Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Psychosophia.

audacter, semper aliquid haeret,) so muß man
fleissig zusehen/ daß man durch die Zwergen/
Schalcks-Narren/ Cammerdiener/ Frauenzim-
mer/ Pfaffen/ Leib-Medicos, Musicanten/ Jä-
ger/ und dergleichen Personen/ welche offt und
nahe bey denen Principalen seyn/ dergleichen
Zeitungen/ entweder mündlich/ oder schrifftlich
anbringen/ man muß indessen machen/ daß der
ehrliche Mann nicht zur Audientz kommen/
noch sich purgiren kan/ und wann der Prin-
cipal den Verfolger/ als des ehrlichen Man-
nes Mecoenatem publicum und vermeynten
besten Freund (welcher derohalben am besten
umb seine Sache wissen werde) fraget/ was
es mit solchem Spargement für eine Be-
wandnüß habe/ so muß der vermeynte Freund
antworten: Er wolle zwar nicht hof-
fen/ daß dem also sey/ wie davon außge-
geben würde/ es könne aber doch etwas daran
seyn/ so etwan der gemeine Mann anderster auß-
lege/ als es gemeynet/ auch die verständigsten
Leute können sich bißweilen irren/ und pfleget
gleichwol der gemeine Ruff allezeit ein Funda-
ment zu haben/ nach dem Sprichwort:
Vox populi, vox Dei, man wolle sich dessen
besser informiren. Also muß man sich bey dem
Principalen stellen/ damit er ihn mehr vor affe-
ctionirt/ als selbsten vor den Authorem solcher

Ver-

Pſychoſophia.

audacter, ſemper aliquid hæret,) ſo muß man
fleiſſig zuſehen/ daß man durch die Zwergen/
Schalcks-Narꝛen/ Cammerdiener/ Frauenzim-
mer/ Pfaffen/ Leib-Medicos, Muſicanten/ Jaͤ-
ger/ und dergleichen Perſonen/ welche offt und
nahe bey denen Principalen ſeyn/ dergleichen
Zeitungen/ entweder muͤndlich/ oder ſchrifftlich
anbringen/ man muß indeſſen machen/ daß der
ehrliche Mann nicht zur Audientz kommen/
noch ſich purgiren kan/ und wann der Prin-
cipal den Verfolger/ als des ehrlichen Man-
nes Mecœnatem publicum und vermeynten
beſten Freund (welcher derohalben am beſten
umb ſeine Sache wiſſen werde) fraget/ was
es mit ſolchem Spargement fuͤr eine Be-
wandnuͤß habe/ ſo muß der vermeynte Freund
antworten: Er wolle zwar nicht hof-
fen/ daß dem alſo ſey/ wie davon außge-
geben wuͤrde/ es koͤnne aber doch etwas daran
ſeyn/ ſo etwan der gemeine Mann anderſter auß-
lege/ als es gemeynet/ auch die verſtaͤndigſten
Leute koͤnnen ſich bißweilen irꝛen/ und pfleget
gleichwol der gemeine Ruff allezeit ein Funda-
ment zu haben/ nach dem Sprichwort:
Vox populi, vox Dei, man wolle ſich deſſen
beſſer informiren. Alſo muß man ſich bey dem
Principalen ſtellen/ damit er ihn mehr vor affe-
ctionirt/ als ſelbſten vor den Authorem ſolcher

Ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0386" n="328"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">P&#x017F;ycho&#x017F;ophia.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">audacter, &#x017F;emper aliquid hæret,</hi>) &#x017F;o muß man<lb/>
flei&#x017F;&#x017F;ig zu&#x017F;ehen/ daß man durch die Zwergen/<lb/>
Schalcks-Nar&#xA75B;en/ Cammerdiener/ Frauenzim-<lb/>
mer/ Pfaffen/ Leib-<hi rendition="#aq">Medicos,</hi> Mu&#x017F;icanten/ Ja&#x0364;-<lb/>
ger/ und dergleichen Per&#x017F;onen/ welche offt und<lb/>
nahe bey denen Principalen &#x017F;eyn/ dergleichen<lb/>
Zeitungen/ entweder mu&#x0364;ndlich/ oder &#x017F;chrifftlich<lb/>
anbringen/ man muß inde&#x017F;&#x017F;en machen/ daß der<lb/>
ehrliche Mann nicht zur Audientz kommen/<lb/>
noch &#x017F;ich purgiren kan/ und wann der Prin-<lb/>
cipal den Verfolger/ als des ehrlichen Man-<lb/>
nes <hi rendition="#aq">Mec&#x0153;natem publicum</hi> und vermeynten<lb/>
be&#x017F;ten Freund (welcher derohalben am be&#x017F;ten<lb/>
umb &#x017F;eine Sache wi&#x017F;&#x017F;en werde) fraget/ was<lb/>
es mit &#x017F;olchem Spargement fu&#x0364;r eine Be-<lb/>
wandnu&#x0364;ß habe/ &#x017F;o muß der vermeynte Freund<lb/>
antworten: <hi rendition="#fr">Er wolle zwar nicht hof-<lb/>
fen/ daß dem al&#x017F;o &#x017F;ey/</hi> wie davon außge-<lb/>
geben wu&#x0364;rde/ es ko&#x0364;nne aber doch etwas daran<lb/>
&#x017F;eyn/ &#x017F;o etwan der gemeine Mann ander&#x017F;ter auß-<lb/>
lege/ als es gemeynet/ auch die ver&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;ten<lb/>
Leute ko&#x0364;nnen &#x017F;ich bißweilen ir&#xA75B;en/ und pfleget<lb/>
gleichwol der gemeine Ruff allezeit ein Funda-<lb/>
ment zu haben/ nach dem <hi rendition="#fr">Sprichwort:</hi><lb/><hi rendition="#aq">Vox populi, vox Dei,</hi> man wolle &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er informiren. Al&#x017F;o muß man &#x017F;ich bey dem<lb/>
Principalen &#x017F;tellen/ damit er ihn mehr vor affe-<lb/>
ctionirt/ als &#x017F;elb&#x017F;ten vor den Authorem &#x017F;olcher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[328/0386] Pſychoſophia. audacter, ſemper aliquid hæret,) ſo muß man fleiſſig zuſehen/ daß man durch die Zwergen/ Schalcks-Narꝛen/ Cammerdiener/ Frauenzim- mer/ Pfaffen/ Leib-Medicos, Muſicanten/ Jaͤ- ger/ und dergleichen Perſonen/ welche offt und nahe bey denen Principalen ſeyn/ dergleichen Zeitungen/ entweder muͤndlich/ oder ſchrifftlich anbringen/ man muß indeſſen machen/ daß der ehrliche Mann nicht zur Audientz kommen/ noch ſich purgiren kan/ und wann der Prin- cipal den Verfolger/ als des ehrlichen Man- nes Mecœnatem publicum und vermeynten beſten Freund (welcher derohalben am beſten umb ſeine Sache wiſſen werde) fraget/ was es mit ſolchem Spargement fuͤr eine Be- wandnuͤß habe/ ſo muß der vermeynte Freund antworten: Er wolle zwar nicht hof- fen/ daß dem alſo ſey/ wie davon außge- geben wuͤrde/ es koͤnne aber doch etwas daran ſeyn/ ſo etwan der gemeine Mann anderſter auß- lege/ als es gemeynet/ auch die verſtaͤndigſten Leute koͤnnen ſich bißweilen irꝛen/ und pfleget gleichwol der gemeine Ruff allezeit ein Funda- ment zu haben/ nach dem Sprichwort: Vox populi, vox Dei, man wolle ſich deſſen beſſer informiren. Alſo muß man ſich bey dem Principalen ſtellen/ damit er ihn mehr vor affe- ctionirt/ als ſelbſten vor den Authorem ſolcher Ver-

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/386
Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/386>, abgerufen am 11.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.