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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Nach der Probe trat der gute alte Theaterfriseur
Weber geschäftig auf mich zu: "Mein Fräulein -- ein
Wort -- von größter Wichtigkeit ..."

Weber war wirklich eine sehr bedeutungsvolle Per¬
sönlichkeit für das Burgtheater und der Liebling Aller.
Er hatte in den vielen Jahren seiner Thätigkeit an den
Burgtheaterköpfen reiche Erfahrungen gesammelt und war
eine lebende Chronik aller Theaterverhältnisse und Er¬
eignisse. Dabei sah er stets wie die gute Stunde aus,
war mit Leib und Seele bei seiner "Kunst", klug, ver¬
schwiegen, dienstfertig -- -- aber er hatte doch auch
seine Sympathien und Antipathien und empfand jede
kleine Kränkung sehr tief, noch tiefer aber jede Freund¬
lichkeit. Mich hatte der gute Alte noch von meinem
ersten Gastspiel her fest in's Herz geschlossen und nahm
an meinen Erfolgen wirklich rührenden Antheil -- konnte
aber auch "furchtbar wild" sein, wenn ich nach seiner
Meinung mal zu wenig applaudirt wurde.

Und wenn ich dann neckend sagte: "Wie kommt's
nur, lieber Weber, daß Sie an der Fremden so herz¬
lichen Antheil nehmen?"

Dann konnte er so gar eigen lächeln und seine großen
braunen Augen schauten mich dabei so treuherzig an und ge¬
heimnißvoll flüsterte er mir zu: "Mi sind Sie keine Fremde!
I kann's Ihna nur nit so sag'n, wie's mi hi um's Herz
ist, aber i hab Ihna lieb wie a Töchterli. Das Fräulein
hab'n a rechtschaffen gut's G'müth, seind nit hoffährtig wie
die Andern -- i ging halt gleich für Ihna durch's Feu'r ..."

Nach der Probe trat der gute alte Theaterfriſeur
Weber geſchäftig auf mich zu: »Mein Fräulein — ein
Wort — von größter Wichtigkeit …«

Weber war wirklich eine ſehr bedeutungsvolle Per¬
ſönlichkeit für das Burgtheater und der Liebling Aller.
Er hatte in den vielen Jahren ſeiner Thätigkeit an den
Burgtheaterköpfen reiche Erfahrungen geſammelt und war
eine lebende Chronik aller Theaterverhältniſſe und Er¬
eigniſſe. Dabei ſah er ſtets wie die gute Stunde aus,
war mit Leib und Seele bei ſeiner »Kunſt«, klug, ver¬
ſchwiegen, dienſtfertig — — aber er hatte doch auch
ſeine Sympathien und Antipathien und empfand jede
kleine Kränkung ſehr tief, noch tiefer aber jede Freund¬
lichkeit. Mich hatte der gute Alte noch von meinem
erſten Gaſtſpiel her feſt in's Herz geſchloſſen und nahm
an meinen Erfolgen wirklich rührenden Antheil — konnte
aber auch »furchtbar wild« ſein, wenn ich nach ſeiner
Meinung mal zu wenig applaudirt wurde.

Und wenn ich dann neckend ſagte: »Wie kommt's
nur, lieber Weber, daß Sie an der Fremden ſo herz¬
lichen Antheil nehmen?«

Dann konnte er ſo gar eigen lächeln und ſeine großen
braunen Augen ſchauten mich dabei ſo treuherzig an und ge¬
heimnißvoll flüſterte er mir zu: »Mi ſind Sie keine Fremde!
I kann's Ihna nur nit ſo ſag'n, wie's mi hi um's Herz
iſt, aber i hab Ihna lieb wie a Töchterli. Das Fräulein
hab'n a rechtſchaffen gut's G'müth, ſeind nit hoffährtig wie
die Andern — i ging halt gleich für Ihna durch's Feu'r …«

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[318/0346] Nach der Probe trat der gute alte Theaterfriſeur Weber geſchäftig auf mich zu: »Mein Fräulein — ein Wort — von größter Wichtigkeit …« Weber war wirklich eine ſehr bedeutungsvolle Per¬ ſönlichkeit für das Burgtheater und der Liebling Aller. Er hatte in den vielen Jahren ſeiner Thätigkeit an den Burgtheaterköpfen reiche Erfahrungen geſammelt und war eine lebende Chronik aller Theaterverhältniſſe und Er¬ eigniſſe. Dabei ſah er ſtets wie die gute Stunde aus, war mit Leib und Seele bei ſeiner »Kunſt«, klug, ver¬ ſchwiegen, dienſtfertig — — aber er hatte doch auch ſeine Sympathien und Antipathien und empfand jede kleine Kränkung ſehr tief, noch tiefer aber jede Freund¬ lichkeit. Mich hatte der gute Alte noch von meinem erſten Gaſtſpiel her feſt in's Herz geſchloſſen und nahm an meinen Erfolgen wirklich rührenden Antheil — konnte aber auch »furchtbar wild« ſein, wenn ich nach ſeiner Meinung mal zu wenig applaudirt wurde. Und wenn ich dann neckend ſagte: »Wie kommt's nur, lieber Weber, daß Sie an der Fremden ſo herz¬ lichen Antheil nehmen?« Dann konnte er ſo gar eigen lächeln und ſeine großen braunen Augen ſchauten mich dabei ſo treuherzig an und ge¬ heimnißvoll flüſterte er mir zu: »Mi ſind Sie keine Fremde! I kann's Ihna nur nit ſo ſag'n, wie's mi hi um's Herz iſt, aber i hab Ihna lieb wie a Töchterli. Das Fräulein hab'n a rechtſchaffen gut's G'müth, ſeind nit hoffährtig wie die Andern — i ging halt gleich für Ihna durch's Feu'r …«

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/346>, abgerufen am 23.11.2024.