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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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wenn nicht gar zu alledem noch die Beimischung des frivolen und pba_329.002
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Besonders zahlreich sind in Frankreich die Erzeugnisse dieser letzteren pba_329.004
Gattung, unter denen Parnys "Guerre des dieux antiques et modernes" pba_329.005
den ersten Platz einnehmen möchte.

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Alle diese Vorbilder haben in Deutschland ihre Nachahmer gefunden, pba_329.007
ohne daß in diesen Produktionen sich irgend etwas über den pba_329.008
Charakter der Schulmäßigkeit erhöbe. Trivialität, Mattheit und Abgeschmacktheit pba_329.009
streiten sich darin um den Preis, und auch Zachariäs pba_329.010
viel genannte "komische Epopöen" erheben sich nur wenig über dieses pba_329.011
Niveau der Mittelmäßigkeit.

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Auf diesem Felde ist die Prosa unbestrittene Siegerin geblieben; pba_329.013
mit dem Ende des vorigen, dem Beginne unseres Jahrhunderts setzt mit pba_329.014
der kunstmäßigen Prosa-Novelle eine ganz neue Entwickelung ein, pba_329.015
welche die gesamte, hier überlieferte Erbschaft antritt.


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Nach allem, was in diesen letzten Abschnitten ausgeführt ist, steht pba_329.017
also das Epos seinem Grundwesen nach, das durch den Nachahmungs- pba_329.018
zweck bestimmt wird, mit dem Drama auf demselben Boden; den allgemein pba_329.019
geltenden Vorschriften über Größe und Einheit der Handlung, pba_329.020
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heroische Epos in gleicher Weise unterworfen wie die Tragödie. pba_329.022
Ebenso gelten die Gesetze über die Anlage der komischen Handlung für pba_329.023
die Komödie wie für das komische Epos.

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Der ganze, in der Erscheinung so überaus stark hervortretende pba_329.025
Unterschied der Gattungen beruht demnach auf der Verschiedenheit der pba_329.026
Art und Weise der Nachahmung, die bei der einen durch Erzählung, pba_329.027
bei der andern durch Handelnde geschieht; alle technischen Vorschriften pba_329.028
über die grundverschiedene Einrichtung des Dramas und des pba_329.029
Epos sind aus diesem einen Unterschiede herzuleiten.

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Für den weiteren Gang der Darstellung wird es daher ersprießlich pba_329.031
sein, zuerst in die Besprechung des Dramas, seines Wesens und pba_329.032
seiner Gattungen einzutreten und auf Grund der Vergleichung derselben pba_329.033
mit den epischen Haupt- und Nebengattungen die Definition derselben pba_329.034
und die Feststellung ihrer technischen Einrichtung nach Maßgabe der im pba_329.035
fünfzehnten Abschnitte gewonnenen Sätze zu versuchen.


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[329/0347] pba_329.001 wenn nicht gar zu alledem noch die Beimischung des frivolen und pba_329.002 obscönen Elementes sich gesellt wie in Voltaires „Pucelle“. pba_329.003 Besonders zahlreich sind in Frankreich die Erzeugnisse dieser letzteren pba_329.004 Gattung, unter denen Parnys „Guerre des dieux antiques et modernes“ pba_329.005 den ersten Platz einnehmen möchte. pba_329.006 Alle diese Vorbilder haben in Deutschland ihre Nachahmer gefunden, pba_329.007 ohne daß in diesen Produktionen sich irgend etwas über den pba_329.008 Charakter der Schulmäßigkeit erhöbe. Trivialität, Mattheit und Abgeschmacktheit pba_329.009 streiten sich darin um den Preis, und auch Zachariäs pba_329.010 viel genannte „komische Epopöen“ erheben sich nur wenig über dieses pba_329.011 Niveau der Mittelmäßigkeit. pba_329.012 Auf diesem Felde ist die Prosa unbestrittene Siegerin geblieben; pba_329.013 mit dem Ende des vorigen, dem Beginne unseres Jahrhunderts setzt mit pba_329.014 der kunstmäßigen Prosa-Novelle eine ganz neue Entwickelung ein, pba_329.015 welche die gesamte, hier überlieferte Erbschaft antritt. pba_329.016 Nach allem, was in diesen letzten Abschnitten ausgeführt ist, steht pba_329.017 also das Epos seinem Grundwesen nach, das durch den Nachahmungs- pba_329.018 zweck bestimmt wird, mit dem Drama auf demselben Boden; den allgemein pba_329.019 geltenden Vorschriften über Größe und Einheit der Handlung, pba_329.020 vor allem über ihre Wirkung auf die Schicksalsempfindungen, ist das pba_329.021 heroische Epos in gleicher Weise unterworfen wie die Tragödie. pba_329.022 Ebenso gelten die Gesetze über die Anlage der komischen Handlung für pba_329.023 die Komödie wie für das komische Epos. pba_329.024 Der ganze, in der Erscheinung so überaus stark hervortretende pba_329.025 Unterschied der Gattungen beruht demnach auf der Verschiedenheit der pba_329.026 Art und Weise der Nachahmung, die bei der einen durch Erzählung, pba_329.027 bei der andern durch Handelnde geschieht; alle technischen Vorschriften pba_329.028 über die grundverschiedene Einrichtung des Dramas und des pba_329.029 Epos sind aus diesem einen Unterschiede herzuleiten. pba_329.030 Für den weiteren Gang der Darstellung wird es daher ersprießlich pba_329.031 sein, zuerst in die Besprechung des Dramas, seines Wesens und pba_329.032 seiner Gattungen einzutreten und auf Grund der Vergleichung derselben pba_329.033 mit den epischen Haupt- und Nebengattungen die Definition derselben pba_329.034 und die Feststellung ihrer technischen Einrichtung nach Maßgabe der im pba_329.035 fünfzehnten Abschnitte gewonnenen Sätze zu versuchen.

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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/347>, abgerufen am 23.11.2024.