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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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dehnung, um so mehr, wenn man die Zerstörungswuth hinzurechnet,
die Menge von Gold und Silber und Geld sehr verschwinden2).
Was der so umgestalteten Bevölkerung Noth that, das waren feste
Sitze; dies war der Strebepunkt ihrer Wanderung und das natür-
liche Ergebniß des niederen Grades ihrer Cultur. Daher fußte die
gesellschaftliche Ordnung auf Ackerbau und Viehzucht, daher kam
das Naturalsteuersystem, und dies Alles fand seinen Stützpunkt im
Christenthume. Bei diesem Systeme konnten unsere Völker, wie
der natürliche Entwickelungsgang der Menschheit zeigt, nicht stehen
bleiben, es veränderte sich im Gegentheile die Cultur, die Bevöl-
kerung, das Gewerbswesen und die Verfassung und mit dieser die
Staatsverwaltung und Staatswirthschaft4). Es mußten Mißver-
hältnisse dadurch entstehen; diese, für Viele in den Völkern drückend,
erregten einen Durst nach allgemeinem Besserwerden und die selt-
samste Mischung der wilden Elemente des Abentheuers, der Kriegs-
lust und wirthschaftlichen und politischen Unzufriedenheit mit den
friedlichen und göttlichen der Religiosität trieb schon im ersten
Jahrtausende der christlichen Zeitrechnung unter den Bannern der
Kreutzzüge die abendländischen Völker nach dem fernen Orient.
Während von dort die Kunde von der gefundenen Befriedigung der
Einbildungskraft, des kriegerischen Muthes, der Mordlust, Habsucht
und des religiösen Durstes ertönte, benutzte das Pabst-, Kaiser-
und Königthum von Europa diese Gelegenheit einer Art von Colo-
nisation immer mehr mit allen zu Gebote stehenden Mitteln. Herr-
schaft, Hof und Haus ward von Einzelnen zu Geld gemacht, um
zu wandern; die Päbste ergriffen schlau alle unter dem Deckmantel
des Christenthums anzuwendenden Mittel und Wege, um Geld zu
bekommen; die Naturalwirthschaft der Staaten mußte der Geld-
wirthschaft den Platz einräumen; die durch diese Auswanderungen,
unglücklichen Zurückkünfte und erwähnten Mißverhältnisse erzeugte
Unsicherheit des Eigenthums und der Person machte den unbe-
kannten Besitz von Gold, Silber und Geld sehr wünschenswerth;
die allgemeine immer steigende Münzverwirrung und das Hervor-
treten einer großen Erweiterung des Handels und Gewerbswesens
veränderte den volkswirthschaftlichen Zustand, besonders kamen die
Städte und städtischen Gewerbe in staunenswerthe Blüthe und
wirkten wieder auf die Staatswirthschaft zurück. Daher befanden
sich die abendländischen Völker, wie ehemals die alten des Orients,
in einem Zustande des volks- und staatswirthschaftlichen Geld-
systems. Seine Macht auf die Gemüther, besonders der Handels-
leute und Regenten, verschaffte dem großen Columbus und Basco
de Gama
die Geldmittel zu ihren Seefahrten. America und der

dehnung, um ſo mehr, wenn man die Zerſtörungswuth hinzurechnet,
die Menge von Gold und Silber und Geld ſehr verſchwinden2).
Was der ſo umgeſtalteten Bevölkerung Noth that, das waren feſte
Sitze; dies war der Strebepunkt ihrer Wanderung und das natür-
liche Ergebniß des niederen Grades ihrer Cultur. Daher fußte die
geſellſchaftliche Ordnung auf Ackerbau und Viehzucht, daher kam
das Naturalſteuerſyſtem, und dies Alles fand ſeinen Stützpunkt im
Chriſtenthume. Bei dieſem Syſteme konnten unſere Völker, wie
der natürliche Entwickelungsgang der Menſchheit zeigt, nicht ſtehen
bleiben, es veränderte ſich im Gegentheile die Cultur, die Bevöl-
kerung, das Gewerbsweſen und die Verfaſſung und mit dieſer die
Staatsverwaltung und Staatswirthſchaft4). Es mußten Mißver-
hältniſſe dadurch entſtehen; dieſe, für Viele in den Völkern drückend,
erregten einen Durſt nach allgemeinem Beſſerwerden und die ſelt-
ſamſte Miſchung der wilden Elemente des Abentheuers, der Kriegs-
luſt und wirthſchaftlichen und politiſchen Unzufriedenheit mit den
friedlichen und göttlichen der Religioſität trieb ſchon im erſten
Jahrtauſende der chriſtlichen Zeitrechnung unter den Bannern der
Kreutzzüge die abendländiſchen Völker nach dem fernen Orient.
