Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_574.001 pba_574.007 pba_574.018 1 pba_574.029
S. V. 848 ff.: pba_574.030 entautha de se Zeus tithesin emphrona pba_574.031 pba_574.038epaphon atarbei kheiri kai thigon monon. pba_574.032 eponumon de ton Dios gennem' aphon pba_574.033 tixeis kelainon Epaphon. pba_574.034 Dort gibt des Geistes Gesundung Zeus, mit sanfter Hand pba_574.035 Schmerzlosem Druck dich nur berührend, dir zurück. pba_574.036 Du aber wirst von Zeus' Berührung so benannt pba_574.037 Den schwarzen Epaphos ihm gebären. Den gleichen Bericht gibt der Chor in den "Schutzflehenden", V. 573 ff.: daß pba_574.039 nach "untrüglichem Zeugnis" -- apseudei logo -- Jo durch Berührung und göttlichen pba_574.040 Anhauch den Sproß des Zeus empfangen habe. pba_574.001 pba_574.007 pba_574.018 1 pba_574.029
S. V. 848 ff.: pba_574.030 ἐνταῦθα δή σε Ζεὺς τίθησιν ἔμφρονα pba_574.031 pba_574.038ἐπαφῶν ἀταρβεῖ χειρὶ καὶ θιγὼν μόνον. pba_574.032 ἐπώνυμον δὲ τῶν Διὸς γέννημ' ἁφῶν pba_574.033 τίξεις κελαινὸν Ἔπαφον. pba_574.034 Dort gibt des Geistes Gesundung Zeus, mit sanfter Hand pba_574.035 Schmerzlosem Druck dich nur berührend, dir zurück. pba_574.036 Du aber wirst von Zeus' Berührung so benannt pba_574.037 Den schwarzen Epaphos ihm gebären. Den gleichen Bericht gibt der Chor in den „Schutzflehenden“, V. 573 ff.: daß pba_574.039 nach „untrüglichem Zeugnis“ — ἀψευδεῖ λόγῳ — Jo durch Berührung und göttlichen pba_574.040 Anhauch den Sproß des Zeus empfangen habe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0592" n="574"/><lb n="pba_574.001"/> sie <hi rendition="#g">hervorbringt im Empfinden</hi> durch die Anschauung des Handlungsverlaufes; <lb n="pba_574.002"/> demgemäß sie hervorbringt <hi rendition="#g">nicht</hi> als eine „<hi rendition="#g">Jdee</hi>“ — <lb n="pba_574.003"/> vor der so vieles und so unrichtiges in Erörterungen tragischer Kunstwerke <lb n="pba_574.004"/> gesprochen wird, als ob „Jdeen“ im Empfinden entstehen —, <lb n="pba_574.005"/> sondern als eine mit der Katharsis der tragischen Affekte in diesem <lb n="pba_574.006"/> Stücke unauflöslich verbundene Thatsache im Gemüt.</p> <p><lb n="pba_574.007"/> Das „Wie“ der Lösung bleibt im Dunkel, obwohl der zweite Teil <lb n="pba_574.008"/> der Tragödie, der mit dem Auftreten der <hi rendition="#g">Jo</hi> beginnt, den Prometheus <lb n="pba_574.009"/> dieser gegenüber die Zukunft enthüllen läßt, wie er sie durch seine <lb n="pba_574.010"/> Mutter Themis kennt: aus dem Geschlecht der Jo wird ihm im dreizehnten <lb n="pba_574.011"/> Gliede der Retter erwachsen; Zeus aber wird einen Ehebund <lb n="pba_574.012"/> schließen, dessen Sprößling, stärker als er selbst und als Poseidon, den <lb n="pba_574.013"/> Vater zu stürzen bestimmt ist. Mit wunderbarem Tiefsinn hat Äschylus <lb n="pba_574.014"/> diese Verknüpfung der Prometheussage mit dem Jomythus benutzt, um <lb n="pba_574.015"/> eine herrliche Entwickelung vorzubereiten. Es wird auch hier erforderlich <lb n="pba_574.016"/> sein dem <hi rendition="#g">Sinne</hi> nachzugehen, in welchem er diesen Mythus <hi rendition="#g">umgestaltet</hi> <lb n="pba_574.017"/> hat, ehe seine <hi rendition="#g">dramatische Technik</hi> erkannt werden kann.</p> <p><lb n="pba_574.018"/><hi rendition="#g">Dennoch</hi> also soll dem Prometheus, obwohl der Chor ihn mahnte, <lb n="pba_574.019"/> die Menschen, um derentwillen er all sein Leiden auf sich genommen <lb n="pba_574.020"/> hat, könnten ihm nicht helfen, <hi rendition="#g">von dem Menschengeschlecht</hi> die <lb n="pba_574.021"/> Rettung kommen. Doch in geheimnisvoller Weise muß Zeus selbst sich <lb n="pba_574.022"/> dem Menschengeschlecht verbinden, um die Rettung möglich zu machen: <lb n="pba_574.023"/> der „schwarze Epaphos“, der Ahnherr des Halbgottes Herakles, hat <lb n="pba_574.024"/> seinen Namen davon, daß durch die bloße Berührung der <hi rendition="#g">Jo</hi> Zeus <lb n="pba_574.025"/> ihn erzeugte, nachdem er am Ende ihrer Leiden in der Nilstadt Kanobos <lb n="pba_574.026"/> sie vom Wahnsinn geheilt hat.<note xml:id="pba_574_1" place="foot" n="1"><lb n="pba_574.029"/> S. V. 848 ff.: <lb n="pba_574.030"/> <lg><l><foreign xml:lang="grc">ἐνταῦθα δή σε Ζεὺς τίθησιν ἔμφρονα</foreign></l><lb n="pba_574.031"/><l><foreign xml:lang="grc">ἐπαφῶν ἀταρβεῖ χειρὶ καὶ θιγὼν μόνον</foreign>.