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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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bekannt sind, hat es ihn nicht im mindesten anzureizen vermocht, für pba_301.002
sich den Kampf zu versuchen und sich die Heldenjungfrau zu gewinnen: pba_301.003
Brunhilde ist bisher unbezwungen! Er weiß aber, daß er siegen pba_301.004
wird, und die innere Stimme sagt ihm voraus, was geschehen wird. pba_301.005
Auch Brunhildens Verhängnis entscheidet sich mit dem Augenblick, da pba_301.006
sie Siegfried zum erstenmale erblickt; es braucht ihr niemand zu sagen, pba_301.007
wer er ist, so gut wie Hagen, sein männlicher Nebenbuhler im pba_301.008
Ruhme der Tapferkeit, erkennt sie ihn sofort
nach dem bloßen pba_301.009
Rufe von seiner Person und seinen Thaten. Bei Hagen ist die Folge pba_301.010
unauslöschlicher Haß, bei ihr unvertilgbare Liebe. Unter allen, die da pba_301.011
kommen, sieht sie nur ihn und zweifelt keinen Augenblick, daß er um pba_301.012
ihretwillen gekommen sei (vgl. Str. 398):

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Do diu küneginne Seifriden sach, pba_301.014
zuo dem gaste si zühteclichen sprach, pba_301.015
,seit willekommen her Seifrit her in dize lant. pba_301.016
waz meinet iwer reise? daz het ich gerne bekant.'

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Und nun die Antwort, durch die der Knoten des Verhängnisses pba_301.018
für das ganze Epos geschürzt wird:

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,Vil michel genade frou Prünhilt pba_301.020
daz ir mich ruochet grüezen, fürsten tohter milt, pba_301.021
vor disem edeln recken der hie vor mir stat: pba_301.022
wann der ist mein herre: der eren het ich gerne rat.
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Er ist künec ze Reine, waz sol ich sagen mer? pba_301.024
durch deine liebe sein wir gevarn her. pba_301.025
er wil dich gerne minnen, swaz im da von geschiht. pba_301.026
bedenke dichs bezeite: er erlat dich sein niht.
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Er ist geheizen Gunther, ein künec reich unde her: pba_301.028
erwurb er deine minne, sone gert er niht mer. pba_301.029
durch dich mit im ich her gevarn han: pba_301.030
waerer niht mein herre, ich hetez nimmer getan.'

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Und ganz verwandelt, feindselig, mit finsterm Grolle entgegnet pba_301.032
Brunhild:

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,ist er din herre unde du sein man, pba_301.034
wil er mein geteiltiu spil also bestan, pba_301.035
behabe er die meisterschaft, so wird ich sein weip: pba_301.036
gewinne aber ich, ez get iu allen an den leip.'
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Str. 399 und 400, beide von Lachmann gestrichen.

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bekannt sind, hat es ihn nicht im mindesten anzureizen vermocht, für pba_301.002
sich den Kampf zu versuchen und sich die Heldenjungfrau zu gewinnen: pba_301.003
Brunhilde ist bisher unbezwungen! Er weiß aber, daß er siegen pba_301.004
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Dô diu küneginne Sîfriden sach, pba_301.014
zuo dem gaste si zühteclichen sprach, pba_301.015
‚sît willekommen hêr Sîfrit her in dize lant. pba_301.016
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Vil michel genâde frou Prünhilt pba_301.020
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Und ganz verwandelt, feindselig, mit finsterm Grolle entgegnet pba_301.032
Brunhild:

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[301/0319] pba_301.001 bekannt sind, hat es ihn nicht im mindesten anzureizen vermocht, für pba_301.002 sich den Kampf zu versuchen und sich die Heldenjungfrau zu gewinnen: pba_301.003 Brunhilde ist bisher unbezwungen! Er weiß aber, daß er siegen pba_301.004 wird, und die innere Stimme sagt ihm voraus, was geschehen wird. pba_301.005 Auch Brunhildens Verhängnis entscheidet sich mit dem Augenblick, da pba_301.006 sie Siegfried zum erstenmale erblickt; es braucht ihr niemand zu sagen, pba_301.007 wer er ist, so gut wie Hagen, sein männlicher Nebenbuhler im pba_301.008 Ruhme der Tapferkeit, erkennt sie ihn sofort nach dem bloßen pba_301.009 Rufe von seiner Person und seinen Thaten. Bei Hagen ist die Folge pba_301.010 unauslöschlicher Haß, bei ihr unvertilgbare Liebe. Unter allen, die da pba_301.011 kommen, sieht sie nur ihn und zweifelt keinen Augenblick, daß er um pba_301.012 ihretwillen gekommen sei (vgl. Str. 398): pba_301.013 Dô diu küneginne Sîfriden sach, pba_301.014 zuo dem gaste si zühteclichen sprach, pba_301.015 ‚sît willekommen hêr Sîfrit her in dize lant. pba_301.016 waz meinet iwer reise? daz het ich gerne bekant.‘ pba_301.017 Und nun die Antwort, durch die der Knoten des Verhängnisses pba_301.018 für das ganze Epos geschürzt wird: pba_301.019 ‚Vil michel genâde frou Prünhilt pba_301.020 daz ir mich ruochet grüezen, fürsten tohter milt, pba_301.021 vor disem edeln recken der hie vor mir stât: pba_301.022 wann der ist mîn hêrre: der êren het ich gerne rât. pba_301.023 Er ist künec ze Rîne, waz sol ich sagen mer? pba_301.024 durch dîne liebe sîn wir gevarn her. pba_301.025 er wil dich gerne minnen, swaz im dâ von geschiht. pba_301.026 bedenke dichs bezîte: er erlât dich sîn niht. 1 pba_301.027 Er ist geheizen Gunther, ein künec rîch unde hêr: pba_301.028 erwurb er dîne minne, sone gert er niht mêr. pba_301.029 durch dich mit im ich her gevarn hân: pba_301.030 waerer niht mîn hêrre, ich hetez nimmer getân.‘ pba_301.031 Und ganz verwandelt, feindselig, mit finsterm Grolle entgegnet pba_301.032 Brunhild: pba_301.033 ‚ist er din hêrre unde du sîn man, pba_301.034 wil er mîn geteiltiu spil alsô bestân, pba_301.035 behabe er die meisterschaft, sô wird ich sîn wîp: pba_301.036 gewinne aber ich, ez gêt iu allen an den lîp.‘ 1 pba_301.037 Str. 399 und 400, beide von Lachmann gestrichen.

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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/319>, abgerufen am 25.11.2024.