Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_128.001 Jnneres und Aeußeres. pba_128.017 "Gott nur siehet das Herz." -- Drum eben, weil Gott nur das Herz sieht, pba_128.018 pba_128.019Sorge, daß wir doch auch etwas Erträgliches sehn. Die Uebereinstimmung. pba_128.020 Wahrheit suchen wir beide: du außen im Leben, ich innen pba_128.021 pba_128.024Jn dem Herzen, und so findet sie jeder gewiß. pba_128.022 Jst das Auge gesund, so begegnet es außen dem Schöpfer, pba_128.023 Jst es das Herz, dann gewiß spiegelt es innen die Welt. Mitteilung. pba_128.025 Aus der schlechtesten Hand kann Wahrheit mächtig noch wirken; pba_128.026 pba_128.027Bei dem Schönen allein macht das Gefäß den Gehalt. Das Belebende. pba_128.028 Nur an des Lebens Gipfel, der Blume, zündet sich Neues pba_128.029 pba_128.030Jn der organischen Welt, in der empfindenden an. oder das Schiller-Goethesche: pba_128.031Wie verfährt die Natur, um Hohes und Niedres im Menschen pba_128.032 pba_128.033Zu verbinden? Sie stellt Eitelkeit zwischen hinein. und das folgende Goethesche, welches ganz auf den bedeutungsvollen pba_128.034 pba_128.001 Jnneres und Aeußeres. pba_128.017 „Gott nur siehet das Herz.“ — Drum eben, weil Gott nur das Herz sieht, pba_128.018 pba_128.019Sorge, daß wir doch auch etwas Erträgliches sehn. Die Uebereinstimmung. pba_128.020 Wahrheit suchen wir beide: du außen im Leben, ich innen pba_128.021 pba_128.024Jn dem Herzen, und so findet sie jeder gewiß. pba_128.022 Jst das Auge gesund, so begegnet es außen dem Schöpfer, pba_128.023 Jst es das Herz, dann gewiß spiegelt es innen die Welt. Mitteilung. pba_128.025 Aus der schlechtesten Hand kann Wahrheit mächtig noch wirken; pba_128.026 pba_128.027Bei dem Schönen allein macht das Gefäß den Gehalt. Das Belebende. pba_128.028 Nur an des Lebens Gipfel, der Blume, zündet sich Neues pba_128.029 pba_128.030Jn der organischen Welt, in der empfindenden an. oder das Schiller-Goethesche: pba_128.031Wie verfährt die Natur, um Hohes und Niedres im Menschen pba_128.032 pba_128.033Zu verbinden? Sie stellt Eitelkeit zwischen hinein. und das folgende Goethesche, welches ganz auf den bedeutungsvollen pba_128.034 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0146" n="128"/><lb n="pba_128.001"/> und unerwartet das <hi rendition="#g">völlig Verschiedene.</hi> Statt der allgemeinen <lb n="pba_128.002"/> Begriffe des Aehnlichen und Unähnlichen können ebenso die engeren des <lb n="pba_128.003"/> Zusammenstimmenden und Widersprechenden, des Passenden und Unpassenden <lb n="pba_128.004"/> oder gleichartige, verwandte Gegensätze eintreten. Was für <lb n="pba_128.005"/> ein weites Feld demzufolge in dieser Dichtungsart, gerade wie in der <lb n="pba_128.006"/> gnomischen und satirischen, die Anwendung jeder Art von <hi rendition="#g">Bildern, <lb n="pba_128.007"/> Symbolen</hi> und <hi rendition="#g">allegorischen Einkleidungen</hi> haben muß, liegt auf <lb n="pba_128.008"/> der Hand. Daß dies Verhältnis nicht immer gleich deutlich hervortritt, <lb n="pba_128.009"/> liegt nur daran, daß die Sprache des täglichen Lebens selbst mit unzähligen <lb n="pba_128.010"/> derartigen Elementen angefüllt ist, welche fast ohne alles Bewußtsein <lb n="pba_128.011"/> von ihrer ursprünglich bildlich-allegorischen Natur fortwährend <lb n="pba_128.012"/> gleich abstrakten Wendungen gebraucht werden. Durch geistreich-nachdrückliche <lb n="pba_128.013"/> Anwendung restituiert ihnen der Dichter ihr ursprüngliches <lb n="pba_128.014"/> Recht. Als Beleg mögen einige Beispiele dienen, die den Beweis überflüssig <lb n="pba_128.015"/> machen. So die Schillerschen:</p> <lb n="pba_128.016"/> <p> <hi rendition="#c">Jnneres und Aeußeres.</hi> <lb n="pba_128.017"/> <lg> <l>„Gott nur siehet das Herz.“ — Drum eben, weil Gott nur das Herz sieht,</l> <lb n="pba_128.018"/> <l>Sorge, daß <hi rendition="#g">wir</hi> doch auch etwas Erträgliches sehn.