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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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es für mich nicht. Ich küßte die reizenden Grünen,
nahm sie zärtlich in den Arm, wie eine Puppe, und
tanzte so jubelnd durch's Zimmer. Wenn die andern
kleinen Tänzerinnen in den letzten Tanzstunden bei Richard
mit ihren reizenden neuen Ballkleidern prahlten, dann
sagte ich wohl triumphirend: "Wer hat grüne Atlas¬
schuhe? Ich! Ich!"

Endlich war der köstliche Ballabend da. Die fürst¬
lichen Damen saßen im lichtfunkelnden Tanzsaale des
Residenzschlosses auf einer Estrade. Die kleinen Tänzerinnen
mußten zuerst paarweise bei ihnen vorbeidefiliren und
ihre Verbeugung machen, wie Herr Richard es uns ge¬
lehrt hatte. Ich, in meinem Jungen-Kostüm und in
den geliebten grünen Atlasschuhen, den blonden Tituskopf
mit frischen Epheuranken geschmückt, führte gravitätisch
meine kleine, weißgerockte Tänzerin und machte den
fürstlichen Damen meinen schönsten Diener. Da rief
ein kleines, elfenhaftes Mädchen im rosa Tüllkleidchen
neben der Kaiserin Elisabeth: "Tante, mit dem reizenden
Knaben möchte ich tanzen!" Es war Prinzessin Cäcilie
von Schweden.

Ein Kammerherr führte mich zu der Prinzessin und
flüsterte mir zu, ich müsse meine Tänzerin Hoheit und
Sie anreden. Das kam mir kurios vor, einem so kleinen
Mädchen gegenüber. Blöde stand ich da. Als aber der
erste Tanz gespielt wurde und meine Tänzerin mir die
Hand reichte -- da war alle Blödigkeit und Hoheit ver¬
gessen und fröhlich und flink schwenkte ich Prinzessin

es für mich nicht. Ich küßte die reizenden Grünen,
nahm ſie zärtlich in den Arm, wie eine Puppe, und
tanzte ſo jubelnd durch's Zimmer. Wenn die andern
kleinen Tänzerinnen in den letzten Tanzſtunden bei Richard
mit ihren reizenden neuen Ballkleidern prahlten, dann
ſagte ich wohl triumphirend: »Wer hat grüne Atlas¬
ſchuhe? Ich! Ich!«

Endlich war der köſtliche Ballabend da. Die fürſt¬
lichen Damen ſaßen im lichtfunkelnden Tanzſaale des
Reſidenzſchloſſes auf einer Eſtrade. Die kleinen Tänzerinnen
mußten zuerſt paarweiſe bei ihnen vorbeidefiliren und
ihre Verbeugung machen, wie Herr Richard es uns ge¬
lehrt hatte. Ich, in meinem Jungen-Koſtüm und in
den geliebten grünen Atlasſchuhen, den blonden Tituskopf
mit friſchen Epheuranken geſchmückt, führte gravitätiſch
meine kleine, weißgerockte Tänzerin und machte den
fürſtlichen Damen meinen ſchönſten Diener. Da rief
ein kleines, elfenhaftes Mädchen im roſa Tüllkleidchen
neben der Kaiſerin Eliſabeth: »Tante, mit dem reizenden
Knaben möchte ich tanzen!« Es war Prinzeſſin Cäcilie
von Schweden.

Ein Kammerherr führte mich zu der Prinzeſſin und
flüſterte mir zu, ich müſſe meine Tänzerin Hoheit und
Sie anreden. Das kam mir kurios vor, einem ſo kleinen
Mädchen gegenüber. Blöde ſtand ich da. Als aber der
erſte Tanz geſpielt wurde und meine Tänzerin mir die
Hand reichte — da war alle Blödigkeit und Hoheit ver¬
geſſen und fröhlich und flink ſchwenkte ich Prinzeſſin

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[466/0494] es für mich nicht. Ich küßte die reizenden Grünen, nahm ſie zärtlich in den Arm, wie eine Puppe, und tanzte ſo jubelnd durch's Zimmer. Wenn die andern kleinen Tänzerinnen in den letzten Tanzſtunden bei Richard mit ihren reizenden neuen Ballkleidern prahlten, dann ſagte ich wohl triumphirend: »Wer hat grüne Atlas¬ ſchuhe? Ich! Ich!« Endlich war der köſtliche Ballabend da. Die fürſt¬ lichen Damen ſaßen im lichtfunkelnden Tanzſaale des Reſidenzſchloſſes auf einer Eſtrade. Die kleinen Tänzerinnen mußten zuerſt paarweiſe bei ihnen vorbeidefiliren und ihre Verbeugung machen, wie Herr Richard es uns ge¬ lehrt hatte. Ich, in meinem Jungen-Koſtüm und in den geliebten grünen Atlasſchuhen, den blonden Tituskopf mit friſchen Epheuranken geſchmückt, führte gravitätiſch meine kleine, weißgerockte Tänzerin und machte den fürſtlichen Damen meinen ſchönſten Diener. Da rief ein kleines, elfenhaftes Mädchen im roſa Tüllkleidchen neben der Kaiſerin Eliſabeth: »Tante, mit dem reizenden Knaben möchte ich tanzen!« Es war Prinzeſſin Cäcilie von Schweden. Ein Kammerherr führte mich zu der Prinzeſſin und flüſterte mir zu, ich müſſe meine Tänzerin Hoheit und Sie anreden. Das kam mir kurios vor, einem ſo kleinen Mädchen gegenüber. Blöde ſtand ich da. Als aber der erſte Tanz geſpielt wurde und meine Tänzerin mir die Hand reichte — da war alle Blödigkeit und Hoheit ver¬ geſſen und fröhlich und flink ſchwenkte ich Prinzeſſin

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/494>, abgerufen am 22.11.2024.