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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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gegenüber gefügiger und liebenswürdiger. Ich hatte vor
drei Jahren manchen Strauß mit ihnen zu kämpfen
gehabt -- und sie in meiner Weise überwunden.

"Warum" (ich sollte damals nun einmal aus den
Warums nicht herauskommen) "lachten die Tänzerinnen,"
frug ich den Balletmeister nach dem ersten Akt der Probe
von Preziosa, "während meines Solos? Wenn in Berlin
dasselbe nicht ausgelacht wurde, wird es wohl auch vor
diesen Jüngerinnen Terpsichore's Gnade finden können."

"Es sind Russinnen," entgegnete derselbe. "Diese
unterstützen nicht gern die Deutschen."

"Ah so," bemerkte ich; "deshalb sehen auch die rus¬
sischen Choristen so verdrossen aus und singen Weber's
herrliche Melodien so kauderwälsch und rufen stets anstatt:
Heil Preziosa, Heil der Schönen --: hil Pitschoso, hil
di schnula
! ..."

Der Kapellmeister schob die Schuld dem Chordirektor
zu: dieser verwies den Automaten ihr Kauderwälsch, und
während der Vorstellung vernahm man kein Russisch-
Chinesisch und kein Lachen der Tänzerinnen.

Dann schien es dem Maschinisten bei der Feuerßene
im Käthchen von Heilbronn ganz gleichgültig zu sein,
ob eine Deutsche den Hals bräche oder nicht. Er ließ
die Säule, an welche sich Käthchen anklammern muß,
auf der Probe so blitzschnell und ruckweise fallen, daß
sie umschlug. Zum Glück hatte ich mir den Vorgang
zeigen lassen, und als ich meine Bedenken darüber äußerte,
antwortete der Maschinist kaltblütig: "Nitschewo!"

gegenüber gefügiger und liebenswürdiger. Ich hatte vor
drei Jahren manchen Strauß mit ihnen zu kämpfen
gehabt — und ſie in meiner Weiſe überwunden.

»Warum« (ich ſollte damals nun einmal aus den
Warums nicht herauskommen) »lachten die Tänzerinnen,«
frug ich den Balletmeiſter nach dem erſten Akt der Probe
von Prezioſa, »während meines Solos? Wenn in Berlin
daſſelbe nicht ausgelacht wurde, wird es wohl auch vor
dieſen Jüngerinnen Terpſichore's Gnade finden können.«

»Es ſind Ruſſinnen,« entgegnete derſelbe. »Dieſe
unterſtützen nicht gern die Deutſchen.«

»Ah ſo,« bemerkte ich; »deshalb ſehen auch die ruſ¬
ſiſchen Choriſten ſo verdroſſen aus und ſingen Weber's
herrliche Melodien ſo kauderwälſch und rufen ſtets anſtatt:
Heil Prezioſa, Heil der Schönen —: hil Pitschoso, hil
di schnula
! …«

Der Kapellmeiſter ſchob die Schuld dem Chordirektor
zu: dieſer verwies den Automaten ihr Kauderwälſch, und
während der Vorſtellung vernahm man kein Ruſſiſch-
Chineſiſch und kein Lachen der Tänzerinnen.

Dann ſchien es dem Maſchiniſten bei der Feuerſzene
im Käthchen von Heilbronn ganz gleichgültig zu ſein,
ob eine Deutſche den Hals bräche oder nicht. Er ließ
die Säule, an welche ſich Käthchen anklammern muß,
auf der Probe ſo blitzſchnell und ruckweiſe fallen, daß
ſie umſchlug. Zum Glück hatte ich mir den Vorgang
zeigen laſſen, und als ich meine Bedenken darüber äußerte,
antwortete der Maſchiniſt kaltblütig: »Nitschewo!«

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[202/0230] gegenüber gefügiger und liebenswürdiger. Ich hatte vor drei Jahren manchen Strauß mit ihnen zu kämpfen gehabt — und ſie in meiner Weiſe überwunden. »Warum« (ich ſollte damals nun einmal aus den Warums nicht herauskommen) »lachten die Tänzerinnen,« frug ich den Balletmeiſter nach dem erſten Akt der Probe von Prezioſa, »während meines Solos? Wenn in Berlin daſſelbe nicht ausgelacht wurde, wird es wohl auch vor dieſen Jüngerinnen Terpſichore's Gnade finden können.« »Es ſind Ruſſinnen,« entgegnete derſelbe. »Dieſe unterſtützen nicht gern die Deutſchen.« »Ah ſo,« bemerkte ich; »deshalb ſehen auch die ruſ¬ ſiſchen Choriſten ſo verdroſſen aus und ſingen Weber's herrliche Melodien ſo kauderwälſch und rufen ſtets anſtatt: Heil Prezioſa, Heil der Schönen —: hil Pitschoso, hil di schnula! …« Der Kapellmeiſter ſchob die Schuld dem Chordirektor zu: dieſer verwies den Automaten ihr Kauderwälſch, und während der Vorſtellung vernahm man kein Ruſſiſch- Chineſiſch und kein Lachen der Tänzerinnen. Dann ſchien es dem Maſchiniſten bei der Feuerſzene im Käthchen von Heilbronn ganz gleichgültig zu ſein, ob eine Deutſche den Hals bräche oder nicht. Er ließ die Säule, an welche ſich Käthchen anklammern muß, auf der Probe ſo blitzſchnell und ruckweiſe fallen, daß ſie umſchlug. Zum Glück hatte ich mir den Vorgang zeigen laſſen, und als ich meine Bedenken darüber äußerte, antwortete der Maſchiniſt kaltblütig: »Nitschewo!«

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/230>, abgerufen am 22.11.2024.