Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite

wir haben Glück -- meine theuerste Kollegin und unsere
herzliche Freundin aus Berlin finden wir jetzt gleich bei
unserem Entree in Wien wieder -- welch' frohe Ueber¬
raschung ... Geschwind, Sepperl, Billets zur Knillwurst
... und dann diesen Brief an den Hofschauspieler
Schwarz -- und diesen an den Schriftsteller Dr.
Witthauer ..."

Und Sepperl steckte die Briefe zierlich in das Leder
seines Himmelstürmers und stürzte fort, daß die Zeisig¬
flügel flatterten ... und nach kaum einer Stunde flatterte
er athemlos wieder in die Anden und meldete: Herr von
Schwarz, 'n charmanter alter Herr, folgt mi auf dem
Fuße -- hat mi auf Seel halt sehr gut g'fall'n ... und
auch der Herr von Witthauer wird gleich da sein, --
der hat mi aber halt nit so gut g'fall'n, -- schaut so
finster drein ..."

"Und die Billets, Sepperl?" unterbrach ich den
Redseligen ...

"Ja -- ja -- die Billets ... die Billets ... ach,
Ihro Gnad'n -- die hab' i bei mei Seel partout ver¬
schwitzt ..."

"Aber die Billets waren ja gerade die Hauptsache,
-- wie konnten Sie die nur vergessen?" klagte die
Mutter.

"Ja -- ja -- weil i halt a großer Esel bin, Ihro
Gnad'n", -- und dabei sah Sepperl so ehrlich aus, daß
wir ihm dies auf's Wort gern glaubten, und in das
unauslöschlichste Gelächter ausbrachen, -- und immer

wir haben Glück — meine theuerſte Kollegin und unſere
herzliche Freundin aus Berlin finden wir jetzt gleich bei
unſerem Entrée in Wien wieder — welch' frohe Ueber¬
raſchung … Geſchwind, Sepperl, Billets zur Knillwurſt
… und dann dieſen Brief an den Hofſchauſpieler
Schwarz — und dieſen an den Schriftſteller Dr.
Witthauer …«

Und Sepperl ſteckte die Briefe zierlich in das Leder
ſeines Himmelſtürmers und ſtürzte fort, daß die Zeiſig¬
flügel flatterten … und nach kaum einer Stunde flatterte
er athemlos wieder in die Anden und meldete: Herr von
Schwarz, 'n charmanter alter Herr, folgt mi auf dem
Fuße — hat mi auf Seel halt ſehr gut g'fall'n … und
auch der Herr von Witthauer wird gleich da ſein, —
der hat mi aber halt nit ſo gut g'fall'n, — ſchaut ſo
finſter drein …«

»Und die Billets, Sepperl?« unterbrach ich den
Redſeligen …

»Ja — ja — die Billets … die Billets … ach,
Ihro Gnad'n — die hab' i bei mei Seel partout ver¬
ſchwitzt …«

»Aber die Billets waren ja gerade die Hauptſache,
— wie konnten Sie die nur vergeſſen?« klagte die
Mutter.

