Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Psychosophia.

tzen Welt/ und ist ein lebendmachender Geist/
ein selbstständiger und wesendlicher/ gibt allen
Geschöpffen das Leben/ selbstständigkeit und
Wesen/ weil auß ihm/ in ihm/ und durch ihn
alle Dinge seyn/ leben/ werden ernehret/ wachsen
und sich bewegen/ und alles ist mit seiner Krafft
erfüllet/ und nichts leer von seinem Wesen und
Krafft. Wann die Naturkündiger und Me-
dici, die Natur deß calidi innati, nemlich deß
spiritus universi, omnibus creaturis insiti, nem-
lich conservativi universalis verstehen/ so werden
sie auch wissen/ wo/ wie und worauß sie dieses
Universal bereiten sollen/ weil aber der Welt
heutiges Tags mehr mit Lügen und Geschwätz
als Wissenschafft und Warheit bedient ist/ so
mögen sie auch den Kern mit der Schalen und
Hülsen einfressen/ dieweil wenig Dector oder
Apothecker solche von einander zu scheiden wissen.
Erlese Paracelsum de Separatione Elementorum
& quinta essentia. Nicht ohn ist es/ die uni-
versal Medicin ist in allen Cörpern/ dann son-
sten wäre sie nicht universal/ aber aus einem ist
sie leichter herauß zu bringen als aus dem andern/
und wann sie her auß gebracht ist/ so wird sie quint
Essentz genannt/ welche da ist deß Cörpers humi-
dum radicale und calidum innatum, und wann
solche von einem Cörper geschieden wird/ so stirbt
der Cörper und vergehet/ dieweil ihm sein Essentz

und

Pſychoſophia.

tzen Welt/ und iſt ein lebendmachender Geiſt/
ein ſelbſtſtaͤndiger und weſendlicher/ gibt allen
Geſchoͤpffen das Leben/ ſelbſtſtaͤndigkeit und
Weſen/ weil auß ihm/ in ihm/ und durch ihn
alle Dinge ſeyn/ leben/ werden ernehret/ wachſen
und ſich bewegen/ und alles iſt mit ſeiner Krafft
erfuͤllet/ und nichts leer von ſeinem Weſen und
Krafft. Wann die Naturkuͤndiger und Me-
dici, die Natur deß calidi innati, nemlich deß
ſpiritus univerſi, omnibus creaturis inſiti, nem-
lich conſervativi univerſalis verſtehen/ ſo werden
ſie auch wiſſen/ wo/ wie und worauß ſie dieſes
Univerſal bereiten ſollen/ weil aber der Welt
heutiges Tags mehr mit Luͤgen und Geſchwaͤtz
als Wiſſenſchafft und Warheit bedient iſt/ ſo
moͤgen ſie auch den Kern mit der Schalen und
Huͤlſen einfreſſen/ dieweil wenig Dector oder
Apothecker ſolche von einander zu ſcheiden wiſſen.
Erleſe Paracelſum de Separatione Elementorum
& quintâ eſſentiá. Nicht ohn iſt es/ die uni-
verſal Medicin iſt in allen Coͤrpern/ dann ſon-
ſten waͤre ſie nicht univerſal/ aber aus einem iſt
ſie leichter herauß zu bringen als aus dem andern/
und wann ſie her auß gebracht iſt/ ſo wird ſie quint
Eſſentz genannt/ welche da iſt deß Coͤrpers humi-
dum radicale und calidum innatum, und wann
ſolche von einem Coͤrper geſchieden wird/ ſo ſtirbt
der Coͤrper und vergehet/ dieweil ihm ſein Eſſentz

