Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_129.001 Schadet ein Jrrtum wohl? Nicht immer, aber das Jrren, pba_129.002 Jmmer schadet's; wie sehr, sieht man am Ende des Wegs. pba_129.003 Die moralische Kraft. pba_129.016 Kannst du nicht schön empfinden, dir bleibt doch, vernünftig zu wollen pba_129.017 pba_129.018Und als ein Geist zu thun, was du als Mensch nicht vermagst. Ebenso in diesem: pba_129.019Aufgabe. pba_129.020 Allen gehört, was du denkst: dein eigen ist nur, was du fühlest; pba_129.021 Soll er dein Eigentum sein, fühle den Gott, den du denkst. pba_129.022 Wirke Gutes, du nährst der Menschheit göttliche Pflanze; pba_129.026 Bilde Schönes, du streust Keime der göttlichen aus. pba_129.027 Adel ist auch in der sittlichen Welt. Gemeine Naturen pba_129.028 Zahlen mit dem, was sie thun, edle mit dem, was sie sind. pba_129.029 Hast du etwas, so theile mir's mit, und ich zahle, was recht ist; pba_129.030 Bist du etwas, o dann tauschen die Seelen wir aus. pba_129.031 Jmmer treibe die Furcht den Sklaven mit eisernem Stabe; pba_129.032 Freude, führe du mich immer am rosigen Band! pba_129.033 pba_129.001 Schadet ein Jrrtum wohl? Nicht immer, aber das Jrren, pba_129.002 Jmmer schadet's; wie sehr, sieht man am Ende des Wegs. pba_129.003 Die moralische Kraft. pba_129.016 Kannst du nicht schön empfinden, dir bleibt doch, vernünftig zu wollen pba_129.017 pba_129.018Und als ein Geist zu thun, was du als Mensch nicht vermagst. Ebenso in diesem: pba_129.019Aufgabe. pba_129.020 Allen gehört, was du denkst: dein eigen ist nur, was du fühlest; pba_129.021 Soll er dein Eigentum sein, fühle den Gott, den du denkst. pba_129.022 Wirke Gutes, du nährst der Menschheit göttliche Pflanze; pba_129.026 Bilde Schönes, du streust Keime der göttlichen aus. pba_129.027 Adel ist auch in der sittlichen Welt. Gemeine Naturen pba_129.028 Zahlen mit dem, was sie thun, edle mit dem, was sie sind. pba_129.029 Hast du etwas, so theile mir's mit, und ich zahle, was recht ist; pba_129.030 Bist du etwas, o dann tauschen die Seelen wir aus. pba_129.031 Jmmer treibe die Furcht den Sklaven mit eisernem Stabe; pba_129.032 Freude, führe du mich immer am rosigen Band! pba_129.033 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0147" n="129"/> <lb n="pba_129.001"/> <lg> <l>Schadet ein Jrrtum wohl? 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B. in den Schillerschen „<hi rendition="#g">Votivtafeln</hi>“, <lb n="pba_129.008"/> aus denen die obigen Beispiele angeführt wurden; nur in <lb n="pba_129.009"/> sehr wenigen ist Gedanke wie Ausdruck rein abstrakt geblieben, fast <lb n="pba_129.010"/> ausschließlich nur da, wo der Dichter sich der ihm fast formelhaft zur <lb n="pba_129.011"/> Gewohnheit gewordenen Wendungen aus dem Gedankenkreise seiner <lb n="pba_129.012"/> philosophisch-ästhetischen Fortbildung Kantischer Begriffe bedient. So <lb n="pba_129.013"/> z. B. im folgenden Epigramm, welches allerdings sich nur an die mit <lb n="pba_129.014"/> jenem Vorstellungskreise Vertrauten wendet:</p> <lb n="pba_129.015"/> <p> <hi rendition="#c">Die moralische Kraft.</hi> <lb n="pba_129.016"/> <lg> <l>Kannst du nicht schön empfinden, dir bleibt doch, vernünftig zu wollen</l> <lb n="pba_129.017"/> <l> Und als ein Geist zu thun, was du als Mensch nicht vermagst.</l> </lg> </p> <lb n="pba_129.018"/> <p>Ebenso in diesem:</p> <lb n="pba_129.019"/> <p> <hi rendition="#c">Aufgabe.</hi> <lb n="pba_129.020"/> <lg> <l>Allen gehört, was du denkst: dein eigen ist nur, was du fühlest;</l> <lb n="pba_129.021"/> <l> Soll er dein Eigentum sein, fühle den Gott, den du denkst.</l> </lg> </p> <p><lb n="pba_129.022"/> Aber für diese zwei finden sich sogleich beliebig viele, in denen <lb n="pba_129.023"/> verwandte Gedanken durch den gegenständlich anschaulicheren Ausdruck <lb n="pba_129.024"/> sich darstellen:</p> <lb n="pba_129.025"/> <lg> <l>Wirke Gutes, du <hi rendition="#g">nährst</hi> der Menschheit göttliche Pflanze;</l> <lb n="pba_129.026"/> <l> Bilde Schönes, du streust <hi rendition="#g">Keime</hi> der göttlichen aus. </l> </lg> <lg> <lb n="pba_129.027"/> <l>Adel ist auch in der sittlichen Welt. 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Schadet ein Jrrtum wohl? Nicht immer, aber das Jrren, pba_129.002
Jmmer schadet's; wie sehr, sieht man am Ende des Wegs.
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Allenthalben tritt in die Reflexion, sei es auch nur durch den Ausdruck, pba_129.004
die konkrete Welt und verleiht dem anzustellenden Vergleich die pba_129.005
Anschaulichkeit, bald in dem einen, bald im andern Hauptteile des Epigramms pba_129.006
das Bild eines Gegenstandes, eines Verhältnisses, einer Handlung pba_129.007
andeutend. So fast durchweg z. B. in den Schillerschen „Votivtafeln“, pba_129.008
aus denen die obigen Beispiele angeführt wurden; nur in pba_129.009
sehr wenigen ist Gedanke wie Ausdruck rein abstrakt geblieben, fast pba_129.010
ausschließlich nur da, wo der Dichter sich der ihm fast formelhaft zur pba_129.011
Gewohnheit gewordenen Wendungen aus dem Gedankenkreise seiner pba_129.012
philosophisch-ästhetischen Fortbildung Kantischer Begriffe bedient. So pba_129.013
z. B. im folgenden Epigramm, welches allerdings sich nur an die mit pba_129.014
jenem Vorstellungskreise Vertrauten wendet:
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Die moralische Kraft. pba_129.016
Kannst du nicht schön empfinden, dir bleibt doch, vernünftig zu wollen pba_129.017
Und als ein Geist zu thun, was du als Mensch nicht vermagst.
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Ebenso in diesem:
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Aufgabe. pba_129.020
Allen gehört, was du denkst: dein eigen ist nur, was du fühlest; pba_129.021
Soll er dein Eigentum sein, fühle den Gott, den du denkst.
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Aber für diese zwei finden sich sogleich beliebig viele, in denen pba_129.023
verwandte Gedanken durch den gegenständlich anschaulicheren Ausdruck pba_129.024
sich darstellen:
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Wirke Gutes, du nährst der Menschheit göttliche Pflanze; pba_129.026
Bilde Schönes, du streust Keime der göttlichen aus.
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Adel ist auch in der sittlichen Welt. Gemeine Naturen pba_129.028
Zahlen mit dem, was sie thun, edle mit dem, was sie sind.
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Freude, führe du mich immer am rosigen Band!
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beträchtliche Zahl von Epigrammen, die gar nicht anders als allegorisch
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