»Ja — ja — weil i halt a großer Eſel bin, Ihro
Gnad'n«, — und dabei ſah Sepperl ſo ehrlich aus, daß
wir ihm dies auf's Wort gern glaubten, und in das
unauslöſchlichſte Gelächter ausbrachen, — und immer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0283" n="255"/>
wir haben Glück &#x2014; meine theuer&#x017F;te Kollegin und un&#x017F;ere<lb/>
herzliche Freundin aus Berlin finden wir jetzt gleich bei<lb/>
un&#x017F;erem Entr<hi rendition="#aq">é</hi>e in Wien wieder &#x2014; welch' frohe Ueber¬<lb/>
ra&#x017F;chung &#x2026; Ge&#x017F;chwind, Sepperl, Billets zur Knillwur&#x017F;t<lb/>
&#x2026; und dann die&#x017F;en Brief an den Hof&#x017F;chau&#x017F;pieler<lb/>
Schwarz &#x2014; und die&#x017F;en an den Schrift&#x017F;teller <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/>
Witthauer &#x2026;«</p><lb/>
        <p>Und Sepperl &#x017F;teckte die Briefe zierlich in das Leder<lb/>
&#x017F;eines Himmel&#x017F;türmers und &#x017F;türzte fort, daß die Zei&#x017F;ig¬<lb/>
flügel flatterten &#x2026; und nach kaum einer Stunde flatterte<lb/>
er athemlos wieder in die Anden und meldete: Herr <hi rendition="#g">von</hi><lb/>
Schwarz, 'n charmanter alter Herr, folgt mi auf dem<lb/>
Fuße &#x2014; hat mi auf Seel halt &#x017F;ehr gut g'fall'n &#x2026; und<lb/>
auch der Herr <hi rendition="#g">von</hi> Witthauer wird gleich da &#x017F;ein, &#x2014;<lb/>
der hat mi aber halt nit &#x017F;o gut g'fall'n, &#x2014; &#x017F;chaut &#x017F;o<lb/>
fin&#x017F;ter drein &#x2026;«</p><lb/>
        <p>»Und die Billets, Sepperl?« unterbrach ich den<lb/>
Red&#x017F;eligen &#x2026;</p><lb/>
        <p>»Ja &#x2014; ja &#x2014; die Billets &#x2026; die Billets &#x2026; ach,<lb/>
Ihro Gnad'n &#x2014; die hab' i bei mei Seel <hi rendition="#aq">partout</hi> ver¬<lb/>
&#x017F;chwitzt &#x2026;«</p><lb/>
        <p>»Aber die Billets waren ja gerade die Haupt&#x017F;ache,<lb/>
&#x2014; wie konnten Sie die nur verge&#x017F;&#x017F;en?« klagte die<lb/>
Mutter.</p><lb/>
        <p>»Ja &#x2014; ja &#x2014; weil i halt a großer E&#x017F;el bin, Ihro<lb/>
Gnad'n«, &#x2014; und dabei &#x017F;ah Sepperl &#x017F;o ehrlich aus, daß<lb/>
wir ihm dies auf's Wort gern glaubten, und in das<lb/>
unauslö&#x017F;chlich&#x017F;te Gelächter ausbrachen, &#x2014; und immer<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0283] wir haben Glück — meine theuerſte Kollegin und unſere herzliche Freundin aus Berlin finden wir jetzt gleich bei unſerem Entrée in Wien wieder — welch' frohe Ueber¬ raſchung … Geſchwind, Sepperl, Billets zur Knillwurſt … und dann dieſen Brief an den Hofſchauſpieler Schwarz — und dieſen an den Schriftſteller Dr. Witthauer …« Und Sepperl ſteckte die Briefe zierlich in das Leder ſeines Himmelſtürmers und ſtürzte fort, daß die Zeiſig¬ flügel flatterten … und nach kaum einer Stunde flatterte er athemlos wieder in die Anden und meldete: Herr von Schwarz, 'n charmanter alter Herr, folgt mi auf dem Fuße — hat mi auf Seel halt ſehr gut g'fall'n … und auch der Herr von Witthauer wird gleich da ſein, — der hat mi aber halt nit ſo gut g'fall'n, — ſchaut ſo finſter drein …« »Und die Billets, Sepperl?« unterbrach ich den Redſeligen … »Ja — ja — die Billets … die Billets … ach, Ihro Gnad'n — die hab' i bei mei Seel partout ver¬ ſchwitzt …« »Aber die Billets waren ja gerade die Hauptſache, — wie konnten Sie die nur vergeſſen?« klagte die Mutter. »Ja — ja — weil i halt a großer Eſel bin, Ihro Gnad'n«, — und dabei ſah Sepperl ſo ehrlich aus, daß wir ihm dies auf's Wort gern glaubten, und in das unauslöſchlichſte Gelächter ausbrachen, — und immer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/283
Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/283>, abgerufen am 25.11.2024.