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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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Die Wächter zu fallieren thon /

Zur Thür hinauß sich schwingen schon /

So solches geschehe füglich /

Zur Statt hinauß gantz sicherlich /

Damit sie nicht lang wirreten /

Zu deß Nini Grab sie kehreten /

Allda ein Baum von äpffel weiß /

Gab schatten gut mit gantzem fleiß /

Darzu ein kühler Brunnen gut /

Vnser brennent Hertz erfrischen thut /

Allein die Sonn wolt nit zu Beth /

Der Pace jn beyd gefallen het /

Endlich sich in das Meer hinsanck /

Die nacht mit gewalt herausser trang /

Listig Thisbe solches wartet nur /

Den Rigel thet wol von der Thür /

Zum Hauß hinauß sich fügen thet /

Die Wächter betrogen wol an der stet /

Verdeckt im gesicht zum grabe kam /

Vnter dem genannten Baum jhr Ruhe nam /

Wz geschicht? ein Löwin kommt daher /

Vom Raub der Thier mit Blut beschmiert /

Zun Brunnen sie thet eilen gschwind /

Damit sie den Durst löschen köndt /

Welches alsdenn nach Mondes schein /

Thysbe sah lauffen grimmig herein /

Gar bald in eine Höle schlieff /

Jhrn Schleyer nachlässet ohn verzug /

Nach dem die Löuwin an der stett /

Mit Wasser jren durst gelöschet het /

Sie widerumm zum Walde eynkehrt /

Ohn Thysbe jr Kleider zerzerrt /

Pyramus der Jüngling langsam /

Außgangen war/ als er vernam /

Die tritt deß wilden Thiers im sandt /

Erschrocken gar/ erbleichet zu handt /

Nach dem er aber mit Blut roth /

Das Kleydt besprengt sicht/ O Not /

Ein Nacht/ sagt er/ vmbringet härt /

Zwey Lieb/ daß eins langes Lebens werth /

Mein Seel ist schuldt/ ich habe dich /

Vmbs Leben bracht gantz jämmerlich /

Derich Anleytung geben dir /

Daß du zu mir kommest allhier /

Am Ort voll Forcht vnd Gefahr /

Vnd bin ich zu lang blieben zwar /

Jhr grimmige Löuwen ohne zahl /

Wohnend vnter deß Felses Thal /

Mein Leib zerzerret grimmiglich /

Zerreisset jn gantz jämmerlich /

Aber ein forchtsamer wündscht jhm

Den todt/ daß er möcht fahren hin /

Thysbes Schleyer er nimmt zur hand /

Vnnd zum benannten Baum sich wandt /

Zu weynen bitterlich anfaht /

Auch manchen Kuß den Kleyde gab /

Nun/ sagt er/ nimb hin vnsers Blut /

Ein trunck/ vnd daß es sey gering /

Nam hiermit dz vmbgürte schwert /

Stachs in sich/ fiel nider zur Erd /

Als bald ers auß den wunden zeucht /

Zur Erden auff dem Rucken leydt /

Das Blut wol in die höhe springt /

Nit anders als wann bley heiß tringt /

So Wasser darinn gegossen wirdt /

Knallet/ die Lufft mit schall zerstört /

Deß baumes frucht von blutes farb /

Verwandelt in ein andere art /

Die Wurtzel von dem blut erweicht /

Die äpffel mit roter Farbe zeucht /

Thysbe mit Sorg beladen hoch /

Jhr Liebsten sie thet suchen nach /

Die Wächter zu fallieren thon /

Zur Thür hinauß sich schwingen schon /

So solches geschehe füglich /

Zur Statt hinauß gantz sicherlich /

Damit sie nicht lang wirreten /

Zu deß Nini Grab sie kehreten /

Allda ein Baum von äpffel weiß /

Gab schatten gut mit gantzem fleiß /

Darzu ein kühler Brunnen gut /

Vnser brennent Hertz erfrischẽ thut /

Allein die Sonn wolt nit zu Beth /

Der Pace jn beyd gefallen het /

Endlich sich in das Meer hinsanck /

Die nacht mit gewalt herausser trãg /

Listig Thisbe solches wartet nur /

Den Rigel thet wol von der Thür /

Zum Hauß hinauß sich fügen thet /

Die Wächter betrogẽ wol an der stet /

Verdeckt im gesicht zum grabe kam /

Vnter dem genannten Baum jhr Ruhe nam /

Wz geschicht? ein Löwin kom̃t daher /

Vom Raub der Thier mit Blut beschmiert /

Zũ Brunnen sie thet eilen gschwind /

Damit sie den Durst löschen köndt /

Welches alsdeñ nach Mõdes schein /

Thysbe sah lauffen grimmig herein /

Gar bald in eine Höle schlieff /

Jhrn Schleyer nachlässet ohn verzug /

Nach dem die Löuwin an der stett /

