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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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ihr Beschwerliches geheilt
worden" (eiper dia touton dunaton pba_529.002
emmetros apopimplanai ta pathe kai apoplesantas energa pba_529.003
pros ten paideian ekhein to peponekos auton therapeusantas). pba_529.004
Jn diesen Sätzen sind nicht weniger als drei flagrante Proteste gegen pba_529.005
Bernays' Theorie enthalten: sie verlangen nicht Sollicitation der Affekte, pba_529.006
sondern ein festes Maß, innerhalb dessen das der Seele innewohnende pba_529.007
Bedürfnis in betreff ihrer "erfüllt" werde; mit dieser Erfüllung sind sie pba_529.008
keineswegs aus der Seele fortgeschafft, "entladen", sondern sie pba_529.009
werden vielmehr durch sie "thätig" -- energa -- für ihre höchste Bestimmung; pba_529.010
"geheilt" wird an ihnen nur das, was zuvor Beschwerde pba_529.011
verursachte
-- to peponekos --: diese Heilung ist also nicht eine pba_529.012
Ausstoßung der sollicitierten Affekte aus der Seele, sondern sie ist eine pba_529.013
Ausscheidung dessen, was an den Affekten über das verlangte pba_529.014
Maß
hinausging, d. i. eine Läuterung, Reinigung derselben.

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d) Die dritte, umfänglichste Stelle des Proklus (S. 362) hat mit pba_529.016
der ersten das gemein, daß hier wieder allein der Neuplatoniker sich pba_529.017
vernehmen läßt, und ein Hinweis auf Aristoteles darin überhaupt nicht pba_529.018
vorhanden ist außer indirekt in einem einzigen Worte. Abermals pba_529.019
lehrt die Stelle in allen Punkten das Gegenteil von Bernays' Behauptungen.

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Das dreimal darin vorkommende Wort aphosiosis, welches äußerliche pba_529.022
"Abfindung" bedeuten soll, bestätige sich, wie Bernays meint, pba_529.023
"auf die unumstößlichste Weise als eines der hervorragendsten Stichwörter pba_529.024
in dem aristotelischen Vortrage". Die Art, wie Proklus hier die pba_529.025
Sache des Plato führt, ist für die Entscheidung der vorliegenden Frage pba_529.026
allerdings höchst interessant. Jhm gelten die Affekte, Leidenschaften und pba_529.027
die Neigung zu denselben -- pathe, pathetikon -- überhaupt als der pba_529.028
freien Bethätigung der Vernunft hinderlich; nichtsdestoweniger erkennt er pba_529.029
mit ihrer Existenz auch ihr Recht auf ein gewisses Maß der Bethätigung pba_529.030
an, innerhalb dessen ihnen Genüge geschehen müßte, eben damit der pba_529.031
Geist von ihnen befreit den höheren Dingen sich zuwenden könne. Für pba_529.032
diese -- platonische, der aristotelischen direkt entgegengesetzte pba_529.033
-- Auffassung der Procedur, die den Affekten gegenüber pba_529.034
stattzufinden habe, gebraucht Proklus den Ausdruck aphosiosis,1 der pba_529.035
von ihm selbst als eine "maßvolle" (metria) Beschwichtigung, eine

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Der Ausdruck "Beschwichtigung" erscheint insofern als der passendste, als pba_529.037
damit beides zugleich bezeichnet wird: die maßvolle Befriedigung des Affektes, pba_529.038
wodurch ihm Genüge geleistet wird und, was die Hauptsache ist, die dadurch erfolgte pba_529.039
Tilgung desselben, gewissermaßen die "Entsühnung" davon.

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ihr Beschwerliches geheilt
worden“ (εἴπερ διὰ τούτων δυνατὸν pba_529.002
ἐμμέτρως ἀποπιμπλάναι τὰ πάθη καὶ ἀποπλήσαντας ἐνεργὰ pba_529.003
πρὸς τὴν παιδείαν ἔχειν τὸ πεπονηκὸς αὐτῶν θεραπεύσαντας). pba_529.004
Jn diesen Sätzen sind nicht weniger als drei flagrante Proteste gegen pba_529.005
Bernays' Theorie enthalten: sie verlangen nicht Sollicitation der Affekte, pba_529.006
sondern ein festes Maß, innerhalb dessen das der Seele innewohnende pba_529.007
Bedürfnis in betreff ihrer „erfüllt“ werde; mit dieser Erfüllung sind sie pba_529.008
keineswegs aus der Seele fortgeschafft,entladen“, sondern sie pba_529.009
werden vielmehr durch sie „thätig“ — ἐνεργά — für ihre höchste Bestimmung; pba_529.010
„geheilt“ wird an ihnen nur das, was zuvor Beschwerde pba_529.011
verursachte
— τὸ πεπονηκός —: diese Heilung ist also nicht eine pba_529.012
Ausstoßung der sollicitierten Affekte aus der Seele, sondern sie ist eine pba_529.013
Ausscheidung dessen, was an den Affekten über das verlangte pba_529.014
Maß
hinausging, d. i. eine Läuterung, Reinigung derselben.

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d) Die dritte, umfänglichste Stelle des Proklus (S. 362) hat mit pba_529.016
der ersten das gemein, daß hier wieder allein der Neuplatoniker sich pba_529.017
vernehmen läßt, und ein Hinweis auf Aristoteles darin überhaupt nicht pba_529.018
vorhanden ist außer indirekt in einem einzigen Worte. Abermals pba_529.019
lehrt die Stelle in allen Punkten das Gegenteil von Bernays' Behauptungen.

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Das dreimal darin vorkommende Wort ἀφοσίωσις, welches äußerliche pba_529.022
Abfindung“ bedeuten soll, bestätige sich, wie Bernays meint, pba_529.023
„auf die unumstößlichste Weise als eines der hervorragendsten Stichwörter pba_529.024
in dem aristotelischen Vortrage“. Die Art, wie Proklus hier die pba_529.025
Sache des Plato führt, ist für die Entscheidung der vorliegenden Frage pba_529.026
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die Neigung zu denselben — πάθη, παθητικόν — überhaupt als der pba_529.028
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Geist von ihnen befreit den höheren Dingen sich zuwenden könne. Für pba_529.032
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— Auffassung der Procedur, die den Affekten gegenüber pba_529.034
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von ihm selbst als eine „maßvolle“ (μετρία) Beschwichtigung, eine

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Der Ausdruck „Beschwichtigung“ erscheint insofern als der passendste, als pba_529.037
damit beides zugleich bezeichnet wird: die maßvolle Befriedigung des Affektes, pba_529.038
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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/547>, abgerufen am 28.04.2024.