</l><lb n="pba_574.032"/><l><foreign xml:lang="grc">ἐπώνυμον δὲ τῶν Διὸς γέννημ' ἁφῶν</foreign></l><lb n="pba_574.033"/><l><foreign xml:lang="grc">τίξεις κελαινὸν Ἔπαφον</foreign>.</l><lb n="pba_574.034"/><l>Dort gibt des Geistes Gesundung Zeus, mit sanfter Hand</l><lb n="pba_574.035"/><l>Schmerzlosem Druck dich nur berührend, dir zurück.</l><lb n="pba_574.036"/><l>Du aber wirst von Zeus' Berührung so benannt</l><lb n="pba_574.037"/><l>Den schwarzen Epaphos ihm gebären.</l></lg> <lb n="pba_574.038"/> Den gleichen Bericht gibt der Chor in den „<hi rendition="#g">Schutzflehenden</hi>“, V. 573 ff.: daß <lb n="pba_574.039"/> nach „untrüglichem Zeugnis“ — <foreign xml:lang="grc">ἀψευδεῖ λόγῳ</foreign> — Jo durch Berührung und göttlichen <lb n="pba_574.040"/> Anhauch den Sproß des Zeus empfangen habe.</note> Hier zeigt sich also die Aussicht auf <lb n="pba_574.027"/> eine Schlichtung des Konflikts unter Mitwirkung des Zeus durch <hi rendition="#g">menschliche</hi> <lb n="pba_574.028"/> Kraft, die vernichten zu wollen Prometheus dem Zeus in leiden- </p> </div> </body> </text> </TEI> [574/0592]
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sie hervorbringt im Empfinden durch die Anschauung des Handlungsverlaufes; pba_574.002
demgemäß sie hervorbringt nicht als eine „Jdee“ — pba_574.003
vor der so vieles und so unrichtiges in Erörterungen tragischer Kunstwerke pba_574.004
gesprochen wird, als ob „Jdeen“ im Empfinden entstehen —, pba_574.005
sondern als eine mit der Katharsis der tragischen Affekte in diesem pba_574.006
Stücke unauflöslich verbundene Thatsache im Gemüt.
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Das „Wie“ der Lösung bleibt im Dunkel, obwohl der zweite Teil pba_574.008
der Tragödie, der mit dem Auftreten der Jo beginnt, den Prometheus pba_574.009
dieser gegenüber die Zukunft enthüllen läßt, wie er sie durch seine pba_574.010
Mutter Themis kennt: aus dem Geschlecht der Jo wird ihm im dreizehnten pba_574.011
Gliede der Retter erwachsen; Zeus aber wird einen Ehebund pba_574.012
schließen, dessen Sprößling, stärker als er selbst und als Poseidon, den pba_574.013
Vater zu stürzen bestimmt ist. Mit wunderbarem Tiefsinn hat Äschylus pba_574.014
diese Verknüpfung der Prometheussage mit dem Jomythus benutzt, um pba_574.015
eine herrliche Entwickelung vorzubereiten. Es wird auch hier erforderlich pba_574.016
sein dem Sinne nachzugehen, in welchem er diesen Mythus umgestaltet pba_574.017
hat, ehe seine dramatische Technik erkannt werden kann.
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Dennoch also soll dem Prometheus, obwohl der Chor ihn mahnte, pba_574.019
die Menschen, um derentwillen er all sein Leiden auf sich genommen pba_574.020
hat, könnten ihm nicht helfen, von dem Menschengeschlecht die pba_574.021
Rettung kommen. Doch in geheimnisvoller Weise muß Zeus selbst sich pba_574.022
dem Menschengeschlecht verbinden, um die Rettung möglich zu machen: pba_574.023
der „schwarze Epaphos“, der Ahnherr des Halbgottes Herakles, hat pba_574.024
seinen Namen davon, daß durch die bloße Berührung der Jo Zeus pba_574.025
ihn erzeugte, nachdem er am Ende ihrer Leiden in der Nilstadt Kanobos pba_574.026
sie vom Wahnsinn geheilt hat. 1 Hier zeigt sich also die Aussicht auf pba_574.027
eine Schlichtung des Konflikts unter Mitwirkung des Zeus durch menschliche pba_574.028
Kraft, die vernichten zu wollen Prometheus dem Zeus in leiden-
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ἐνταῦθα δή σε Ζεὺς τίθησιν ἔμφρονα pba_574.031
ἐπαφῶν ἀταρβεῖ χειρὶ καὶ θιγὼν μόνον. pba_574.032
ἐπώνυμον δὲ τῶν Διὸς γέννημ' ἁφῶν pba_574.033
τίξεις κελαινὸν Ἔπαφον. pba_574.034
Dort gibt des Geistes Gesundung Zeus, mit sanfter Hand pba_574.035
Schmerzlosem Druck dich nur berührend, dir zurück. pba_574.036
Du aber wirst von Zeus' Berührung so benannt pba_574.037
Den schwarzen Epaphos ihm gebären.
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Den gleichen Bericht gibt der Chor in den „Schutzflehenden“, V. 573 ff.: daß pba_574.039
nach „untrüglichem Zeugnis“ — ἀψευδεῖ λόγῳ — Jo durch Berührung und göttlichen pba_574.040
Anhauch den Sproß des Zeus empfangen habe.
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