Mit Wasser jren durst gelöschet het /

Sie widerum̃ zum Walde eynkehrt /

Ohn Thysbe jr Kleider zerzerrt /

Pyramus der Jüngling langsam /

Außgangen war/ als er vernam /

Die tritt deß wilden Thiers im sandt /

Erschrocken gar/ erbleichet zu handt /

Nach dem er aber mit Blut roth /

Das Kleydt besprengt sicht/ O Not /

Ein Nacht/ sagt er/ vmbringet härt /

Zwey Lieb/ daß eins langes Lebens werth /

Mein Seel ist schuldt/ ich habe dich /

Vmbs Leben bracht gantz jäm̃erlich /

Derich Anleytung geben dir /

Daß du zu mir kommest allhier /

Am Ort voll Forcht vnd Gefahr /

Vnd bin ich zu lang blieben zwar /

Jhr grimmige Löuwen ohne zahl /

Wohnend vnter deß Felses Thal /

Mein Leib zerzerret grimmiglich /

Zerreisset jn gantz jämmerlich /

Aber ein forchtsamer wündscht jhm

Den todt/ daß er möcht fahren hin /

Thysbes Schleyer er nim̃t zur hand /

Vnnd zum benannten Baum sich wandt /

Zu weynen bitterlich anfaht /

Auch manchen Kuß dẽ Kleyde gab /

Nun/ sagt er/ nimb hin vnsers Blut /

Ein trunck/ vnd daß es sey gering /

Nam hiermit dz vmbgürte schwert /

Stachs in sich/ fiel nider zur Erd /

Als bald ers auß den wunden zeucht /

Zur Erden auff dem Rucken leydt /

Das Blut wol in die höhe springt /

Nit anders als wañ bley heiß tringt /

So Wasser darinn gegossen wirdt /

Knallet/ die Lufft mit schall zerstört /

Deß baumes frucht von blutes farb /

Verwandelt in ein andere art /

Die Wurtzel von dem blut erweicht /

Die äpffel mit roter Farbe zeucht /

Thysbe mit Sorg beladen hoch /

Jhr Liebsten sie thet suchen nach /

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        <p>Zur Thür hinauß sich schwingen schon /</p>
        <p>So solches geschehe füglich /</p>
        <p>Zur Statt hinauß gantz sicherlich /</p>
        <p>Damit sie nicht lang wirreten /</p>
        <p>Zu deß Nini Grab sie kehreten /</p>
        <p>Allda ein Baum von äpffel weiß /</p>
        <p>Gab schatten gut mit gantzem fleiß /</p>
        <p>Darzu ein kühler Brunnen gut /</p>
        <p>Vnser brennent Hertz erfrische&#x0303; thut /</p>
        <p>Allein die Sonn wolt nit zu Beth /</p>
        <p>Der Pace jn beyd gefallen het /</p>
        <p>Endlich sich in das Meer hinsanck /</p>
        <p>Die nacht mit gewalt herausser tra&#x0303;g /</p>
        <p>Listig Thisbe solches wartet nur /</p>
        <p>Den Rigel thet wol von der Thür /</p>
        <p>Zum Hauß hinauß sich fügen thet /</p>
        <p>Die Wächter betroge&#x0303; wol an der stet /</p>
        <p>Verdeckt im gesicht zum grabe kam /</p>
        <p>Vnter dem genannten Baum jhr Ruhe nam /</p>
        <p>Wz geschicht? ein Löwin kom&#x0303;t daher /</p>
        <p>Vom Raub der Thier mit Blut beschmiert /</p>
        <p>Zu&#x0303; Brunnen sie thet eilen gschwind /</p>
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        <p>Jhrn Schleyer nachlässet ohn verzug /</p>
        <p>Nach dem die Löuwin an der stett /</p>
        <p>Mit Wasser jren durst gelöschet het /</p>
        <p>Sie widerum&#x0303; zum Walde eynkehrt /</p>
        <p>Ohn Thysbe jr Kleider zerzerrt /</p>
        <p>Pyramus der Jüngling langsam /</p>
        <p>Außgangen war/ als er vernam /</p>
        <p>Die tritt deß wilden Thiers im sandt /</p>
        <p>Erschrocken gar/ erbleichet zu handt /</p>
        <p>Nach dem er aber mit Blut roth /</p>
        <p>Das Kleydt besprengt sicht/ O Not /</p>
        <p>Ein Nacht/ sagt er/ vmbringet härt /</p>
        <p>Zwey Lieb/ daß eins langes Lebens werth /</p>
        <p>Mein Seel ist schuldt/ ich habe dich /</p>
        <p>Vmbs Leben bracht gantz jäm&#x0303;erlich /</p>
        <p>Derich Anleytung geben dir /</p>
        <p>Daß du zu mir kommest allhier /</p>
        <p>Am Ort voll Forcht vnd Gefahr /</p>
        <p>Vnd bin ich zu lang blieben zwar /</p>
        <p>Jhr grimmige Löuwen ohne zahl /</p>
