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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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angekommen, um auf der Hofbühne spanische National¬
tänze zu tanzen. Sie sollte gewichtige Empfehlungen
an den Hof haben, aus vornehmer spanischer Familie
stammen, wunderschön sein und den Hof in Pillnitz durch
ihren Gesang spanischer Nationallieder zur Guitarre ent¬
zückt haben. Kein Wunder, daß die interessante Tänzerin
das Dresdener Theaterpublikum schon vor ihrem Auf¬
treten lebhaft beschäftigte. Ich hatte die Heldin noch
nicht gesehen, aber der Theaterdiener kam eines Morgens
ganz echauffirt zu mir und machte seinem Herzen Luft:
"Heute ist wieder die Spanierin los und erst gestern hat
sie uns Allen den Kopf heiß gemacht. Nein, was die
für Raupen im Kopf hat! Sie verlangt ganz apart
für sich Draperien, Beleuchtung, Dekorationen. Sie
will sich erst in der Tiefe der Bühne unter rothen Dra¬
perien und von vielen Extra-Lampen von oben herab
beleuchtet als lebendes Bild in phantastischer Stellung
bewundern lassen, ehe sie vorchassirt. Und Niemand konnte
es ihr zu Dank machen, und selbst unser Balletmeister
kann ihr närrisches Französisch nicht recht verstehen. Da
blitzen denn ihre Augen und sie stampft mit dem Fuß
auf, wie ein ungezogener Junge. Ich aber sage, wer
so viel Hokuspokus angiebt, muß kurios tanzen. Ich
sollte auch nur sagen, daß das Fräulein heute nicht um
9 Uhr auf die Probe zu kommen braucht, sondern erst
um 10 Uhr. Denn bis dahin nimmt die Spanierin noch
allein die Bühne mit ihren Faxen in Anspruch. Empfehle
mich gehorsamst ... "

angekommen, um auf der Hofbühne ſpaniſche National¬
tänze zu tanzen. Sie ſollte gewichtige Empfehlungen
an den Hof haben, aus vornehmer ſpaniſcher Familie
ſtammen, wunderſchön ſein und den Hof in Pillnitz durch
ihren Geſang ſpaniſcher Nationallieder zur Guitarre ent¬
zückt haben. Kein Wunder, daß die intereſſante Tänzerin
das Dresdener Theaterpublikum ſchon vor ihrem Auf¬
treten lebhaft beſchäftigte. Ich hatte die Heldin noch
nicht geſehen, aber der Theaterdiener kam eines Morgens
ganz echauffirt zu mir und machte ſeinem Herzen Luft:
»Heute iſt wieder die Spanierin los und erſt geſtern hat
ſie uns Allen den Kopf heiß gemacht. Nein, was die
für Raupen im Kopf hat! Sie verlangt ganz apart
für ſich Draperien, Beleuchtung, Dekorationen. Sie
will ſich erſt in der Tiefe der Bühne unter rothen Dra¬
perien und von vielen Extra-Lampen von oben herab
beleuchtet als lebendes Bild in phantaſtiſcher Stellung
bewundern laſſen, ehe ſie vorchaſſirt. Und Niemand konnte
es ihr zu Dank machen, und ſelbſt unſer Balletmeiſter
kann ihr närriſches Franzöſiſch nicht recht verſtehen. Da
blitzen denn ihre Augen und ſie ſtampft mit dem Fuß
auf, wie ein ungezogener Junge. Ich aber ſage, wer
ſo viel Hokuspokus angiebt, muß kurios tanzen. Ich
ſollte auch nur ſagen, daß das Fräulein heute nicht um
9 Uhr auf die Probe zu kommen braucht, ſondern erſt
um 10 Uhr. Denn bis dahin nimmt die Spanierin noch
allein die Bühne mit ihren Faxen in Anſpruch. Empfehle
mich gehorſamſt … «

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[448/0476] angekommen, um auf der Hofbühne ſpaniſche National¬ tänze zu tanzen. Sie ſollte gewichtige Empfehlungen an den Hof haben, aus vornehmer ſpaniſcher Familie ſtammen, wunderſchön ſein und den Hof in Pillnitz durch ihren Geſang ſpaniſcher Nationallieder zur Guitarre ent¬ zückt haben. Kein Wunder, daß die intereſſante Tänzerin das Dresdener Theaterpublikum ſchon vor ihrem Auf¬ treten lebhaft beſchäftigte. Ich hatte die Heldin noch nicht geſehen, aber der Theaterdiener kam eines Morgens ganz echauffirt zu mir und machte ſeinem Herzen Luft: »Heute iſt wieder die Spanierin los und erſt geſtern hat ſie uns Allen den Kopf heiß gemacht. Nein, was die für Raupen im Kopf hat! Sie verlangt ganz apart für ſich Draperien, Beleuchtung, Dekorationen. Sie will ſich erſt in der Tiefe der Bühne unter rothen Dra¬ perien und von vielen Extra-Lampen von oben herab beleuchtet als lebendes Bild in phantaſtiſcher Stellung bewundern laſſen, ehe ſie vorchaſſirt. Und Niemand konnte es ihr zu Dank machen, und ſelbſt unſer Balletmeiſter kann ihr närriſches Franzöſiſch nicht recht verſtehen. Da blitzen denn ihre Augen und ſie ſtampft mit dem Fuß auf, wie ein ungezogener Junge. Ich aber ſage, wer ſo viel Hokuspokus angiebt, muß kurios tanzen. Ich ſollte auch nur ſagen, daß das Fräulein heute nicht um 9 Uhr auf die Probe zu kommen braucht, ſondern erſt um 10 Uhr. Denn bis dahin nimmt die Spanierin noch allein die Bühne mit ihren Faxen in Anſpruch. Empfehle mich gehorſamſt … «

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/476>, abgerufen am 22.11.2024.