Theile weiß sein müssen. Sind sie wieder weiß, so schmilzt man sie zusammen in bestimmte Form und bewahrt das Wachs so auf. Es versteht sich von selbst, daß die halbfertigen Lichter, wegen des Bleichens, also nicht gebändert zu werden brauchen. Man s. über diese, über die französische und über neuere vorgeschlagene künstliche Bleichmethoden Hermbstädt Technologie. II. §. 505 folg. Beckmann Anleitung zur Technologie. S. 272. Dingler polytechn. Journal. XXIII. 523 (nach David) und XXIV. 279. Hermbstädt Bülletin. II. 281. Lefepvre, Neues chemisches Verfahren, Talg auszulassen, zu bleichen u. s. w. Aus dem Französischen. Gotha 1830.
§. 304. 2) Die Seifensiederei.
Die allgemein bekannte Seife ist ein Erzeugniß aus irgend einem Fette und aus Kali oder Natron, und löst sich in Wasser und in Weingeist auf. Je nach den Materialien, welche zu ihrer Bereitung genommen werden, hat sie auch verschiedene Namen, und nach diesem wird auch die Siederei1) genannt. Man unter- scheidet hauptsächlich so die feste (Weiß- oder Talgseife), die weiche (Schwarz-, Grün- oder Oelseife) und die franzö- sische oder venetianische Oelseife in Bezug auf das Fett, aber Natron- und Sodaseife in Betreff des Kalizusatzes. Außerdem hat die Seife noch speziellere Namen, je nach der Art des Fettes, Oeles und anderer wohlriechender Beisätze2). Das erste Geschäft des Seifensieders ist die Bereitung der Seifen- siederlauge durch das Auslaugen eines Gemenges von Alkali (Holzasche, Pottasche oder Soda), gebranntem Kalke und Wasser3). Je nach dem Gehalte derselben, den man durch die Seifensieder- spindel (Laugenprober, ein Aräometer) prüft, unterscheidet man die Feuer- oder tragende oder Meisterlauge (von 18 bis 25% Kaligehalt), die Abrichtelauge (von 5-17% Kali) und die schwache Lauge (von 1-4% Kaligehalt). Die fol- genden Geschäfte sind nach der Art der zu bereitenden Seife ver- schieden. Zur A.Weißseifensiederei füllt man den Sied- kessel4) mit Feuerlauge und setzt dann Talg zu. Dieses Gemische wird einige Stunden unter periodischem Umrühren und Zugießen von Feuerlauge so lange gesotten, bis es leimartig (Seifenleim) wird und beim Erkalten eine dichte Gallerte bil- den kann. Bildet sich dieser Seifenleim lange nicht, so gießt man noch während des Siedens Abrichtlauge ein5). Ist jener Leim gebildet, so wird er mit Kochsalz vermischt (ausgesalzen), unter beständigem Rühren gesotten, bis sich eine helle Flüssigkeit davon auszieht, und wenn sich dies gezeigt hat, ohne Rühren noch fort- gesotten, endlich aber das Feuer gelöscht. Nun gießt man dieses Gemische durch ein Drahtsieb oder eine Filter von grober Leinwand
Theile weiß ſein müſſen. Sind ſie wieder weiß, ſo ſchmilzt man ſie zuſammen in beſtimmte Form und bewahrt das Wachs ſo auf. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die halbfertigen Lichter, wegen des Bleichens, alſo nicht gebändert zu werden brauchen. Man ſ. über dieſe, über die franzöſiſche und über neuere vorgeſchlagene künſtliche Bleichmethoden Hermbſtädt Technologie. II. §. 505 folg. Beckmann Anleitung zur Technologie. S. 272. Dingler polytechn. Journal. XXIII. 523 (nach David) und XXIV. 279. Hermbſtädt Bülletin. II. 281. Lefepvre, Neues chemiſches Verfahren, Talg auszulaſſen, zu bleichen u. ſ. w. Aus dem Franzöſiſchen. Gotha 1830.
