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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.
Kräfften schwächet/ die jenige/ welche darfür
halten/ daß sich das Blut circulire/ und daß der
Blutstropffen/ welcher an dem kleinen Finger
ist an der Hand/ auch in einer Stund in die klei-
ne Zähen in Fuß komme/ der irret gröblich/ dann
wo bleibet solche circulation, wann Arm und
Fuß abgehauen seyn/ vielmehr wolte ich die Be-
wegung des Bluts/ einen motum expulsivum
und retrogradum nennen/ da das Blut vom
Hertzen in die Adern getrieben/ und wieder in
eben denselbigen Adern/ zu rück gezogen wird/
das weiset der Puls aus/ und die Bewegung des
Hertzens mit ihrer systole und diastole, auff sol-
che Weiß holet der Mensch auch Athem/ und
mit solcher Bewegung wird er generirt, so hat
das Meer seine Ebbe und Fluth/ und der Mond
sein Zu und Abnehmen. Aber wieder auff das A-
derlassen zu kommen/ so hat es den Nahmen mit
der That/ nemlich/ wer es nicht vonnöthen hat/ die
Ader lassen ruhen/ aber die Jtaliäner und Fran-
zosen seyn darmit gar freygäbig/ und hab ich ge-
sehen/ daß/ in einem gemeinen Fieber/ einem vor-
nehmen Grafen über zwanzigmal Ader geschla-
gen worden/ gleichwol ist es ein feiner kurtzer
methodus medendi, allein mit Fasten/ Clystiren
und Aderlassen/ und anstatt aller Medicinen/ mit
einer ptisana alle Kranckheiten zu curiren/ allein
dieser methodus wird bey uns Teutschen/ auch

anderen
K vij

Seelen-Weißheit.
Kraͤfften ſchwaͤchet/ die jenige/ welche darfuͤr
halten/ daß ſich das Blut circulire/ und daß der
Blutstropffen/ welcher an dem kleinen Finger
iſt an der Hand/ auch in einer Stund in die klei-
ne Zaͤhen in Fuß komme/ der irret groͤblich/ dañ
wo bleibet ſolche circulation, wañ Arm und
Fuß abgehauen ſeyn/ vielmehr wolte ich die Be-
wegung des Bluts/ einen motum expulſivum
und retrogradum nennen/ da das Blut vom
Hertzen in die Adern getrieben/ und wieder in
eben denſelbigen Adern/ zu ruͤck gezogen wird/
das weiſet der Puls aus/ und die Bewegung des
Hertzens mit ihrer ſyſtole und diaſtole, auff ſol-
che Weiß holet der Menſch auch Athem/ und
mit ſolcher Bewegung wird er generirt, ſo hat
das Meer ſeine Ebbe und Fluth/ und der Mond
ſein Zu und Abnehmen. Aber wieder auff das A-
derlaſſen zu kommen/ ſo hat es den Nahmen mit
der That/ nemlich/ wer es nicht voñoͤthen hat/ die
Ader laſſen ruhen/ aber die Jtaliaͤner und Fran-
zoſen ſeyn darmit gar freygaͤbig/ und hab ich ge-
ſehen/ daß/ in einem gemeinen Fieber/ einem vor-
nehmen Grafen uͤber zwanzigmal Ader geſchla-
gen worden/ gleichwol iſt es ein feiner kurtzer
methodus medendi, allein mit Faſten/ Clyſtiren
und Aderlaſſen/ und anſtatt aller Medicinen/ mit
einer ptiſana alle Kranckheiten zu curiren/ allein
dieſer methodus wird bey uns Teutſchen/ auch

anderen
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[229/0287] Seelen-Weißheit. Kraͤfften ſchwaͤchet/ die jenige/ welche darfuͤr halten/ daß ſich das Blut circulire/ und daß der Blutstropffen/ welcher an dem kleinen Finger iſt an der Hand/ auch in einer Stund in die klei- ne Zaͤhen in Fuß komme/ der irret groͤblich/ dañ wo bleibet ſolche circulation, wañ Arm und Fuß abgehauen ſeyn/ vielmehr wolte ich die Be- wegung des Bluts/ einen motum expulſivum und retrogradum nennen/ da das Blut vom Hertzen in die Adern getrieben/ und wieder in eben denſelbigen Adern/ zu ruͤck gezogen wird/ das weiſet der Puls aus/ und die Bewegung des Hertzens mit ihrer ſyſtole und diaſtole, auff ſol- che Weiß holet der Menſch auch Athem/ und mit ſolcher Bewegung wird er generirt, ſo hat das Meer ſeine Ebbe und Fluth/ und der Mond ſein Zu und Abnehmen. Aber wieder auff das A- derlaſſen zu kommen/ ſo hat es den Nahmen mit der That/ nemlich/ wer es nicht voñoͤthen hat/ die Ader laſſen ruhen/ aber die Jtaliaͤner und Fran- zoſen ſeyn darmit gar freygaͤbig/ und hab ich ge- ſehen/ daß/ in einem gemeinen Fieber/ einem vor- nehmen Grafen uͤber zwanzigmal Ader geſchla- gen worden/ gleichwol iſt es ein feiner kurtzer methodus medendi, allein mit Faſten/ Clyſtiren und Aderlaſſen/ und anſtatt aller Medicinen/ mit einer ptiſana alle Kranckheiten zu curiren/ allein dieſer methodus wird bey uns Teutſchen/ auch anderen K vij

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/287>, abgerufen am 08.05.2024.