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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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der psychischen Empfindungen hat das nun vollends eine höchst prägnante pba_447.002
Bedeutung. Während in vielen Fällen dieser Wechsel im aristotelischen pba_447.003
Sprachgebrauch eben nur ein Zeugnis von der logischen Schärfe pba_447.004
und der Feinheit des Ausdruckes gibt, die dem größten Denker des pba_447.005
Altertums eigen sind, ohne daß wesentliche Verhältnisse des Sinnes

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sie vielleicht, der sonst geltenden Gewohnheit folgend, arkhe auch hier mit "Princip" pba_447.007
übersetzen wollen, wodurch dann freilich die Stelle dunkel würde und in solcher Dunkelheit pba_447.008
auch der Unterschied von pathos und pathema nicht mehr zu erkennen wäre. Die pba_447.009
"Pathe", die Veränderungsvorgänge sind nach Aristoteles eine Art von Bewegung -- pba_447.010
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das manon und puknon, das Dünnere und Dichtere, keine Bewegungen, sondern pba_447.012
Zustände der Materie. Sie selbst setzen also, um in der einheitlichen Materie pba_447.013
entstehen zu können, eine Bewegung voraus, die den einen der beiden Zustände pba_447.014
hervorbriugt, als dessen Gegensatz dann der andere hervortritt. Daß alles dieses, was pba_447.015
sich a priori von selbst ergibt, aber auch die Meinung des Aristoteles ist, steht in pba_447.016
seiner Schrift p. phusik. akroas. I, c. 5 und namentlich c. 6 deutlich zu lesen; gerade pba_447.017
in diesem Punkte kennzeichnet er die Unklarheit jener naturphilosophischen Systeme (vgl. pba_447.018
besonders 189a 20 ff.). Unmöglich also könnte Aristoteles diese Zustände der Materie pba_447.019
die "Uranfänge der Pathe", der Veränderungsvorgänge, nennen; er kann von pba_447.020
ihnen schlechterdings nicht anders sprechen, als daß er sie, im Sinne jener Philosophen, pba_447.021
als die uranfänglichen, ersten der hervorgebrachten Veränderungen, der pba_447.022
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beiden disparaten Zustände schon an sich der einheitlichen Materie zuschreiben, und pba_447.024
Aristoteles dagegen nachweist, daß für diesen angeblichen "Uranfang" wieder nach pba_447.025
einem andern "Uranfang" zu suchen sein würde: estai gar arkhe tes arkhes. pba_447.026
3) Metaph. IV, 14. 1020b 19. Hier bemängelt H. nur die Übersetzung "Veränderungszustände" pba_447.027
für pathemata, dagegen ist dies die einzige Stelle, mit der sich ein pba_447.028
dritter Rec. J. H. Reinkens, im Bonner Theol. Litter. Blatt 1874, Nr. 26 pba_447.029
(S. 617 ff.) beschäftigt, ohne indessen, da "der Raum ihm fehle", seinen Widerspruch gegen pba_447.030
die Auffassung des Verf. in der Hauptfrage zu begründen. Jn einem Punkte hat der pba_447.031
Verf. seine Auffassung der sehr schwierigen Stelle nach den Erinnerungen des Rec. berichtigt, pba_447.032
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den Wandlungen, denen sie ihrem Wesen nach unterworfen sind. Diese nennt pba_447.037
Aristoteles pathe und führt als Beispiele Unterschiede der Wärme, der Färbung, der pba_447.038
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areten kai kakian kai olos to kakon kai agathon. Während er also Wärme, Kälte, pba_447.041
Schwere, Leichtigkeit geradezu pathe nennt, thut er das hinsichtlich des agathon und pba_447.042
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statthabe; bei der Zusammenfassung der Einteilung heißen sie dann geradezu: pba_447.044
ton pathematon meros ti, also: "eine Art verwirklichter Veränderungen", oder "gewissermaßen pba_447.045
