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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
anderen Nationen nicht wol angehen. Das
Schröpffen betreffend/ so ziehet solches das
Geblüt/ so zwischen Fell und Fleisch ist/ ab/ nimmt
nicht so viel Lebens-Geister hinweg als das Ader-
lassen/ wann mans aber mißbraucht/ so scha-
det es dem Gesicht/ und ziehet gefährliche Flüß
herbey.

Die Blut-Jgel seynd gut/ die Gülden. Ader
zu erregen/ und das melancholische schwehre dicke
Geblüt abzuziehen/ da man sonst mit schröpffen
und aderlassen nicht wohl bey kan.

Blasen ziehen ist gut/ wo gifftige und sub-
tile scharffe Feuchtigkeit ist/ welche solcher Ge-
stalt herauß gezogen wird.

Die Moxa/ so auß China kommen/ und
nun im Podagra gebraucht wird/ ist eine Art ei-
nes vesicatorii, da durchs brennen ein Blaß ge-
zogen/ und also die scharffe Feuchtigkeit herauß-
gezogen wird.

Das Brennen und cauterisiren ist besser
als die Stopff-Pulver/ zumalen wann ein
Krebs geschnitten worden/ dann da brennt es die
Wurtzeln völlig auß/ und setzet einen bessern
Grund zur Heilung.

Schneiden hat platz/ wo eine Fäulung ist/
und der kalte Brand zu befürchten/ da muß das
todte von dem lebendigen geschieden werden.

Fontanellen wollen etliche gar verachten/

etliche

Pſychoſophia.
anderen Nationen nicht wol angehen. Das
Schroͤpffen betreffend/ ſo ziehet ſolches das
Gebluͤt/ ſo zwiſchen Fell und Fleiſch iſt/ ab/ nim̃t
nicht ſo viel Lebens-Geiſter hinweg als das Ader-
laſſen/ wann mans aber mißbraucht/ ſo ſcha-
det es dem Geſicht/ und ziehet gefaͤhrliche Fluͤß
herbey.

Die Blut-Jgel ſeynd gut/ die Guͤlden. Ader
zu erꝛegen/ und das melancholiſche ſchwehre dicke
Gebluͤt abzuziehen/ da man ſonſt mit ſchroͤpffen
und aderlaſſen nicht wohl bey kan.

Blaſen ziehen iſt gut/ wo gifftige und ſub-
tile ſcharffe Feuchtigkeit iſt/ welche ſolcher Ge-
ſtalt herauß gezogen wird.

Die Moxa/ ſo auß China kommen/ und
nun im Podagra gebraucht wird/ iſt eine Art ei-
nes veſicatorii, da durchs brennen ein Blaß ge-
zogen/ und alſo die ſcharffe Feuchtigkeit herauß-
gezogen wird.

Das Brennen und cauteriſiren iſt beſſer
als die Stopff-Pulver/ zumalen wann ein
Krebs geſchnitten worden/ dann da breñt es die
Wurtzeln voͤllig auß/ und ſetzet einen beſſern
Grund zur Heilung.

Schneiden hat platz/ wo eine Faͤulung iſt/
und der kalte Brand zu befuͤrchten/ da muß das
todte von dem lebendigen geſchieden werden.

Fontanellen wollen etliche gar verachten/

etliche
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[230/0288] Pſychoſophia. anderen Nationen nicht wol angehen. Das Schroͤpffen betreffend/ ſo ziehet ſolches das Gebluͤt/ ſo zwiſchen Fell und Fleiſch iſt/ ab/ nim̃t nicht ſo viel Lebens-Geiſter hinweg als das Ader- laſſen/ wann mans aber mißbraucht/ ſo ſcha- det es dem Geſicht/ und ziehet gefaͤhrliche Fluͤß herbey. Die Blut-Jgel ſeynd gut/ die Guͤlden. Ader zu erꝛegen/ und das melancholiſche ſchwehre dicke Gebluͤt abzuziehen/ da man ſonſt mit ſchroͤpffen und aderlaſſen nicht wohl bey kan. Blaſen ziehen iſt gut/ wo gifftige und ſub- tile ſcharffe Feuchtigkeit iſt/ welche ſolcher Ge- ſtalt herauß gezogen wird. Die Moxa/ ſo auß China kommen/ und nun im Podagra gebraucht wird/ iſt eine Art ei- nes veſicatorii, da durchs brennen ein Blaß ge- zogen/ und alſo die ſcharffe Feuchtigkeit herauß- gezogen wird. Das Brennen und cauteriſiren iſt beſſer als die Stopff-Pulver/ zumalen wann ein Krebs geſchnitten worden/ dann da breñt es die Wurtzeln voͤllig auß/ und ſetzet einen beſſern Grund zur Heilung. Schneiden hat platz/ wo eine Faͤulung iſt/ und der kalte Brand zu befuͤrchten/ da muß das todte von dem lebendigen geſchieden werden. Fontanellen wollen etliche gar verachten/ etliche

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/288>, abgerufen am 25.11.2024.