Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_568.001 pba_568.003 pba_568.007 1 pba_568.033
S. V. 387 ff.: pba_568.034 Ok. saphos m' es oikon sos logos stellei palin. pba_568.035 Pr. me gar se threnos oumos eis ekhthran bale. pba_568.036 Ok. e to neon thakounti pagkrateis edras; pba_568.037 Pr. toutou phulassou me pot' akhthesthe kear. pba_568.038 Ok. e se, Prometheu, sumphora didaskalos. pba_568.039 Pr. stellou, komizei, soze ton paronta noun. pba_568.040 Ok. ormomeno moi tonde ethouxas logon. pba_568.001 pba_568.003 pba_568.007 1 pba_568.033
S. V. 387 ff.: pba_568.034 Ωκ. σαφῶς μ' ἐς οἶκον σὸς λόγος στέλλει πάλιν. pba_568.035 Πρ. μὴ γάρ σε θρῆνος οὑμὸς εἰς ἔχθραν βάλῃ. pba_568.036 Ωκ. ἦ τῷ νέον θακοῦντι παγκρατεῖς ἕδρας; pba_568.037 Πρ. τούτου φυλάσσου μή ποτ' ἀχθεσθῇ κέαρ. pba_568.038 Ωκ. ἡ σὴ, Προμηθεῦ, συμφορὰ διδάσκαλος. pba_568.039 Πρ. στέλλου, κομίζει, σῶζε τὸν παρόντα νοῦν. pba_568.040 Ωκ. ὁρμωμένῳ μοι τόνδε ἐθώϋξας λόγον. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0586" n="568"/><lb n="pba_568.001"/> diesem Sinn!“ Ok.: „Schon auf dem Wege trifft mich dieses herbe <lb n="pba_568.002"/> Wort.“<note xml:id="pba_568_1" place="foot" n="1"><lb n="pba_568.033"/> S. V. 387 ff.: <lb n="pba_568.034"/> <lg><l><foreign xml:lang="grc">Ωκ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">σαφῶς μ' ἐς οἶκον σὸς λόγος στέλλει πάλιν</foreign>.</l><lb n="pba_568.035"/><l><foreign xml:lang="grc">Πρ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">μὴ γάρ σε θρῆνος οὑμὸς εἰς ἔχθραν βάλῃ</foreign>.</l><lb n="pba_568.036"/><l><foreign xml:lang="grc">Ωκ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">ἦ τῷ νέον θακοῦντι παγκρατεῖς ἕδρας</foreign><hi rendition="#i">;</hi></l><lb n="pba_568.037"/><l><foreign xml:lang="grc">Πρ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">τούτου φυλάσσου μή ποτ' ἀχθεσθῇ κέαρ</foreign>.</l><lb n="pba_568.038"/><l><foreign xml:lang="grc">Ωκ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">ἡ σὴ, Προμηθεῦ, συμφορὰ διδάσκαλος</foreign>.</l><lb n="pba_568.039"/><l><foreign xml:lang="grc">Πρ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">στέλλου, κομίζει, σῶζε τὸν παρόντα νοῦν</foreign>.</l><lb n="pba_568.040"/><l><foreign xml:lang="grc">Ωκ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">ὁρμωμένῳ μοι τόνδε ἐθώϋξας λόγον</foreign>.</l></lg> </note></p> <p><lb n="pba_568.003"/> Diese auf das feinste ausgeführte Scene enthält den Schlüssel zum <lb n="pba_568.004"/> Verständnis einer der wesentlichsten Voraussetzungen des Ganzen. Es <lb n="pba_568.005"/> läßt sich deutlich erkennen, wie Äschylus den starren Zügen des alten <lb n="pba_568.006"/> Mythus Leben verliehen hat.</p> <p><lb n="pba_568.007"/> Mit „unerbittlicher, unbeugsamer Kraft“ (<foreign xml:lang="grc">κράτος</foreign>) herrscht Zeus <lb n="pba_568.008"/> „nach neuen Gesetzen“ (<foreign xml:lang="grc">νεοχμοῖς νόμοις κρατύνει</foreign>). Diese „<hi rendition="#g">Kraft</hi>“ <lb n="pba_568.009"/> — Kratos — tritt als Person in der Eröffnungsscene des Stückes auf, <lb n="pba_568.010"/> den mitleidbewegt zögernden Gott Hephästos bei dem grausigen Werk <lb n="pba_568.011"/> der Fesselung und Anschmiedung des Prometheus an den Fels nach <lb n="pba_568.012"/> Zeus' Gebot zu unnachsichtlicher Ausführung anzuhalten. Der Jnhalt <lb n="pba_568.013"/> des Stückes ist es, die „diamantne“ Härte dieser neuen Herrschergewalt <lb n="pba_568.014"/> als urgesetzlich — <foreign xml:lang="grc">θεμιτόν</foreign>, die „mit der <hi rendition="#g">Themis</hi> in Übereinstimmung“ —, <lb n="pba_568.015"/> in „Harmonie“ mit <hi rendition="#g">Moira</hi> und <hi rendition="#g">Pepromene</hi> — dem uranfänglich <lb n="pba_568.016"/> verhängten Schicksalsgesetz — zu zeigen. Es ist gewissermaßen der reine <lb n="pba_568.017"/> Grundstoff der Tragödie, der hier prototypisch behandelt wird, man <lb n="pba_568.018"/> könnte das Stück die Tragödie der Tragödien nennen: das scheinbar <lb n="pba_568.019"/> Unerträgliche, unerhört Jammervolle, entsetzlich Schreckenerregende wird <lb n="pba_568.020"/> <hi rendition="#g">an dem eigentlichen Ort dieser Empfindungen</hi> als ein Glied <lb n="pba_568.021"/> der ewigen