Veränderungszustände". Völlig korrekt und in bestem Einklang mit dem

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der psychischen Empfindungen hat das nun vollends eine höchst prägnante pba_447.002
Bedeutung. Während in vielen Fällen dieser Wechsel im aristotelischen pba_447.003
Sprachgebrauch eben nur ein Zeugnis von der logischen Schärfe pba_447.004
und der Feinheit des Ausdruckes gibt, die dem größten Denker des pba_447.005
Altertums eigen sind, ohne daß wesentliche Verhältnisse des Sinnes

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sie vielleicht, der sonst geltenden Gewohnheit folgend, ὰρχή auch hier mit „Princip“ pba_447.007
übersetzen wollen, wodurch dann freilich die Stelle dunkel würde und in solcher Dunkelheit pba_447.008
auch der Unterschied von πάθος und πάθημα nicht mehr zu erkennen wäre. Die pba_447.009
„Pathe“, die Veränderungsvorgänge sind nach Aristoteles eine Art von Bewegung — pba_447.010
κίνησις — oder können doch ohne eine solche nicht entstehen; nun sind doch offenbar pba_447.011
das μανόν und πυκνόν, das Dünnere und Dichtere, keine Bewegungen, sondern pba_447.012
Zustände der Materie. Sie selbst setzen also, um in der einheitlichen Materie pba_447.013
entstehen zu können, eine Bewegung voraus, die den einen der beiden Zustände pba_447.014
hervorbriugt, als dessen Gegensatz dann der andere hervortritt. Daß alles dieses, was pba_447.015
sich a priori von selbst ergibt, aber auch die Meinung des Aristoteles ist, steht in pba_447.016
seiner Schrift π. φυσικ. ἀκροάς. I, c. 5 und namentlich c. 6 deutlich zu lesen; gerade pba_447.017
in diesem Punkte kennzeichnet er die Unklarheit jener naturphilosophischen Systeme (vgl. pba_447.018
besonders 189a 20 ff.). Unmöglich also könnte Aristoteles diese Zustände der Materie pba_447.019
die „Uranfänge der Pathe“, der Veränderungsvorgänge, nennen; er kann von pba_447.020
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dritter Rec. J. H. Reinkens, im Bonner Theol. Litter. Blatt 1874, Nr. 26 pba_447.029
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Verf. seine Auffassung der sehr schwierigen Stelle nach den Erinnerungen des Rec. berichtigt, pba_447.032
aber das Ergebnis für die vorliegende Frage wird dadurch nicht im mindesten pba_447.033
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des ποιόν, der Beschaffenheit. Dieselbe liegt entweder in den Unterschieden des pba_447.035
unveränderlich den Dingen anhaftenden Wesens — διαφορὰ τὴς οὐσίας — oder in pba_447.036
den Wandlungen, denen sie ihrem Wesen nach unterworfen sind. Diese nennt pba_447.037
Aristoteles πάθη und führt als Beispiele Unterschiede der Wärme, der Färbung, der pba_447.038
Schwere an. Er fügt hinzu: „Auch in Bezug auf Tugend und Fehlerhaftigkeit, überhaupt pba_447.039
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ἀρετὴν καὶ κακίαν καὶ ὄλως τὸ κακὸν καὶ ἀγαθόν. Während er also Wärme, Kälte, pba_447.041
Schwere, Leichtigkeit geradezu πάθη nennt, thut er das hinsichtlich des ἀγαθόν und pba_447.042
κακόν, der ἀρετή und κακία nicht, sondern sagt, daß hinsichtlich ihrer die Veränderung pba_447.043
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[447/0465] pba_447.001 der psychischen Empfindungen hat das nun vollends eine höchst prägnante pba_447.002 Bedeutung. Während in vielen Fällen dieser Wechsel im aristotelischen pba_447.003 Sprachgebrauch eben nur ein Zeugnis von der logischen Schärfe pba_447.004 und der Feinheit des Ausdruckes gibt, die dem größten Denker des pba_447.005 Altertums eigen sind, ohne daß wesentliche Verhältnisse des Sinnes 1 1 pba_447.006 sie vielleicht, der sonst geltenden Gewohnheit folgend, ὰρχή auch hier mit „Princip“ pba_447.007 übersetzen wollen, wodurch dann freilich die