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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Dann wieder hieß es: "Haben Sie schon vernommen,
daß das hohe Paar Alles selbst zur Christbescherung
anordnete, -- geschäftig von einem Tisch zum andern
schwirrte und die Geschenke zurechtlegte?"

Wit Lachen wurde erzählt, Nikolaus habe zu einem
fremden Architekten gesagt, dabei auf Fürst Wolkonski
deutend: "Verlangen Sie nur viel, denn dieser für mich
sparende Geizkragen wird schon abhandeln --!"

Besonders bei den Damen machte es Sensation, wie
der Kaiser so zart, so liebevoll die Kaiserin auf den bal¬
digen Tod ihrer ältesten, vertrautesten Kammerfrau vor¬
bereitet hätte, und wie sie gleich einem Kind an seiner
Brust geweint und ruhiger geworden sei.

Voll Interesse besichtigten wir die Herrlichkeiten der
kaiserlichen Residenz und der Eremitage, ich hörte auch
die kolossale Spieluhr die Ouverture aus "Don Juan"
exekutiren.

Mit eigenen Gedanken betrachtete ich das lebensgroße
Bild der Kaiserin Katharina II. Eine schöne Gestalt,
von weißem Atlas umflossen, mit himmelblauem Ordens¬
band geschmückt, mit imponirend majestätischer Haltung,
den einen Arm wie zum Befehlen ausgestreckt. Das
ganze Leben dieser merkwürdigen Herrscherin und ent¬
zückend schönen Frau tritt beim Anblick des Bildes leb¬
haft vor unsere Seele. Die dunkelblonden, wellenartig
zurückgeschlungenen Haare, wie bei Marie Antoinette,
mit Perlen durchzogen, die blauen, bedeutenden Augen,
die edle Stirn, die fein geformte Nase, der liebliche Mund

Dann wieder hieß es: »Haben Sie ſchon vernommen,
daß das hohe Paar Alles ſelbſt zur Chriſtbeſcherung
anordnete, — geſchäftig von einem Tiſch zum andern
ſchwirrte und die Geſchenke zurechtlegte?«

Wit Lachen wurde erzählt, Nikolaus habe zu einem
fremden Architekten geſagt, dabei auf Fürſt Wolkonski
deutend: »Verlangen Sie nur viel, denn dieſer für mich
ſparende Geizkragen wird ſchon abhandeln —!«

Beſonders bei den Damen machte es Senſation, wie
der Kaiſer ſo zart, ſo liebevoll die Kaiſerin auf den bal¬
digen Tod ihrer älteſten, vertrauteſten Kammerfrau vor¬
bereitet hätte, und wie ſie gleich einem Kind an ſeiner
Bruſt geweint und ruhiger geworden ſei.

Voll Intereſſe beſichtigten wir die Herrlichkeiten der
kaiſerlichen Reſidenz und der Eremitage, ich hörte auch
die koloſſale Spieluhr die Ouverture aus »Don Juan«
exekutiren.

Mit eigenen Gedanken betrachtete ich das lebensgroße
Bild der Kaiſerin Katharina II. Eine ſchöne Geſtalt,
von weißem Atlas umfloſſen, mit himmelblauem Ordens¬
band geſchmückt, mit imponirend majeſtätiſcher Haltung,
den einen Arm wie zum Befehlen ausgeſtreckt. Das
ganze Leben dieſer merkwürdigen Herrſcherin und ent¬
zückend ſchönen Frau tritt beim Anblick des Bildes leb¬
haft vor unſere Seele. Die dunkelblonden, wellenartig
zurückgeſchlungenen Haare, wie bei Marie Antoinette,
mit Perlen durchzogen, die blauen, bedeutenden Augen,
die edle Stirn, die fein geformte Naſe, der liebliche Mund

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[245/0273] Dann wieder hieß es: »Haben Sie ſchon vernommen, daß das hohe Paar Alles ſelbſt zur Chriſtbeſcherung anordnete, — geſchäftig von einem Tiſch zum andern ſchwirrte und die Geſchenke zurechtlegte?« Wit Lachen wurde erzählt, Nikolaus habe zu einem fremden Architekten geſagt, dabei auf Fürſt Wolkonski deutend: »Verlangen Sie nur viel, denn dieſer für mich ſparende Geizkragen wird ſchon abhandeln —!« Beſonders bei den Damen machte es Senſation, wie der Kaiſer ſo zart, ſo liebevoll die Kaiſerin auf den bal¬ digen Tod ihrer älteſten, vertrauteſten Kammerfrau vor¬ bereitet hätte, und wie ſie gleich einem Kind an ſeiner Bruſt geweint und ruhiger geworden ſei. Voll Intereſſe beſichtigten wir die Herrlichkeiten der kaiſerlichen Reſidenz und der Eremitage, ich hörte auch die koloſſale Spieluhr die Ouverture aus »Don Juan« exekutiren. Mit eigenen Gedanken betrachtete ich das lebensgroße Bild der Kaiſerin Katharina II. Eine ſchöne Geſtalt, von weißem Atlas umfloſſen, mit himmelblauem Ordens¬ band geſchmückt, mit imponirend majeſtätiſcher Haltung, den einen Arm wie zum Befehlen ausgeſtreckt. Das ganze Leben dieſer merkwürdigen Herrſcherin und ent¬ zückend ſchönen Frau tritt beim Anblick des Bildes leb¬ haft vor unſere Seele. Die dunkelblonden, wellenartig zurückgeſchlungenen Haare, wie bei Marie Antoinette, mit Perlen durchzogen, die blauen, bedeutenden Augen, die edle Stirn, die fein geformte Naſe, der liebliche Mund

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/273>, abgerufen am 22.11.2024.