Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Psychosophia.

stellen wird/ daß diese Sachen nicht besser regieret
und verwaltet werden können/ so ein grosser
Trost/ Hülff und Dienst ist vor alle/ welche sol-
ches vonnöthen.

Es ist aber leicht zu erachten/ daß in solcher
Gemeine auch unterschiedliche Gradus seyn/ für-
nehmlich drey. Als erstlich einige/ welche in
die Gemeinschafft ins künfftige wollen/
und sich auf allen Fall eine Stelle bedingen/ aber
nicht würcklich da seyn/ die können auch nichts
würcklichs geniessen; Andere seynd zwar
würcklich in der Gemeinde/ und geniessen
dieselben/ leben aber darinnen nur als Kostgän-
ger/ und helffen nichts zur Gemeine/ die können
auch weiter nichts/ als vor ihr Kostgeld die ver-
sprochene Ruhe/ doch vielmal besser und wolfeiler/
als auf gemeine Weltweise geniessen. Die aber
als Glieder in der Gemeine seyn/ darinnen blei-
ben/ derselben beystehen/ heben und legen helffen/
arbeiten und mitsorgen/ die geniessen auch billich
von dem Gewinn/ und können mit halber Müh
und Sorg/ ohne Herrendienst und Gefahr/ mit
Ruh und gutem Gewissen/ in Sicherheit und
Stille/ vielmal mehr als mit aller Sclaverey/ sor-
gen/ lauffen und rennen in der Welt/ auf solche
Weise gewinnen/ ihr Gemüth/ Leib und Gesund-
heit/ ja Weib und Kind zum allerbesten versorgen.
Der dritte Punct bestehet in Erhaltung gu-

ter

Pſychoſophia.

ſtellen wird/ daß dieſe Sachen nicht beſſer regieret
und verwaltet werden koͤnnen/ ſo ein groſſer
Troſt/ Huͤlff und Dienſt iſt vor alle/ welche ſol-
ches vonnoͤthen.

Es iſt aber leicht zu erachten/ daß in ſolcher
Gemeine auch unterſchiedliche Gradus ſeyn/ fuͤr-
nehmlich drey. Als erſtlich einige/ welche in
die Gemeinſchafft ins kuͤnfftige wollẽ/
und ſich auf allen Fall eine Stelle bedingen/ aber
nicht wuͤrcklich da ſeyn/ die koͤnnen auch nichts
wuͤrcklichs genieſſen; Andere ſeynd zwar
wuͤrcklich in der Gemeinde/ und genieſſen
dieſelben/ leben aber darinnen nur als Koſtgaͤn-
ger/ und helffen nichts zur Gemeine/ die koͤnnen
auch weiter nichts/ als vor ihr Koſtgeld die ver-
ſprochene Ruhe/ doch vielmal beſſer und wolfeiler/
als auf gemeine Weltweiſe genieſſen. Die aber
als Glieder in der Gemeine ſeyn/ darinnen blei-
ben/ derſelben beyſtehen/ heben und legen helffen/
arbeiten und mitſorgen/ die genieſſen auch billich
von dem Gewinn/ und koͤnnen mit halber Muͤh
und Sorg/ ohne Herrendienſt und Gefahr/ mit
Ruh und gutem Gewiſſen/ in Sicherheit und
Stille/ vielmal mehr als mit aller Sclaverey/ ſor-
gen/ lauffen und rennen in der Welt/ auf ſolche
Weiſe gewinnen/ ihr Gemuͤth/ Leib und Geſund-
heit/ ja Weib und Kind zum allerbeſten verſorgen.
Der dritte Punct beſtehet in Erhaltung gu-

