Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Psychosophia. tur sehen und erlernen/ und also ihnen einen Na-men/ nach Art und Unterscheid ihrer Natur geben können: Welches die rechte Nomenclatura A- damica ist/ da jeder Cörper nach seiner Natur be- nennet und beschrieben wird/ wie dann/ sofern die Hebräische Sprache nicht vitiirt/ sie noch viel Namen zur Beschreibung hat; als Metall heist auf Hebräisch Metil, und dieses heisset giessen oder gießlich/ weil nemlich die Metallen allein sich schmeltzen und giessen lassen. Aus diesem Unter- scheid nun folget ein vernünfftiges Urtheil von den Sachen/ so allein in Discretion und Unterschei- dung der Sachen bestehet; dann wo die Ver- nunfft eines vor das ander nimmt/ und in der Be- schreibung fehlet/ so nennet mans eine Verwir- rung und Phantasey/ und entstehen dann un- rechte übele Meynungen von den Sachen/ so ihrer essenz/ welche die Warheit ist/ zuwider lauffen. Dannenhero grosse Unordnung und Verkehrung in die Schulen und in das Studium Philosophi- cum kommen/ daß man ohne wahre Erkänntnüß der Sachen/ von denselben hat sprechen/ und dar- über conclusiones, definitiones und axiomata machen/ darzu die Logic gebrauchen/ und darmit ex antecedenti der Sachen Natur und Unter- scheid erlernen wollen/ so doch unmöglich; son- dern alles wissen der Logic, Physic und Medicin ex consequenti, per experimenta, heraus gezogen werden
Pſychoſophia. tur ſehen und erlernen/ und alſo ihnen einen Na-men/ nach Art und Unterſcheid ihrer Natur geben koͤnnen: Welches die rechte Nomenclatura A- damica iſt/ da jeder Coͤrper nach ſeiner Natur be- nennet und beſchrieben wird/ wie dann/ ſofern die Hebraͤiſche Sprache nicht vitiirt/ ſie noch viel Namen zur Beſchreibung hat; als Metall heiſt auf Hebraͤiſch Metil, und dieſes heiſſet gieſſen oder gießlich/ weil nemlich die Metallen allein ſich ſchmeltzen und gieſſen laſſen. Aus dieſem Unter- ſcheid nun folget ein vernuͤnfftiges Urtheil von den Sachen/ ſo allein in Diſcretion und Unterſchei- dung der Sachen beſtehet; dann wo die Ver- nunfft eines vor das ander nimmt/ und in der Be- ſchreibung fehlet/ ſo nennet mans eine Verwir- rung und Phantaſey/ und entſtehen dann un- rechte uͤbele Meynungen von den Sachen/ ſo ihrer eſſenz/ welche die Warheit iſt/ zuwider lauffen. Dannenhero groſſe Unordnung und Verkehrung in die Schulen und in das Studium Philoſophi- cum kommen/ daß man ohne wahre Erkaͤnntnuͤß der Sachen/ von denſelben hat ſprechen/ und dar- uͤber concluſiones, definitiones und axiomata machen/ darzu die Logic gebrauchen/ und darmit ex antecedenti der Sachen Natur und Unter- ſcheid erlernen wollen/ ſo doch unmoͤglich; ſon- dern alles wiſſen der Logic, Phyſic und Medicin ex conſequenti, per experimenta, heraus gezogen werden
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Pſychoſophia.
tur ſehen und erlernen/ und alſo ihnen einen Na-
men/ nach Art und Unterſcheid ihrer Natur geben
koͤnnen: Welches die rechte Nomenclatura A-
damica iſt/ da jeder Coͤrper nach ſeiner Natur be-
nennet und beſchrieben wird/ wie dann/ ſofern die
Hebraͤiſche Sprache nicht vitiirt/ ſie noch viel
Namen zur Beſchreibung hat; als Metall heiſt
auf Hebraͤiſch Metil, und dieſes heiſſet gieſſen oder
gießlich/ weil nemlich die Metallen allein ſich
ſchmeltzen und gieſſen laſſen. Aus dieſem Unter-
ſcheid nun folget ein vernuͤnfftiges Urtheil von den
Sachen/ ſo allein in Diſcretion und Unterſchei-
dung der Sachen beſtehet; dann wo die Ver-
nunfft eines vor das ander nimmt/ und in der Be-
ſchreibung fehlet/ ſo nennet mans eine Verwir-
rung und Phantaſey/ und entſtehen dann un-
rechte uͤbele Meynungen von den Sachen/ ſo ihrer
eſſenz/ welche die Warheit iſt/ zuwider lauffen.
Dannenhero groſſe Unordnung und Verkehrung
in die Schulen und in das Studium Philoſophi-
cum kommen/ daß man ohne wahre Erkaͤnntnuͤß
der Sachen/ von denſelben hat ſprechen/ und dar-
uͤber concluſiones, definitiones und axiomata
machen/ darzu die Logic gebrauchen/ und darmit
ex antecedenti der Sachen Natur und Unter-
ſcheid erlernen wollen/ ſo doch unmoͤglich; ſon-
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