</l> </lg> <lb n="pba_128.019"/> <l> <hi rendition="#c">Die Uebereinstimmung.</hi> </l> <lb n="pba_128.020"/> <lg> <l>Wahrheit suchen wir beide: du außen im Leben, ich innen</l> <lb n="pba_128.021"/> <l> Jn dem Herzen, und so findet sie jeder gewiß.</l> <lb n="pba_128.022"/> <l>Jst das Auge gesund, so begegnet es außen dem Schöpfer,</l> <lb n="pba_128.023"/> <l> Jst es das Herz, dann gewiß spiegelt es innen die Welt.</l> </lg> </p> <lb n="pba_128.024"/> <p> <hi rendition="#c">Mitteilung.</hi> <lb n="pba_128.025"/> <lg> <l>Aus der schlechtesten Hand kann Wahrheit mächtig noch wirken;</l> <lb n="pba_128.026"/> <l> Bei dem Schönen allein macht das Gefäß den Gehalt.</l> </lg> </p> <lb n="pba_128.027"/> <p> <hi rendition="#c">Das Belebende.</hi> <lb n="pba_128.028"/> <lg> <l>Nur an des Lebens Gipfel, der Blume, zündet sich Neues</l> <lb n="pba_128.029"/> <l> Jn der organischen Welt, in der empfindenden an.</l> </lg> </p> <lb n="pba_128.030"/> <p>oder das Schiller-Goethesche:</p> <lb n="pba_128.031"/> <lg> <l>Wie verfährt die Natur, um Hohes und Niedres im Menschen</l> <lb n="pba_128.032"/> <l> Zu verbinden? 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und unerwartet das völlig Verschiedene. Statt der allgemeinen pba_128.002
Begriffe des Aehnlichen und Unähnlichen können ebenso die engeren des pba_128.003
Zusammenstimmenden und Widersprechenden, des Passenden und Unpassenden pba_128.004
oder gleichartige, verwandte Gegensätze eintreten. Was für pba_128.005
ein weites Feld demzufolge in dieser Dichtungsart, gerade wie in der pba_128.006
gnomischen und satirischen, die Anwendung jeder Art von Bildern, pba_128.007
Symbolen und allegorischen Einkleidungen haben muß, liegt auf pba_128.008
der Hand. Daß dies Verhältnis nicht immer gleich deutlich hervortritt, pba_128.009
liegt nur daran, daß die Sprache des täglichen Lebens selbst mit unzähligen pba_128.010
derartigen Elementen angefüllt ist, welche fast ohne alles Bewußtsein pba_128.011
von ihrer ursprünglich bildlich-allegorischen Natur fortwährend pba_128.012
gleich abstrakten Wendungen gebraucht werden. Durch geistreich-nachdrückliche pba_128.013
Anwendung restituiert ihnen der Dichter ihr ursprüngliches pba_128.014
Recht. Als Beleg mögen einige Beispiele dienen, die den Beweis überflüssig pba_128.015
machen. So die Schillerschen:
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Jnneres und Aeußeres. pba_128.017
„Gott nur siehet das Herz.“ — Drum eben, weil Gott nur das Herz sieht, pba_128.018
Sorge, daß wir doch auch etwas Erträgliches sehn.
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Die Uebereinstimmung. pba_128.020
Wahrheit suchen wir beide: du außen im Leben, ich innen pba_128.021
Jn dem Herzen, und so findet sie jeder gewiß. pba_128.022
Jst das Auge gesund, so begegnet es außen dem Schöpfer, pba_128.023
Jst es das Herz, dann gewiß spiegelt es innen die Welt.
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Mitteilung. pba_128.025
Aus der schlechtesten Hand kann Wahrheit mächtig noch wirken; pba_128.026
Bei dem Schönen allein macht das Gefäß den Gehalt.
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Das Belebende. pba_128.028
Nur an des Lebens Gipfel, der Blume, zündet sich Neues pba_128.029
Jn der organischen Welt, in der empfindenden an.
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oder das Schiller-Goethesche:
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Wie verfährt die Natur, um Hohes und Niedres im Menschen pba_128.032
Zu verbinden? Sie stellt Eitelkeit zwischen hinein.
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und das folgende Goethesche, welches ganz auf den bedeutungsvollen pba_128.034
Unterschied zwischen dem im gewöhnlichen Leben ganz identisch gebrauchten, pba_128.035
rein abstrakten Ausdruck und dem entsprechenden Verbalbegriff pba_128.036
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