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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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mit um so mehr Behagen, je mehr er sich in die Enge des philiströsesten pba_257.002
Kleinlebens begibt, und leider tritt hier oft an die Stelle des Anmuthigen pba_257.003
und der maßvollen Feinheit, welche dieses Genre allein erträglich pba_257.004
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sonst so wohlgelungenen Stück "Die Widersprecherin" die äußerst geschmacklose pba_257.006
Schilderung der wuthentbrannten Jsmene, ferner Gedichte wie pba_257.007
"Lisette", "Die kranke Frau", "Der zärtliche Mann", "Die Mißgeburt" pba_257.008
und viele ähnliche. Sicherlich hat er mit diesen breit ausgemalten Erzählungen pba_257.009
bei seinen Zeitgenossen den meisten Beifall gefunden, doch sind pba_257.010
ihm ganz im Gegensatze dazu die in knappster Kürze gehaltenen bei pba_257.011
weitem am besten gelungen; so der "Maler", den er nicht umsonst bei pba_257.012
seiner berühmten Unterredung mit Friedrich dem Großen zum Vortrage pba_257.013
wählte, "Der glückliche Dichter", bei dem nur die ganze Einleitung zu pba_257.014
streichen wäre, "Die Bauern und der Amtmann", und solche, deren pba_257.015
komische Kraft lediglich in der Schlußwendung liegt, die sich damit also pba_257.016
dem Epigrammatischen nähern, wie "Der Greis", "Der Selbstmord", pba_257.017
"Der gute Rat", "Der Jüngling und der Greis".

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Mögen nun aber diese verschiedenen Arten der komischen Erzählung pba_257.019
mehr oder weniger von den guten Mustern der Gattung entfernt sein, pba_257.020
nirgends kann es fraglich sein, daß sie vor den ernsten Erzählungen pba_257.021
Gellerts sämtlich bei weitem den Vorrang verdienen, vor der Schwächlichkeit pba_257.022
und Jnsipidität solcher Erfindungen wie "Der arme Greis" ("Um pba_257.023
das Rhinoceros zu seh'n" u. s. w.) oder "Amynt", wo als preiswerte pba_257.024
Tugend vorgeführt wird, daß jemand, trotzdem er in Not ist, sich weigert, pba_257.025
für Geld falsches Zeugnis abzulegen.

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Wie oben schon angedeutet, ist diese Erscheinung eine allgemeine; pba_257.027
der Grund derselben wird sich mit Leichtigkeit ableiten lassen, wenn es pba_257.028
gelingt, die Definition der epischen Gattung und ihrer Hauptarten festzustellen. pba_257.029
Dieselbe wird nach den bisherigen Entwickelungen auf die pba_257.030
folgenden Grundlagen sich stützen müssen:

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Die Epik erzählt Handlungen und zwar als Gegenstand der pba_257.032
Darstellung, nicht als Mittel derselben.

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Da Handlungen als solche der Gegenstand der Ethik sind, pba_257.034
so ist ihr eigentlicher Nachahmungszweck die innere Handlung; pba_257.035
da aber diese, um sich überhaupt ereignen und vollends um dargestellt pba_257.036
werden zu können, der äußeren Handlung bedarf, so ahmt die pba_257.037
Epik auch diese nach, aber um der inneren Handlung willen.

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Die Faktoren der inneren Handlung und damit also die Elemente pba_257.039
ihrer Nachahmung sind die treibende Empfindung (Pathos), das den pba_257.040
Handelnden erfüllende Ethos (die ihm als dauernder Besitz eigene

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„Der gute Rat“, „Der Jüngling und der Greis“.

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Mögen nun aber diese verschiedenen Arten der komischen Erzählung pba_257.019
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Tugend vorgeführt wird, daß jemand, trotzdem er in Not ist, sich weigert, pba_257.025
für Geld falsches Zeugnis abzulegen.

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Wie oben schon angedeutet, ist diese Erscheinung eine allgemeine; pba_257.027
der Grund derselben wird sich mit Leichtigkeit ableiten lassen, wenn es pba_257.028
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Die Epik erzählt Handlungen und zwar als Gegenstand der pba_257.032
Darstellung, nicht als Mittel derselben.

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Da Handlungen als solche der Gegenstand der Ethik sind, pba_257.034
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Epik auch diese nach, aber um der inneren Handlung willen.

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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/275>, abgerufen am 22.11.2024.