ter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0174" n="116"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">P&#x017F;ycho&#x017F;ophia.</hi></fw><lb/>
&#x017F;tellen wird/ daß die&#x017F;e Sachen nicht be&#x017F;&#x017F;er regieret<lb/>
und verwaltet werden ko&#x0364;nnen/ &#x017F;o ein gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Tro&#x017F;t/ Hu&#x0364;lff und Dien&#x017F;t i&#x017F;t vor alle/ welche &#x017F;ol-<lb/>
ches vonno&#x0364;then.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t aber leicht zu erachten/ daß in &#x017F;olcher<lb/>
Gemeine auch unter&#x017F;chiedliche <hi rendition="#aq">Gradus</hi> &#x017F;eyn/ fu&#x0364;r-<lb/>
nehmlich drey. Als er&#x017F;tlich einige/ <hi rendition="#fr">welche in<lb/>
die Gemein&#x017F;chafft ins ku&#x0364;nfftige wolle&#x0303;/</hi><lb/>
und &#x017F;ich auf allen Fall eine Stelle bedingen/ aber<lb/>
nicht wu&#x0364;rcklich da &#x017F;eyn/ die ko&#x0364;nnen auch nichts<lb/>
wu&#x0364;rcklichs genie&#x017F;&#x017F;en; Andere <hi rendition="#fr">&#x017F;eynd zwar<lb/>
wu&#x0364;rcklich in der Gemeinde/</hi> und genie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die&#x017F;elben/ leben aber darinnen nur als Ko&#x017F;tga&#x0364;n-<lb/>
ger/ und helffen nichts zur Gemeine/ die ko&#x0364;nnen<lb/>
auch weiter nichts/ als vor ihr Ko&#x017F;tgeld die ver-<lb/>
&#x017F;prochene Ruhe/ doch vielmal be&#x017F;&#x017F;er und wolfeiler/<lb/>
als auf gemeine Weltwei&#x017F;e genie&#x017F;&#x017F;en. Die aber<lb/>
als Glieder in der Gemeine &#x017F;eyn/ darinnen blei-<lb/>
ben/ der&#x017F;elben bey&#x017F;tehen/ heben und legen helffen/<lb/>
arbeiten und mit&#x017F;orgen/ die genie&#x017F;&#x017F;en auch billich<lb/>
von dem Gewinn/ und ko&#x0364;nnen mit halber Mu&#x0364;h<lb/>
und Sorg/ ohne Herrendien&#x017F;t und Gefahr/ mit<lb/>
Ruh und gutem Gewi&#x017F;&#x017F;en/ in Sicherheit und<lb/>
Stille/ vielmal mehr als mit aller Sclaverey/ &#x017F;or-<lb/>
gen/ lauffen und rennen in der Welt/ auf &#x017F;olche<lb/>
Wei&#x017F;e gewinnen/ ihr Gemu&#x0364;th/ Leib und Ge&#x017F;und-<lb/>
heit/ ja Weib und Kind zum allerbe&#x017F;ten ver&#x017F;orgen.<lb/>
Der dritte Punct be&#x017F;tehet <hi rendition="#fr">in Erhaltung gu-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ter</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[116/0174] Pſychoſophia. ſtellen wird/ daß dieſe Sachen nicht beſſer regieret und verwaltet werden koͤnnen/ ſo ein groſſer Troſt/ Huͤlff und Dienſt iſt vor alle/ welche ſol- ches vonnoͤthen. Es iſt aber leicht zu erachten/ daß in ſolcher Gemeine auch unterſchiedliche Gradus ſeyn/ fuͤr- nehmlich drey. Als erſtlich einige/ welche in die Gemeinſchafft ins kuͤnfftige wollẽ/ und ſich auf allen Fall eine Stelle bedingen/ aber nicht wuͤrcklich da ſeyn/ die koͤnnen auch nichts wuͤrcklichs genieſſen; Andere ſeynd zwar wuͤrcklich in der Gemeinde/ und genieſſen dieſelben/ leben aber darinnen nur als Koſtgaͤn- ger/ und helffen nichts zur Gemeine/ die koͤnnen auch weiter nichts/ als vor ihr Koſtgeld die ver- ſprochene Ruhe/ doch vielmal beſſer und wolfeiler/ als auf gemeine Weltweiſe genieſſen. Die aber als Glieder in der Gemeine ſeyn/ darinnen blei- ben/ derſelben beyſtehen/ heben und legen helffen/ arbeiten und mitſorgen/ die genieſſen auch billich von dem Gewinn/ und koͤnnen mit halber Muͤh und Sorg/ ohne Herrendienſt und Gefahr/ mit Ruh und gutem Gewiſſen/ in Sicherheit und Stille/ vielmal mehr als mit aller Sclaverey/ ſor- gen/ lauffen und rennen in der Welt/ auf ſolche Weiſe gewinnen/ ihr Gemuͤth/ Leib und Geſund- heit/ ja Weib und Kind zum allerbeſten verſorgen. Der dritte Punct beſtehet in Erhaltung gu- ter

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/174
Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/174>, abgerufen am 28.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.