und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0254" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">P&#x017F;ycho&#x017F;ophia.</hi></fw><lb/>
tzen Welt/ und i&#x017F;t ein lebendmachender Gei&#x017F;t/<lb/>
ein &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndiger und we&#x017F;endlicher/ gibt allen<lb/>
Ge&#x017F;cho&#x0364;pffen das Leben/ &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit und<lb/>
We&#x017F;en/ weil auß ihm/ in ihm/ und durch ihn<lb/>
alle Dinge &#x017F;eyn/ leben/ werden ernehret/ wach&#x017F;en<lb/>
und &#x017F;ich bewegen/ und alles i&#x017F;t mit &#x017F;einer Krafft<lb/>
erfu&#x0364;llet/ und nichts leer von &#x017F;einem We&#x017F;en und<lb/>
Krafft. Wann die Naturku&#x0364;ndiger und <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dici,</hi> die Natur deß <hi rendition="#aq">calidi innati,</hi> nemlich deß<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;piritus univer&#x017F;i, omnibus creaturis in&#x017F;iti,</hi> nem-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">con&#x017F;ervativi univer&#x017F;alis</hi> ver&#x017F;tehen/ &#x017F;o werden<lb/>
&#x017F;ie auch wi&#x017F;&#x017F;en/ wo/ wie und worauß &#x017F;ie die&#x017F;es<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>niver&#x017F;al bereiten &#x017F;ollen/ weil aber der Welt<lb/>
heutiges Tags mehr mit Lu&#x0364;gen und Ge&#x017F;chwa&#x0364;tz<lb/>
als Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft und Warheit bedient i&#x017F;t/ &#x017F;o<lb/>
mo&#x0364;gen &#x017F;ie auch den Kern mit der Schalen und<lb/>
Hu&#x0364;l&#x017F;en einfre&#x017F;&#x017F;en/ dieweil wenig Dector oder<lb/>
Apothecker &#x017F;olche von einander zu &#x017F;cheiden wi&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Erle&#x017F;e <hi rendition="#aq">Paracel&#x017F;um de Separatione Elementorum<lb/>
&amp; quintâ e&#x017F;&#x017F;entiá.</hi> Nicht ohn i&#x017F;t es/ die uni-<lb/>
ver&#x017F;al Medicin i&#x017F;t in allen Co&#x0364;rpern/ dann &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten wa&#x0364;re &#x017F;ie nicht univer&#x017F;al/ aber aus einem i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie leichter herauß zu bringen als aus dem andern/<lb/>
und wann &#x017F;ie her auß gebracht i&#x017F;t/ &#x017F;o wird &#x017F;ie quint<lb/>
E&#x017F;&#x017F;entz genannt/ welche da i&#x017F;t deß Co&#x0364;rpers <hi rendition="#aq">humi-<lb/>
dum radicale</hi> und <hi rendition="#aq">calidum innatum,</hi> und wann<lb/>
&#x017F;olche von einem Co&#x0364;rper ge&#x017F;chieden wird/ &#x017F;o &#x017F;tirbt<lb/>
der Co&#x0364;rper und vergehet/ dieweil ihm &#x017F;ein E&#x017F;&#x017F;entz<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[196/0254] Pſychoſophia. tzen Welt/ und iſt ein lebendmachender Geiſt/ ein ſelbſtſtaͤndiger und weſendlicher/ gibt allen Geſchoͤpffen das Leben/ ſelbſtſtaͤndigkeit und Weſen/ weil auß ihm/ in ihm/ und durch ihn alle Dinge ſeyn/ leben/ werden ernehret/ wachſen und ſich bewegen/ und alles iſt mit ſeiner Krafft erfuͤllet/ und nichts leer von ſeinem Weſen und Krafft. Wann die Naturkuͤndiger und Me- dici, die Natur deß calidi innati, nemlich deß ſpiritus univerſi, omnibus creaturis inſiti, nem- lich conſervativi univerſalis verſtehen/ ſo werden ſie auch wiſſen/ wo/ wie und worauß ſie dieſes Univerſal bereiten ſollen/ weil aber der Welt heutiges Tags mehr mit Luͤgen und Geſchwaͤtz als Wiſſenſchafft und Warheit bedient iſt/ ſo moͤgen ſie auch den Kern mit der Schalen und Huͤlſen einfreſſen/ dieweil wenig Dector oder Apothecker ſolche von einander zu ſcheiden wiſſen. Erleſe Paracelſum de Separatione Elementorum & quintâ eſſentiá. Nicht ohn iſt es/ die uni- verſal Medicin iſt in allen Coͤrpern/ dann ſon- ſten waͤre ſie nicht univerſal/ aber aus einem iſt ſie leichter herauß zu bringen als aus dem andern/ und wann ſie her auß gebracht iſt/ ſo wird ſie quint Eſſentz genannt/ welche da iſt deß Coͤrpers humi- dum radicale und calidum innatum, und wann ſolche von einem Coͤrper geſchieden wird/ ſo ſtirbt der Coͤrper und vergehet/ dieweil ihm ſein Eſſentz und

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/254
Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/254>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.