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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Vorrede.
cum illa, & innumerabilis honestas per manus
illius & laetatus sum in omnibus, quoniam an-
tecedebat me illa, & ignorabam, quoniam ho-
rum omnium mater est, infinitus enim thesau-
rus est hominibus, quo qui gavisi sunt, partici-
pesfacti sunt amicitiae Dei.
Das ist: Jch habe
sie über Wolfahrt und Schönheit ge-
liebet/ und habe mir fürgenommen/ sie
für mein Licht zu halten/ dann ihr
Glantz ist unaußleschlich. Es seynd
mir aber mit ihr zugleich alle Güter zu-
gekommen/ und eine unzahlbare Ehre
durch ihre Hände/ und habe mich er-
freuet in allem/ dann sie ist für mir her-
gegangen/ da ich unwissend war/ dann
sie ist eine Mutter von allen/ sie ist de-
nen Menschen ein unendlicher Schatz/
und die ihn besitzen/ seynd theilhafftig
worden der Freundschafft Gottes.

Hierauß gnugsam zu sehen ist/ daß
der weise Mann nicht die
Philosophie o-
der Welt-Weißheit/ sondern die
Theo-
sophie,
nemlich die göttliche Weißheit
verstehe/ derer Anfang freylich die
Furcht Gottes ist/ welche in einer
gottseligen Seele alles vorige wircket.
Wie nun die Furcht Gottes der An-
fang zur göttlichen Weißheit ist/ also

ist
)( iij

Vorrede.
cum illâ, & innumerabilis honeſtas per manus
illius & lætatus ſum in omnibus, quoniam an-
tecedebat me illa, & ignorabam, quoniam ho-
rum omnium mater eſt, infinitus enim theſau-
rus eſt hominibus, quo qui gaviſi ſunt, partici-
pesfacti ſunt amicitiæ Dei.
Das iſt: Jch habe
ſie uͤber Wolfahrt und Schoͤnheit ge-
liebet/ und habe mir fuͤrgenommen/ ſie
fuͤr mein Licht zu halten/ dann ihr
Glantz iſt unaußleſchlich. Es ſeynd
mir aber mit ihr zugleich alle Guͤter zu-
gekommen/ und eine unzahlbare Ehre
durch ihre Haͤnde/ und habe mich er-
freuet in allem/ dann ſie iſt fuͤr mir her-
gegangen/ da ich unwiſſend war/ dann
ſie iſt eine Mutter von allen/ ſie iſt de-
nen Menſchen ein unendlicher Schatz/
und die ihn beſitzen/ ſeynd theilhafftig
worden der Freundſchafft Gottes.

Hierauß gnugſam zu ſehen iſt/ daß
der weiſe Mann nicht die
Philoſophie o-
der Welt-Weißheit/ ſondern die
Theo-
ſophie,
nemlich die goͤttliche Weißheit
verſtehe/ derer Anfang freylich die
Furcht Gottes iſt/ welche in einer
gottſeligen Seele alles vorige wircket.
Wie nun die Furcht Gottes der An-
fang zur goͤttlichen Weißheit iſt/ alſo

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[0011] Vorrede. cum illâ, & innumerabilis honeſtas per manus illius & lætatus ſum in omnibus, quoniam an- tecedebat me illa, & ignorabam, quoniam ho- rum omnium mater eſt, infinitus enim theſau- rus eſt hominibus, quo qui gaviſi ſunt, partici- pesfacti ſunt amicitiæ Dei. Das iſt: Jch habe ſie uͤber Wolfahrt und Schoͤnheit ge- liebet/ und habe mir fuͤrgenommen/ ſie fuͤr mein Licht zu halten/ dann ihr Glantz iſt unaußleſchlich. Es ſeynd mir aber mit ihr zugleich alle Guͤter zu- gekommen/ und eine unzahlbare Ehre durch ihre Haͤnde/ und habe mich er- freuet in allem/ dann ſie iſt fuͤr mir her- gegangen/ da ich unwiſſend war/ dann ſie iſt eine Mutter von allen/ ſie iſt de- nen Menſchen ein unendlicher Schatz/ und die ihn beſitzen/ ſeynd theilhafftig worden der Freundſchafft Gottes. Hierauß gnugſam zu ſehen iſt/ daß der weiſe Mann nicht die Philoſophie o- der Welt-Weißheit/ ſondern die Theo- ſophie, nemlich die goͤttliche Weißheit verſtehe/ derer Anfang freylich die Furcht Gottes iſt/ welche in einer gottſeligen Seele alles vorige wircket. Wie nun die Furcht Gottes der An- fang zur goͤttlichen Weißheit iſt/ alſo iſt )( iij

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/11>, abgerufen am 19.04.2024.