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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Vorrede.
ist die Erkäntnüß Gottes das Ende
der weltlichen oder Weißheit natürli-
cher Dinge/ nemlich der
Philosophie,
dann auß der Natur und Betrachtung
derselben/ kan man lernen/ daß ein
Gott ist/ aus der H. Schrifft aber/ wie
man ihn ehren/ lieben und fürchten
soll/ es ist sowol die Natur als die
Scri-
ptur
Gottes Werck/ beyde göttliche
Bücher/ beyde mit dem göttlichen Fin-
ger geschrieben/ beyde zur Erkäntnüß
Gottes denen Menschen vorgeleget/
wiewol eines dem andern vorgehet/ ei-
nes in der Ordnung/ eines in der Wür-
de/ in der Ordnung die Natur/ in der
Würde die
Scriptur die Philosophie lehret
den Menschen seinen Verstand ge-
brauchen/ die
Theosophie leitet ihn zu
göttlichen Dingen. Wer das Licht
der Natur veracht/ und in sich außlö-
schet/ der ist auch des göttlichen Lichts
nicht werth/ und wie wil der geistliche
Sachen begreiffen/ der nicht einmal
die leibliche begreiffen kan. Mag man
derhalben wol schliessen/ daß die
Philo-
sophie
sey eine Handleiterin und Vor-
bereiterin zur
Theosophie, nicht zwar
die jene Weltweißheit/ welche leider

heu-

Vorrede.
iſt die Erkaͤntnuͤß Gottes das Ende
der weltlichen oder Weißheit natuͤrli-
cher Dinge/ nemlich der
Philoſophie,
dann auß der Natur und Betrachtung
derſelben/ kan man lernen/ daß ein
Gott iſt/ aus der H. Schrifft aber/ wie
man ihn ehren/ lieben und fuͤrchten
ſoll/ es iſt ſowol die Natur als die
Scri-
ptur
Gottes Werck/ beyde goͤttliche
Buͤcher/ beyde mit dem goͤttlichen Fin-
ger geſchrieben/ beyde zur Erkaͤntnuͤß
Gottes denen Menſchen vorgeleget/
wiewol eines dem andern vorgehet/ ei-
nes in der Ordnung/ eines in der Wuͤr-
de/ in der Ordnung die Natur/ in der
Wuͤrde die
Scriptur die Philoſophie lehret
den Menſchen ſeinen Verſtand ge-
brauchen/ die
Theoſophie leitet ihn zu
goͤttlichen Dingen. Wer das Licht
der Natur veracht/ und in ſich außloͤ-
ſchet/ der iſt auch des goͤttlichen Lichts
nicht werth/ und wie wil der geiſtliche
Sachen begreiffen/ der nicht einmal
die leibliche begreiffen kan. Mag man
derhalben wol ſchlieſſen/ daß die
Philo-
ſophie
ſey eine Handleiterin und Vor-
bereiterin zur
Theoſophie, nicht zwar
die jene Weltweißheit/ welche leider

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[0012] Vorrede. iſt die Erkaͤntnuͤß Gottes das Ende der weltlichen oder Weißheit natuͤrli- cher Dinge/ nemlich der Philoſophie, dann auß der Natur und Betrachtung derſelben/ kan man lernen/ daß ein Gott iſt/ aus der H. Schrifft aber/ wie man ihn ehren/ lieben und fuͤrchten ſoll/ es iſt ſowol die Natur als die Scri- ptur Gottes Werck/ beyde goͤttliche Buͤcher/ beyde mit dem goͤttlichen Fin- ger geſchrieben/ beyde zur Erkaͤntnuͤß Gottes denen Menſchen vorgeleget/ wiewol eines dem andern vorgehet/ ei- nes in der Ordnung/ eines in der Wuͤr- de/ in der Ordnung die Natur/ in der Wuͤrde die Scriptur die Philoſophie lehret den Menſchen ſeinen Verſtand ge- brauchen/ die Theoſophie leitet ihn zu goͤttlichen Dingen. Wer das Licht der Natur veracht/ und in ſich außloͤ- ſchet/ der iſt auch des goͤttlichen Lichts nicht werth/ und wie wil der geiſtliche Sachen begreiffen/ der nicht einmal die leibliche begreiffen kan. Mag man derhalben wol ſchlieſſen/ daß die Philo- ſophie ſey eine Handleiterin und Vor- bereiterin zur Theoſophie, nicht zwar die jene Weltweißheit/ welche leider heu-

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/12>, abgerufen am 28.03.2024.