Ordnung zu Anerkennung gebracht. <hi rendition="#g">Zunächst</hi> freilich kann <lb n="pba_568.022"/> es in dem Stücke sich nicht anders darstellen, als wie es dem ursprünglichen, <lb n="pba_568.023"/> noch nicht kathartisch geläuterten Gefühl erscheint. So finden <lb n="pba_568.024"/> die Seufzer des Hephästos um den verwandten Gott, den Freund, tief <lb n="pba_568.025"/> schmerzlichen Wiederhall. Um wie viel mehr wird der Chor der naheverwandten <lb n="pba_568.026"/> Okeanostöchter, da er die Qual des furchtbar gestraften <lb n="pba_568.027"/> Gottes erblickt, in lauthallende Mitleidsklagen ausbrechen und schwerste <lb n="pba_568.028"/> Anschuldigung erheben gegen „den eisernen Sinn“ des neuen Gewaltherren, <lb n="pba_568.029"/> der die alten Herrscher des Himmels wider das Recht — <foreign xml:lang="grc">ἀθέτως</foreign> — <lb n="pba_568.030"/> gestürzt hat und nicht aufhören wird „sein zorniges Herz zu ersättigen“, <lb n="pba_568.031"/> bis es „irgend einer List gelingt das übelgewonnene Reich ihm wieder <lb n="pba_568.032"/> zu entreißen“ (<foreign xml:lang="grc">παλάμᾳ τινὶ τὰν δυσάλωτον ἕλῃ τις ἀρχάν</foreign>).</p> </div> </body> </text> </TEI> [568/0586]
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diesem Sinn!“ Ok.: „Schon auf dem Wege trifft mich dieses herbe pba_568.002
Wort.“ 1
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Diese auf das feinste ausgeführte Scene enthält den Schlüssel zum pba_568.004
Verständnis einer der wesentlichsten Voraussetzungen des Ganzen. Es pba_568.005
läßt sich deutlich erkennen, wie Äschylus den starren Zügen des alten pba_568.006
Mythus Leben verliehen hat.
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Mit „unerbittlicher, unbeugsamer Kraft“ (κράτος) herrscht Zeus pba_568.008
„nach neuen Gesetzen“ (νεοχμοῖς νόμοις κρατύνει). Diese „Kraft“ pba_568.009
— Kratos — tritt als Person in der Eröffnungsscene des Stückes auf, pba_568.010
den mitleidbewegt zögernden Gott Hephästos bei dem grausigen Werk pba_568.011
der Fesselung und Anschmiedung des Prometheus an den Fels nach pba_568.012
Zeus' Gebot zu unnachsichtlicher Ausführung anzuhalten. Der Jnhalt pba_568.013
des Stückes ist es, die „diamantne“ Härte dieser neuen Herrschergewalt pba_568.014
als urgesetzlich — θεμιτόν, die „mit der Themis in Übereinstimmung“ —, pba_568.015
in „Harmonie“ mit Moira und Pepromene — dem uranfänglich pba_568.016
verhängten Schicksalsgesetz — zu zeigen. Es ist gewissermaßen der reine pba_568.017
Grundstoff der Tragödie, der hier prototypisch behandelt wird, man pba_568.018
könnte das Stück die Tragödie der Tragödien nennen: das scheinbar pba_568.019
Unerträgliche, unerhört Jammervolle, entsetzlich Schreckenerregende wird pba_568.020
an dem eigentlichen Ort dieser Empfindungen als ein Glied pba_568.021
der ewigen Ordnung zu Anerkennung gebracht. Zunächst freilich kann pba_568.022
es in dem Stücke sich nicht anders darstellen, als wie es dem ursprünglichen, pba_568.023
noch nicht kathartisch geläuterten Gefühl erscheint. So finden pba_568.024
die Seufzer des Hephästos um den verwandten Gott, den Freund, tief pba_568.025
schmerzlichen Wiederhall. Um wie viel mehr wird der Chor der naheverwandten pba_568.026
Okeanostöchter, da er die Qual des furchtbar gestraften pba_568.027
Gottes erblickt, in lauthallende Mitleidsklagen ausbrechen und schwerste pba_568.028
Anschuldigung erheben gegen „den eisernen Sinn“ des neuen Gewaltherren, pba_568.029
der die alten Herrscher des Himmels wider das Recht — ἀθέτως — pba_568.030
gestürzt hat und nicht aufhören wird „sein zorniges Herz zu ersättigen“, pba_568.031
bis es „irgend einer List gelingt das übelgewonnene Reich ihm wieder pba_568.032
zu entreißen“ (παλάμᾳ τινὶ τὰν δυσάλωτον ἕλῃ τις ἀρχάν).
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Ωκ. σαφῶς μ' ἐς οἶκον σὸς λόγος στέλλει πάλιν. pba_568.035
Πρ. μὴ γάρ σε θρῆνος οὑμὸς εἰς ἔχθραν βάλῃ. pba_568.036
Ωκ. ἦ τῷ νέον θακοῦντι παγκρατεῖς ἕδρας; pba_568.037
Πρ. τούτου φυλάσσου μή ποτ' ἀχθεσθῇ κέαρ. pba_568.038
Ωκ. ἡ σὴ, Προμηθεῦ, συμφορὰ διδάσκαλος. pba_568.039
Πρ. στέλλου, κομίζει, σῶζε τὸν παρόντα νοῦν. pba_568.040
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