Stelle dunkel würde und in solcher Dunkelheit pba_447.008 auch der Unterschied von πάθος und πάθημα nicht mehr zu erkennen wäre. Die pba_447.009 „Pathe“, die Veränderungsvorgänge sind nach Aristoteles eine Art von Bewegung — pba_447.010 κίνησις — oder können doch ohne eine solche nicht entstehen; nun sind doch offenbar pba_447.011 das μανόν und πυκνόν, das Dünnere und Dichtere, keine Bewegungen, sondern pba_447.012 Zustände der Materie. Sie selbst setzen also, um in der einheitlichen Materie pba_447.013 entstehen zu können, eine Bewegung voraus, die den einen der beiden Zustände pba_447.014 hervorbriugt, als dessen Gegensatz dann der andere hervortritt. Daß alles dieses, was pba_447.015 sich a priori von selbst ergibt, aber auch die Meinung des Aristoteles ist, steht in pba_447.016 seiner Schrift π. φυσικ. ἀκροάς. I, c. 5 und namentlich c. 6 deutlich zu lesen; gerade pba_447.017 in diesem Punkte kennzeichnet er die Unklarheit jener naturphilosophischen Systeme (vgl. pba_447.018 besonders 189a 20 ff.). Unmöglich also könnte Aristoteles diese Zustände der Materie pba_447.019 die „Uranfänge der Pathe“, der Veränderungsvorgänge, nennen; er kann von pba_447.020 ihnen schlechterdings nicht anders sprechen, als daß er sie, im Sinne jener Philosophen, pba_447.021 als die uranfänglichen, ersten der hervorgebrachten Veränderungen, der pba_447.022 Veränderungszustände — παθημάτων — bezeichnet; nur daß jene unlogischerweise die pba_447.023 beiden disparaten Zustände schon an sich der einheitlichen Materie zuschreiben, und pba_447.024 Aristoteles dagegen nachweist, daß für diesen angeblichen „Uranfang“ wieder nach pba_447.025 einem andern „Uranfang“ zu suchen sein würde: ἔσται γὰρ ἀρχὴ τῆς ἀρχῆς. pba_447.026 3) Metaph. IV, 14. 1020b 19. Hier bemängelt H. nur die Übersetzung „Veränderungszustände“ pba_447.027 für παθήματα, dagegen ist dies die einzige Stelle, mit der sich ein pba_447.028 dritter Rec. J. H. Reinkens, im Bonner Theol. Litter. Blatt 1874, Nr. 26 pba_447.029 (S. 617 ff.) beschäftigt, ohne indessen, da „der Raum ihm fehle“, seinen Widerspruch gegen pba_447.030 die Auffassung des Verf. in der Hauptfrage zu begründen. Jn einem Punkte hat der pba_447.031 Verf. seine Auffassung der sehr schwierigen Stelle nach den Erinnerungen des Rec. berichtigt, pba_447.032 aber das Ergebnis für die vorliegende Frage wird dadurch nicht im mindesten pba_447.033 geändert. Das 14. Kap. des vierten Buches der Metaphysik handelt von der Einteilung pba_447.034 des ποιόν, der Beschaffenheit. Dieselbe liegt entweder in den Unterschieden des pba_447.035 unveränderlich den Dingen anhaftenden Wesens — διαφορὰ τὴς οὐσίας — oder in pba_447.036 den Wandlungen, denen sie ihrem Wesen nach unterworfen sind. Diese nennt pba_447.037 Aristoteles πάθη und führt als Beispiele Unterschiede der Wärme, der Färbung, der pba_447.038 Schwere an. Er fügt hinzu: „Auch in Bezug auf Tugend und Fehlerhaftigkeit, überhaupt pba_447.039 das Schlechte und Gute“ haben solche Veränderungsvorgänge statt: ἔτι κατ' pba_447.040 ἀρετὴν καὶ κακίαν καὶ ὄλως τὸ κακὸν καὶ ἀγαθόν. Während er also Wärme, Kälte, pba_447.041 Schwere, Leichtigkeit geradezu πάθη nennt, thut er das hinsichtlich des ἀγαθόν und pba_447.042 κακόν, der ἀρετή und κακία nicht, sondern sagt, daß hinsichtlich ihrer die Veränderung pba_447.043 statthabe; bei der Zusammenfassung der Einteilung heißen sie dann geradezu: pba_447.044 τῶν παθημάτων μέρος τι, also: „eine Art verwirklichter Veränderungen“, oder „gewissermaßen pba_447.045 Veränderungszustände“. Völlig korrekt und in bestem Einklang mit dem

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Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/465>, abgerufen am 04.05.2024.