§. 304. 2) Die Seifenſiederei.
Die allgemein bekannte Seife iſt ein Erzeugniß aus irgend einem Fette und aus Kali oder Natron, und löst ſich in Waſſer und in Weingeiſt auf. Je nach den Materialien, welche zu ihrer Bereitung genommen werden, hat ſie auch verſchiedene Namen, und nach dieſem wird auch die Siederei1) genannt. Man unter- ſcheidet hauptſächlich ſo die feſte (Weiß- oder Talgſeife), die weiche (Schwarz-, Grün- oder Oelſeife) und die franzö- ſiſche oder venetianiſche Oelſeife in Bezug auf das Fett, aber Natron- und Sodaſeife in Betreff des Kalizuſatzes. Außerdem hat die Seife noch ſpeziellere Namen, je nach der Art des Fettes, Oeles und anderer wohlriechender Beiſätze2). Das erſte Geſchäft des Seifenſieders iſt die Bereitung der Seifen- ſiederlauge durch das Auslaugen eines Gemenges von Alkali (Holzaſche, Pottaſche oder Soda), gebranntem Kalke und Waſſer3). Je nach dem Gehalte derſelben, den man durch die Seifenſieder- ſpindel (Laugenprober, ein Aräometer) prüft, unterſcheidet man die Feuer- oder tragende oder Meiſterlauge (von 18 bis 25% Kaligehalt), die Abrichtelauge (von 5–17% Kali) und die ſchwache Lauge (von 1–4% Kaligehalt). Die fol- genden Geſchäfte ſind nach der Art der zu bereitenden Seife ver- ſchieden. Zur A.Weißſeifenſiederei füllt man den Sied- keſſel4) mit Feuerlauge und ſetzt dann Talg zu. Dieſes Gemiſche wird einige Stunden unter periodiſchem Umrühren und Zugießen von Feuerlauge ſo lange geſotten, bis es leimartig (Seifenleim) wird und beim Erkalten eine dichte Gallerte bil- den kann. Bildet ſich dieſer Seifenleim lange nicht, ſo gießt man noch während des Siedens Abrichtlauge ein5). Iſt jener Leim gebildet, ſo wird er mit Kochſalz vermiſcht (ausgeſalzen), unter beſtändigem Rühren geſotten, bis ſich eine helle Flüſſigkeit davon auszieht, und wenn ſich dies gezeigt hat, ohne Rühren noch fort- geſotten, endlich aber das Feuer gelöſcht. Nun gießt man dieſes Gemiſche durch ein Drahtſieb oder eine Filter von grober Leinwand
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><noteplace="end"n="5)"><pbfacs="#f0438"n="416"/>
Theile weiß ſein müſſen. Sind ſie wieder weiß, ſo ſchmilzt man ſie zuſammen in<lb/>
beſtimmte Form und bewahrt das Wachs ſo auf. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß<lb/>
die halbfertigen Lichter, wegen des Bleichens, alſo nicht gebändert zu werden<lb/>
brauchen. Man ſ. über dieſe, über die franzöſiſche und über neuere vorgeſchlagene<lb/>
künſtliche Bleichmethoden <hirendition="#g">Hermbſtädt</hi> Technologie. II. §. 505 folg. <hirendition="#g">Beckmann</hi><lb/>
Anleitung zur Technologie. S. 272. <hirendition="#g">Dingler</hi> polytechn. Journal. XXIII. 523<lb/>
(nach <hirendition="#g">David</hi>) und XXIV. 279. <hirendition="#g">Hermbſtädt</hi> Bülletin. II. 281. <hirendition="#g">Lefepvre</hi>,<lb/>
Neues chemiſches Verfahren, Talg auszulaſſen, zu bleichen u. ſ. w. Aus dem<lb/>