Während von dort die Kunde von der gefundenen Befriedigung der
Einbildungskraft, des kriegeriſchen Muthes, der Mordluſt, Habſucht
und des religiöſen Durſtes ertönte, benutzte das Pabſt-, Kaiſer-
und Königthum von Europa dieſe Gelegenheit einer Art von Colo-
niſation immer mehr mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln. Herr-
ſchaft, Hof und Haus ward von Einzelnen zu Geld gemacht, um
zu wandern; die Päbſte ergriffen ſchlau alle unter dem Deckmantel
des Chriſtenthums anzuwendenden Mittel und Wege, um Geld zu
bekommen; die Naturalwirthſchaft der Staaten mußte der Geld-
wirthſchaft den Platz einräumen; die durch dieſe Auswanderungen,
unglücklichen Zurückkünfte und erwähnten Mißverhältniſſe erzeugte
Unſicherheit des Eigenthums und der Perſon machte den unbe-
kannten Beſitz von Gold, Silber und Geld ſehr wünſchenswerth;
die allgemeine immer ſteigende Münzverwirrung und das Hervor-
treten einer großen Erweiterung des Handels und Gewerbsweſens
veränderte den volkswirthſchaftlichen Zuſtand, beſonders kamen die
Städte und ſtädtiſchen Gewerbe in ſtaunenswerthe Blüthe und
wirkten wieder auf die Staatswirthſchaft zurück. Daher befanden
ſich die abendländiſchen Völker, wie ehemals die alten des Orients,
in einem Zuſtande des volks- und ſtaatswirthſchaftlichen Geld-
ſyſtems. Seine Macht auf die Gemüther, beſonders der Handels-
leute und Regenten, verſchaffte dem großen Columbus und Basco
de Gama
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[538/0560] dehnung, um ſo mehr, wenn man die Zerſtörungswuth hinzurechnet, die Menge von Gold und Silber und Geld ſehr verſchwinden2). Was der ſo umgeſtalteten Bevölkerung Noth that, das waren feſte Sitze; dies war der Strebepunkt ihrer Wanderung und das natür- liche Ergebniß des niederen Grades ihrer Cultur. Daher fußte die geſellſchaftliche Ordnung auf Ackerbau und Viehzucht, daher kam das Naturalſteuerſyſtem, und dies Alles fand ſeinen Stützpunkt im Chriſtenthume. Bei dieſem Syſteme konnten unſere Völker, wie der natürliche Entwickelungsgang der Menſchheit zeigt, nicht ſtehen bleiben, es veränderte ſich im Gegentheile die Cultur, die Bevöl- kerung, das Gewerbsweſen und die Verfaſſung und mit dieſer die Staatsverwaltung und Staatswirthſchaft4). Es mußten Mißver- hältniſſe dadurch entſtehen; dieſe, für Viele in den Völkern drückend, erregten einen Durſt nach allgemeinem Beſſerwerden und die ſelt- ſamſte Miſchung der wilden Elemente des Abentheuers, der Kriegs- luſt und wirthſchaftlichen und politiſchen Unzufriedenheit mit den friedlichen und göttlichen der Religioſität trieb ſchon im erſten Jahrtauſende der chriſtlichen Zeitrechnung unter den Bannern der Kreutzzüge die abendländiſchen Völker nach dem fernen Orient. Während von dort die Kunde von der gefundenen Befriedigung der Einbildungskraft, des kriegeriſchen Muthes, der Mordluſt, Habſucht und des religiöſen Durſtes ertönte, benutzte das Pabſt-, Kaiſer- und Königthum von Europa dieſe Gelegenheit einer Art von Colo- niſation immer mehr mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln. Herr- ſchaft, Hof und Haus ward von Einzelnen zu Geld gemacht, um zu wandern; die Päbſte ergriffen ſchlau alle unter dem Deckmantel des Chriſtenthums anzuwendenden Mittel und Wege, um Geld zu bekommen; die Naturalwirthſchaft der Staaten mußte der Geld- wirthſchaft den Platz einräumen; die durch dieſe Auswanderungen, unglücklichen Zurückkünfte und erwähnten Mißverhältniſſe erzeugte Unſicherheit des Eigenthums und der Perſon machte den unbe- kannten Beſitz von Gold, Silber und Geld ſehr wünſchenswerth; die allgemeine immer ſteigende Münzverwirrung und das Hervor- treten einer großen Erweiterung des Handels und Gewerbsweſens veränderte den volkswirthſchaftlichen Zuſtand, beſonders kamen die Städte und ſtädtiſchen Gewerbe in ſtaunenswerthe Blüthe und wirkten wieder auf die Staatswirthſchaft zurück. Daher befanden ſich die abendländiſchen Völker, wie ehemals die alten des Orients, in einem Zuſtande des volks- und ſtaatswirthſchaftlichen Geld- ſyſtems. Seine Macht auf die Gemüther, beſonders der Handels- leute und Regenten, verſchaffte dem großen Columbus und Basco de Gama die Geldmittel zu ihren Seefahrten. America und der

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/560>, abgerufen am 21.11.2024.