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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.
ter Gesundheit/ und guter Wartung
und Curirung in Kranckheit.
Drey
Stücke seynd/ wormit der Mensch zum meisten
gequälet ist/ und dennoch bey jetziger Lebens-Art
in der Welt zum wenigsten Hülffmittel sich dar-
gegen verschen muß. Das erste ist die Beru-
higung des Gemüths/
bestehend in einem
sitisamen Sitten-Leben. Das zweyte/ in ehrli-
chem Auskommen der Nahrung und
Unterhalt.
Das dritte/ wann man kranck
ist/ in Genesung und guter Wartung.

Das erste/ nemlich die Affecten zu bezwingen/ soll
man in der Kirch und Predigt lernen/ alwo man
aber meistens an Platz dessen mit hunderterley
Theologischen und Metaphysischen Meynungen
erfüllet wird. Der Nahrung halben heisset es:
Ein jeder vor sich/ GOtt für uns alle.
Die Obrigkeit/ so darauf sehen soll/ gibt wohl ach-
tung/ daß sie ihre Contribution einfordern/ und
das Jhrige nicht vergesse zu fordern/ wann etwas
vorhanden/ wie aber was gewonnen werden soll/
und wie sich ein ehrlicher Mann forthelffen möge/
ist kein Collegium vorhanden/ da man sich Trostes
und Raths erholen möchte. Es heist: Fische
ein jeder auf gut Glück vor sich selbst/
und wann er was gefangen/ so gebe er
den grösten und besten Fisch Zoll.
Ja/

die

Seelen-Weißheit.
ter Geſundheit/ und guter Wartung
und Curirung in Kranckheit.
Drey
Stuͤcke ſeynd/ wormit der Menſch zum meiſten
gequaͤlet iſt/ und dennoch bey jetziger Lebens-Art
in der Welt zum wenigſten Huͤlffmittel ſich dar-
gegen verſchen muß. Das erſte iſt die Beru-
higung des Gemuͤths/
beſtehend in einem
ſitiſamen Sitten-Leben. Das zweyte/ in ehrli-
chem Auskommen der Nahrung und
Unterhalt.
Das dritte/ wañ man kranck
iſt/ in Geneſung und guter Wartung.

Das erſte/ nemlich die Affecten zu bezwingen/ ſoll
man in der Kirch und Predigt lernen/ alwo man
aber meiſtens an Platz deſſen mit hunderterley
Theologiſchen und Metaphyſiſchen Meynungen
erfuͤllet wird. Der Nahrung halben heiſſet es:
Ein jeder vor ſich/ GOtt fuͤr uns alle.
Die Obrigkeit/ ſo darauf ſehen ſoll/ gibt wohl ach-
tung/ daß ſie ihre Contribution einfordern/ und
das Jhrige nicht vergeſſe zu fordern/ wann etwas
vorhanden/ wie aber was gewonnen werden ſoll/
und wie ſich ein ehrlicher Mann forthelffen moͤge/
iſt kein Collegium vorhanden/ da man ſich Troſtes
und Raths erholen moͤchte. Es heiſt: Fiſche
ein jeder auf gut Gluͤck vor ſich ſelbſt/
und wann er was gefangen/ ſo gebe er
den groͤſten und beſten Fiſch Zoll.
Ja/

die
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[117/0175] Seelen-Weißheit. ter Geſundheit/ und guter Wartung und Curirung in Kranckheit. Drey Stuͤcke ſeynd/ wormit der Menſch zum meiſten gequaͤlet iſt/ und dennoch bey jetziger Lebens-Art in der Welt zum wenigſten Huͤlffmittel ſich dar- gegen verſchen muß. Das erſte iſt die Beru- higung des Gemuͤths/ beſtehend in einem ſitiſamen Sitten-Leben. Das zweyte/ in ehrli- chem Auskommen der Nahrung und Unterhalt. Das dritte/ wañ man kranck iſt/ in Geneſung und guter Wartung. Das erſte/ nemlich die Affecten zu bezwingen/ ſoll man in der Kirch und Predigt lernen/ alwo man aber meiſtens an Platz deſſen mit hunderterley Theologiſchen und Metaphyſiſchen Meynungen erfuͤllet wird. Der Nahrung halben heiſſet es: Ein jeder vor ſich/ GOtt fuͤr uns alle. Die Obrigkeit/ ſo darauf ſehen ſoll/ gibt wohl ach- tung/ daß ſie ihre Contribution einfordern/ und das Jhrige nicht vergeſſe zu fordern/ wann etwas vorhanden/ wie aber was gewonnen werden ſoll/ und wie ſich ein ehrlicher Mann forthelffen moͤge/ iſt kein Collegium vorhanden/ da man ſich Troſtes und Raths erholen moͤchte. Es heiſt: Fiſche ein jeder auf gut Gluͤck vor ſich ſelbſt/ und wann er was gefangen/ ſo gebe er den groͤſten und beſten Fiſch Zoll. Ja/ die

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/175>, abgerufen am 27.04.2024.