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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
ich aber/ daß das Brunnquellwasser einen war-
men Geist in sich habe/ welches wan in den Quel-
len und Brunden-Stuben siehet/ welche Winters
Zeiten gantz warm seyn/ und gleichwie das
menschliche Geblüth/ eine doppelte contrari
Bewegung hat/ nemlich/ motum Physicum
und Mathematicum. Durch den ersten inten-
dirt/ und steigt es wegen bey sich habenden Lebens-
Geist/ von Natur in die Höhe/ durch den andern
aber/ wegen Verlierung seiner Hitz/ fällt es gen
boden/ also thut auch das Quellwasser/ welches/
solang es noch in seinen Adern unter der Erden
und mit seinem Geist erfüllt ist/ durch die Quellen
auff die höchste Berg steiget/ so bald es aber an
die Lufft kommt/ und denselben Geist verliehret/
laufft es aus natürlicher Schweregen boden. Es
ist aber das leichteste Wasser das gesundeste. Das
Bier ist ein species Decocti, wo es nicht genug
vergohren hat/ so machts Wind und Blehungen/
hingegen wanns vergoren hat/ so wirds leicht sauer
und macht Grimmen; wil mans erhalten/ so muß mans
starck machen/ das geschicht durch Hopffen/ einige
thun auch Post und andere tollmachende Kräu-
ter hinein/ welche Kopff-Weh macht. Ein gutes
Bier soll lang gesotten werden/ wann das Maltz
voller Würm/ so können gefährliche Kranckhei-
ten und Fieber vom Gebrauch dergleichen Bier
entstehen/ sonsten ist ein gutes/ altes/ klares Bier/

inson-

Pſychoſophia.
ich aber/ daß das Brunnquellwaſſer einen war-
men Geiſt in ſich habe/ welches wan in den Quel-
len und Brun̄en-Stuben ſiehet/ welche Winters
Zeiten gantz warm ſeyn/ und gleichwie das
menſchliche Gebluͤth/ eine doppelte contrari
Bewegung hat/ nemlich/ motum Phyſicum
und Mathematicum. Durch den erſten inten-
dirt/ und ſteigt es wegen bey ſich habenden Lebens-
Geiſt/ von Natur in die Hoͤhe/ durch den andern
aber/ wegen Verlierung ſeiner Hitz/ faͤllt es gen
boden/ alſo thut auch das Quellwaſſer/ welches/
ſolang es noch in ſeinen Adern unter der Erden
und mit ſeinem Geiſt erfuͤllt iſt/ durch die Quellen
auff die hoͤchſte Berg ſteiget/ ſo bald es aber an
die Lufft kommt/ und denſelben Geiſt verliehret/
laufft es aus natuͤrlicher Schweregen boden. Es
iſt aber das leichteſte Waſſer das geſundeſte. Das
Bier iſt ein ſpecies Decocti, wo es nicht genug
vergohren hat/ ſo machts Wind und Blehungen/
hingegen wan̄s vergoren hat/ ſo wirds leicht ſauer
uñ macht Grim̄en; wil mās erhaltẽ/ ſo muß mans
ſtarck machen/ das geſchicht durch Hopffen/ einige
thun auch Poſt und andere tollmachende Kraͤu-
ter hinein/ welche Kopff-Weh macht. Ein gutes
Bier ſoll lang geſotten werden/ wann das Maltz
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ten und Fieber vom Gebrauch dergleichen Bier
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[208/0266] Pſychoſophia. ich aber/ daß das Brunnquellwaſſer einen war- men Geiſt in ſich habe/ welches wan in den Quel- len und Brun̄en-Stuben ſiehet/ welche Winters Zeiten gantz warm ſeyn/ und gleichwie das menſchliche Gebluͤth/ eine doppelte contrari Bewegung hat/ nemlich/ motum Phyſicum und Mathematicum. Durch den erſten inten- dirt/ und ſteigt es wegen bey ſich habenden Lebens- Geiſt/ von Natur in die Hoͤhe/ durch den andern aber/ wegen Verlierung ſeiner Hitz/ faͤllt es gen boden/ alſo thut auch das Quellwaſſer/ welches/ ſolang es noch in ſeinen Adern unter der Erden und mit ſeinem Geiſt erfuͤllt iſt/ durch die Quellen auff die hoͤchſte Berg ſteiget/ ſo bald es aber an die Lufft kommt/ und denſelben Geiſt verliehret/ laufft es aus natuͤrlicher Schweregen boden. Es iſt aber das leichteſte Waſſer das geſundeſte. Das Bier iſt ein ſpecies Decocti, wo es nicht genug vergohren hat/ ſo machts Wind und Blehungen/ hingegen wan̄s vergoren hat/ ſo wirds leicht ſauer uñ macht Grim̄en; wil mās erhaltẽ/ ſo muß mans ſtarck machen/ das geſchicht durch Hopffen/ einige thun auch Poſt und andere tollmachende Kraͤu- ter hinein/ welche Kopff-Weh macht. Ein gutes Bier ſoll lang geſotten werden/ wann das Maltz voller Wuͤrm/ ſo koͤnnen gefaͤhrliche Kranckhei- ten und Fieber vom Gebrauch dergleichen Bier entſtehen/ ſonſten iſt ein gutes/ altes/ klares Bier/ inſon-

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/266>, abgerufen am 16.07.2024.