        <p>Wohnend vnter deß Felses Thal /</p>
        <p>Mein Leib zerzerret grimmiglich /</p>
        <p>Zerreisset jn gantz jämmerlich /</p>
        <p>Aber ein forchtsamer wündscht jhm</p>
        <p>Den todt/ daß er möcht fahren hin /</p>
        <p>Thysbes Schleyer er nim&#x0303;t zur hand /</p>
        <p>Vnnd zum benannten Baum sich wandt /</p>
        <p>Zu weynen bitterlich anfaht /</p>
        <p>Auch manchen Kuß de&#x0303; Kleyde gab /</p>
        <p>Nun/ sagt er/ nimb hin vnsers Blut /</p>
        <p>Ein trunck/ vnd daß es sey gering /</p>
        <p>Nam hiermit dz vmbgürte schwert /</p>
        <p>Stachs in sich/ fiel nider zur Erd /</p>
        <p>Als bald ers auß den wunden zeucht /</p>
        <p>Zur Erden auff dem Rucken leydt /</p>
        <p>Das Blut wol in die höhe springt /</p>
        <p>Nit anders als wan&#x0303; bley heiß tringt /</p>
        <p>So Wasser darinn gegossen wirdt /</p>
        <p>Knallet/ die Lufft mit schall zerstört /</p>
        <p>Deß baumes frucht von blutes farb /</p>
        <p>Verwandelt in ein andere art /</p>
        <p>Die Wurtzel von dem blut erweicht /</p>
        <p>Die äpffel mit roter Farbe zeucht /</p>
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[535/0555] Die Wächter zu fallieren thon / Zur Thür hinauß sich schwingen schon / So solches geschehe füglich / Zur Statt hinauß gantz sicherlich / Damit sie nicht lang wirreten / Zu deß Nini Grab sie kehreten / Allda ein Baum von äpffel weiß / Gab schatten gut mit gantzem fleiß / Darzu ein kühler Brunnen gut / Vnser brennent Hertz erfrischẽ thut / Allein die Sonn wolt nit zu Beth / Der Pace jn beyd gefallen het / Endlich sich in das Meer hinsanck / Die nacht mit gewalt herausser trãg / Listig Thisbe solches wartet nur / Den Rigel thet wol von der Thür / Zum Hauß hinauß sich fügen thet / Die Wächter betrogẽ wol an der stet / Verdeckt im gesicht zum grabe kam / Vnter dem genannten Baum jhr Ruhe nam / Wz geschicht? ein Löwin kom̃t daher / Vom Raub der Thier mit Blut beschmiert / Zũ Brunnen sie thet eilen gschwind / Damit sie den Durst löschen köndt / Welches alsdeñ nach Mõdes schein / Thysbe sah lauffen grimmig herein / Gar bald in eine Höle schlieff / Jhrn Schleyer nachlässet ohn verzug / Nach dem die Löuwin an der stett / Mit Wasser jren durst gelöschet het / Sie widerum̃ zum Walde eynkehrt / Ohn Thysbe jr Kleider zerzerrt / Pyramus der Jüngling langsam / Außgangen war/ als er vernam / Die tritt deß wilden Thiers im sandt / Erschrocken gar/ erbleichet zu handt / Nach dem er aber mit Blut roth / Das Kleydt besprengt sicht/ O Not / Ein Nacht/ sagt er/ vmbringet härt / Zwey Lieb/ daß eins langes Lebens werth / Mein Seel ist schuldt/ ich habe dich / Vmbs Leben bracht gantz jäm̃erlich / Derich Anleytung geben dir / Daß du zu mir kommest allhier / Am Ort voll Forcht vnd Gefahr / Vnd bin ich zu lang blieben zwar / Jhr grimmige Löuwen ohne zahl / Wohnend vnter deß Felses Thal / Mein Leib zerzerret grimmiglich / Zerreisset jn gantz jämmerlich / Aber ein forchtsamer wündscht jhm Den todt/ daß er möcht fahren hin / Thysbes Schleyer er nim̃t zur hand / Vnnd zum benannten Baum sich wandt / Zu weynen bitterlich anfaht / Auch manchen Kuß dẽ Kleyde gab / Nun/ sagt er/ nimb hin vnsers Blut / Ein trunck/ vnd daß es sey gering / Nam hiermit dz vmbgürte schwert / Stachs in sich/ fiel nider zur Erd / Als bald ers auß den wunden zeucht / Zur Erden auff dem Rucken leydt / Das Blut wol in die höhe springt / Nit anders als wañ bley heiß tringt / So Wasser darinn gegossen wirdt / Knallet/ die Lufft mit schall zerstört / Deß baumes frucht von blutes farb / Verwandelt in ein andere art / Die Wurtzel von dem blut erweicht / Die äpffel mit roter Farbe zeucht / Thysbe mit Sorg beladen hoch / Jhr Liebsten sie thet suchen nach /

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/555>, abgerufen am 22.11.2024.