Franzöſiſchen. Gotha 1830.</note></div><lb/><divn="9"><head><hirendition="#c">§. 304.<lb/>
2) <hirendition="#g">Die Seifenſiederei</hi>.</hi></head><lb/><p>Die allgemein bekannte <hirendition="#g">Seife</hi> iſt ein Erzeugniß aus irgend<lb/>
einem Fette und aus Kali oder Natron, und löst ſich in Waſſer<lb/>
und in Weingeiſt auf. Je nach den Materialien, welche zu ihrer<lb/>
Bereitung genommen werden, hat ſie auch verſchiedene Namen,<lb/>
und nach dieſem wird auch die Siederei<hirendition="#sup">1</hi>) genannt. Man unter-<lb/>ſcheidet hauptſächlich ſo die <hirendition="#g">feſte</hi> (<hirendition="#g">Weiß</hi>- oder <hirendition="#g">Talgſeife</hi>), die<lb/><hirendition="#g">weiche</hi> (<hirendition="#g">Schwarz</hi>-, <hirendition="#g">Grün</hi>- oder <hirendition="#g">Oelſeife</hi>) und die <hirendition="#g">franzö</hi>-<lb/><hirendition="#g">ſiſche</hi> oder <hirendition="#g">venetianiſche Oelſeife</hi> in Bezug auf das Fett,<lb/>
aber <hirendition="#g">Natron</hi>- und <hirendition="#g">Sodaſeife</hi> in Betreff des Kalizuſatzes.<lb/>
Außerdem hat die Seife noch ſpeziellere Namen, je nach der Art<lb/>
des Fettes, Oeles und anderer wohlriechender Beiſätze<hirendition="#sup">2</hi>). Das<lb/>
erſte Geſchäft des Seifenſieders iſt die Bereitung der <hirendition="#g">Seifen</hi>-<lb/><hirendition="#g">ſiederlauge</hi> durch das Auslaugen eines Gemenges von Alkali<lb/>
(Holzaſche, Pottaſche oder Soda), gebranntem Kalke und Waſſer<hirendition="#sup">3</hi>).<lb/>
Je nach dem Gehalte derſelben, den man durch die Seifenſieder-<lb/>ſpindel (<hirendition="#g">Laugenprober</hi>, ein Aräometer) prüft, unterſcheidet<lb/>
man die <hirendition="#g">Feuer</hi>- oder <hirendition="#g">tragende</hi> oder <hirendition="#g">Meiſterlauge</hi> (von 18<lb/>
bis 25% Kaligehalt), die <hirendition="#g">Abrichtelauge</hi> (von 5–17% Kali)<lb/>
und die <hirendition="#g">ſchwache Lauge</hi> (von 1–4% Kaligehalt). Die fol-<lb/>
genden Geſchäfte ſind nach der Art der zu bereitenden Seife ver-<lb/>ſchieden. Zur <hirendition="#aq">A.</hi><hirendition="#g">Weißſeifenſiederei</hi> füllt man den <hirendition="#g">Sied</hi>-<lb/><hirendition="#g">keſſel</hi><hirendition="#sup">4</hi>) mit Feuerlauge und ſetzt dann Talg zu. Dieſes<lb/>
Gemiſche wird einige Stunden unter periodiſchem Umrühren und<lb/>
Zugießen von Feuerlauge ſo lange geſotten, bis es leimartig<lb/>
(<hirendition="#g">Seifenleim</hi>) wird und beim Erkalten eine dichte Gallerte bil-<lb/>
den kann. Bildet ſich dieſer Seifenleim lange nicht, ſo gießt man<lb/>
noch während des Siedens Abrichtlauge ein<hirendition="#sup">5</hi>). Iſt jener Leim<lb/>
gebildet, ſo wird er mit Kochſalz vermiſcht (<hirendition="#g">ausgeſalzen</hi>), unter<lb/>
beſtändigem Rühren geſotten, bis ſich eine helle Flüſſigkeit davon<lb/>
auszieht, und wenn ſich dies gezeigt hat, ohne Rühren noch fort-<lb/>
geſotten, endlich aber das Feuer gelöſcht. Nun gießt man dieſes<lb/>
