſt
derhalben nicht wider die goͤttliche Verordnung/
noch Zulaſſung/ noch unnatuͤrlich/ daß ſich die
Sachen in der Welt bißweilen verwirren koͤnnen/
ſondern dienet zur Zierath und Correlation/ der
andern Ordnung/ gleichwie ein Jrr-Garten die
Ordnung der andern Felder angenehmer macht/
ſo ſiehet man auch hieraus die goͤttliche Obſicht
und Regierung in particulari, bey ſolchen Bege-
benheiten/ welche alſo nicht zu ſehen waͤre/ wann
alles in univerſali auf einerley Weiſe gienge.

Dieſe Jrrthum dann nun vor natuͤrlich er-
kennet/ und auf die Seite/ als ein Theil der Ord-
nung uñ Semithon in der Muſic geſetzt/ wird we-
nig uͤbrig bleiben/ welches der goͤttlichen Heiligkeit
zuwider waͤre. Du ſagſt aber/ es ſeyn gleichwol
Actionen/ ſo die Menſchen thun/ welche offenbare

und

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[28/0086] Pſychoſophia. Friede/ Einigkeit/ ſuͤß/ lieblich/ ſchoͤn waͤre/ wann nicht Tod/ Kranckheit/ Armut/ Narrheit/ Krieg/ Zanck/ ſaur/ veraͤchtlich/ heßlich waͤre. Daß bißweilen Mißgeburten dem Leibe nach vorkom- men/ iſt ein Fehler/ ſo aus Jrrthum der Natur kommt/ aber eben dieſer Jrrthum iſt auch natuͤr- lich/ und hat ſeine Ordnung/ dieweil auch GOtt in ſeiner Ordnung ſeine Allmacht und ſeine Wun- der hat ſehen laſſen wollen/ und wie es natuͤrlich iſt/ daß ein Weinſtock ſauren Wein tragen kan/ alſo kan auch ein guter Menſch bißweilen irren/ und uͤbels/ nemlich etwas Confuſes thun/ es iſt derhalben nicht wider die goͤttliche Verordnung/ noch Zulaſſung/ noch unnatuͤrlich/ daß ſich die Sachen in der Welt bißweilen verwirren koͤnnen/ ſondern dienet zur Zierath und Correlation/ der andern Ordnung/ gleichwie ein Jrr-Garten die Ordnung der andern Felder angenehmer macht/ ſo ſiehet man auch hieraus die goͤttliche Obſicht und Regierung in particulari, bey ſolchen Bege- benheiten/ welche alſo nicht zu ſehen waͤre/ wann alles in univerſali auf einerley Weiſe gienge. Dieſe Jrrthum dann nun vor natuͤrlich er- kennet/ und auf die Seite/ als ein Theil der Ord- nung uñ Semithon in der Muſic geſetzt/ wird we- nig uͤbrig bleiben/ welches der goͤttlichen Heiligkeit zuwider waͤre. Du ſagſt aber/ es ſeyn gleichwol Actionen/ ſo die Menſchen thun/ welche offenbare und

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/86>, abgerufen am 28.11.2024.

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