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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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vielem Zureden nahm ich den Vorschlag Rellstab's an:
zusammen als Papageno und Papagena zu erscheinen.
Wir wählten keinen Federnanzug, wie es auf der Bühne
üblich, sondern grün, gelb, roth schillernden Plüsch, mit
kleinen rothen Federn garnirt. Ich trug einen Federn¬
schmuck auf dem Kopf -- gleich der Amazili in Ferdinand
Cortez, Korallen um Hals und Arme und grüne
Atlasschuhe.

Rellstab sah gut, beinahe hübsch aus, denn die
Halbmaske bedeckte die eingedrückte Nase, und nur der
feinlächelnde Mund war sichtbar. Er hatte mich mit
einem Blumenkörbchen versehen, in welchem sich gedruckte
Sprüche, Verse, Aphorismen in Bonbonform befanden
-- natürlich auch viele Dornen darunter.

Wir erregten Aufsehen und wurden bald von neu¬
gierigen Masken umringt ... Ich theilte die Bonbons
aus, Rellstab gab prächtige Repliken, und -- Papagena
bemühte sich, ihrem Papageno keine Schande zu machen.
Rellstab versicherte: wir hätten glänzend reüssirt -- und
ich erhielt nach dem Ball eine Menge Gedichte.

Die Berliner Subskriptionsbälle im Opernhause
habe ich auch zu "sehen" bekommen, denn getanzt wird
dort fast gar nicht. Man konversirt, beobachtet und

ihre Verehrer, besonders gegen den alten Commandanten v. Brauchitsch
und den englischen Gesandten Clanwilliam. Auf Befehl des Königs
wurde das Buch sogleich verboten. -- Auch Spontini hatte viel von
Rellstab's kritischer und satyrischer Feder zu leiden.
D. Herausgb.

vielem Zureden nahm ich den Vorſchlag Rellſtab's an:
zuſammen als Papageno und Papagena zu erſcheinen.
Wir wählten keinen Federnanzug, wie es auf der Bühne
üblich, ſondern grün, gelb, roth ſchillernden Plüſch, mit
kleinen rothen Federn garnirt. Ich trug einen Federn¬
ſchmuck auf dem Kopf — gleich der Amazili in Ferdinand
Cortez, Korallen um Hals und Arme und grüne
Atlasſchuhe.

Rellſtab ſah gut, beinahe hübſch aus, denn die
Halbmaske bedeckte die eingedrückte Naſe, und nur der
feinlächelnde Mund war ſichtbar. Er hatte mich mit
einem Blumenkörbchen verſehen, in welchem ſich gedruckte
Sprüche, Verſe, Aphorismen in Bonbonform befanden
— natürlich auch viele Dornen darunter.

Wir erregten Aufſehen und wurden bald von neu¬
gierigen Masken umringt … Ich theilte die Bonbons
aus, Rellſtab gab prächtige Repliken, und — Papagena
bemühte ſich, ihrem Papageno keine Schande zu machen.
Rellſtab verſicherte: wir hätten glänzend reüſſirt — und
ich erhielt nach dem Ball eine Menge Gedichte.

Die Berliner Subſkriptionsbälle im Opernhauſe
habe ich auch zu »ſehen« bekommen, denn getanzt wird
dort faſt gar nicht. Man konverſirt, beobachtet und

ihre Verehrer, beſonders gegen den alten Commandanten v. Brauchitſch
und den engliſchen Geſandten Clanwilliam. Auf Befehl des Königs
wurde das Buch ſogleich verboten. — Auch Spontini hatte viel von
Rellſtab's kritiſcher und ſatyriſcher Feder zu leiden.
D. Herausgb.
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[103/0131] vielem Zureden nahm ich den Vorſchlag Rellſtab's an: zuſammen als Papageno und Papagena zu erſcheinen. Wir wählten keinen Federnanzug, wie es auf der Bühne üblich, ſondern grün, gelb, roth ſchillernden Plüſch, mit kleinen rothen Federn garnirt. Ich trug einen Federn¬ ſchmuck auf dem Kopf — gleich der Amazili in Ferdinand Cortez, Korallen um Hals und Arme und grüne Atlasſchuhe. Rellſtab ſah gut, beinahe hübſch aus, denn die Halbmaske bedeckte die eingedrückte Naſe, und nur der feinlächelnde Mund war ſichtbar. Er hatte mich mit einem Blumenkörbchen verſehen, in welchem ſich gedruckte Sprüche, Verſe, Aphorismen in Bonbonform befanden — natürlich auch viele Dornen darunter. Wir erregten Aufſehen und wurden bald von neu¬ gierigen Masken umringt … Ich theilte die Bonbons aus, Rellſtab gab prächtige Repliken, und — Papagena bemühte ſich, ihrem Papageno keine Schande zu machen. Rellſtab verſicherte: wir hätten glänzend reüſſirt — und ich erhielt nach dem Ball eine Menge Gedichte. Die Berliner Subſkriptionsbälle im Opernhauſe habe ich auch zu »ſehen« bekommen, denn getanzt wird dort faſt gar nicht. Man konverſirt, beobachtet und **) **) ihre Verehrer, beſonders gegen den alten Commandanten v. Brauchitſch und den engliſchen Geſandten Clanwilliam. Auf Befehl des Königs wurde das Buch ſogleich verboten. — Auch Spontini hatte viel von Rellſtab's kritiſcher und ſatyriſcher Feder zu leiden. D. Herausgb.

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/131>, abgerufen am 22.11.2024.