Gemiſche durch ein Drahtſieb oder eine Filter von grober Leinwand<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[416/0438]
⁵⁾ Theile weiß ſein müſſen. Sind ſie wieder weiß, ſo ſchmilzt man ſie zuſammen in
beſtimmte Form und bewahrt das Wachs ſo auf. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß
die halbfertigen Lichter, wegen des Bleichens, alſo nicht gebändert zu werden
brauchen. Man ſ. über dieſe, über die franzöſiſche und über neuere vorgeſchlagene
künſtliche Bleichmethoden Hermbſtädt Technologie. II. §. 505 folg. Beckmann
Anleitung zur Technologie. S. 272. Dingler polytechn. Journal. XXIII. 523
(nach David) und XXIV. 279. Hermbſtädt Bülletin. II. 281. Lefepvre,
Neues chemiſches Verfahren, Talg auszulaſſen, zu bleichen u. ſ. w. Aus dem
Franzöſiſchen. Gotha 1830.
§. 304.
2) Die Seifenſiederei.
Die allgemein bekannte Seife iſt ein Erzeugniß aus irgend
einem Fette und aus Kali oder Natron, und löst ſich in Waſſer
und in Weingeiſt auf. Je nach den Materialien, welche zu ihrer
Bereitung genommen werden, hat ſie auch verſchiedene Namen,
und nach dieſem wird auch die Siederei1) genannt. Man unter-
ſcheidet hauptſächlich ſo die feſte (Weiß- oder Talgſeife), die
weiche (Schwarz-, Grün- oder Oelſeife) und die franzö-
ſiſche oder venetianiſche Oelſeife in Bezug auf das Fett,
aber Natron- und Sodaſeife in Betreff des Kalizuſatzes.
Außerdem hat die Seife noch ſpeziellere Namen, je nach der Art
des Fettes, Oeles und anderer wohlriechender Beiſätze2). Das
erſte Geſchäft des Seifenſieders iſt die Bereitung der Seifen-
ſiederlauge durch das Auslaugen eines Gemenges von Alkali
(Holzaſche, Pottaſche oder Soda), gebranntem Kalke und Waſſer3).
Je nach dem Gehalte derſelben, den man durch die Seifenſieder-
ſpindel (Laugenprober, ein Aräometer) prüft, unterſcheidet
man die Feuer- oder tragende oder Meiſterlauge (von 18
bis 25% Kaligehalt), die Abrichtelauge (von 5–17% Kali)
und die ſchwache Lauge (von 1–4% Kaligehalt). Die fol-
genden Geſchäfte ſind nach der Art der zu bereitenden Seife ver-
ſchieden. Zur A. Weißſeifenſiederei füllt man den Sied-
keſſel4) mit Feuerlauge und ſetzt dann Talg zu. Dieſes
Gemiſche wird einige Stunden unter periodiſchem Umrühren und
Zugießen von Feuerlauge ſo lange geſotten, bis es leimartig
(Seifenleim) wird und beim Erkalten eine dichte Gallerte bil-
den kann. Bildet ſich dieſer Seifenleim lange nicht, ſo gießt man
noch während des Siedens Abrichtlauge ein5). Iſt jener Leim
gebildet, ſo wird er mit Kochſalz vermiſcht (ausgeſalzen), unter
beſtändigem Rühren geſotten, bis ſich eine helle Flüſſigkeit davon
auszieht, und wenn ſich dies gezeigt hat, ohne Rühren noch fort-
geſotten, endlich aber das Feuer gelöſcht. Nun gießt man dieſes
Gemiſche durch ein Drahtſieb oder eine Filter von grober Leinwand
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/438>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.