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Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

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Wohlan also. Die Schule der Men-
schenfreundschaft
muß das Rechtglauben keiner
Kirche bestreiten. Das weis ich. Das ist die
Regel der Statuten, die ich Andern schreib und
mir. Aber den Geist der Verfolgung sollt ich
scheun, und gegen ihn nicht das Kreuz predigen,
das Kreuz Jesu, das kein Schwerdt ist? So sollt
ich thun, um Menschenfreundschaft zu stiften?
Weit gefehlt! Stieg denn ein menschenfeindlicherer
Geist jemals aus der untersten Hölle?

Das ist nicht Alles. Kann ich mich ver-
bergen? Dafür ist gesorgt, daß ichs nicht kann.
Wenn also unter den Erforschern und Thä-
tern des Guten
sich nicht dieser Glaube verbrei-
tet, daß das Recht, das Recht der Gewissen
(denn Duldung sagt zu wenig), in den Geboten
von der Menschenliebe, in den Geboten des Chri-
stenthumes stehe; wenn Teutschlands weise Män-
ner in dem Glauben dieses Dissidentenrechts nicht
fortschreiten, und in dem Wunsche, daß es einst
(so hat uns die Thorheit der Vorwelt verwirrt)
in Friede mittheilbar seyn möchte: so sucht es kein
Philanthropinum, keine Schule der Menschen-
freundschaft nicht bey Andern, und nicht bey mir.

Dann

Wohlan alſo. Die Schule der Men-
ſchenfreundſchaft
muß das Rechtglauben keiner
Kirche beſtreiten. Das weis ich. Das iſt die
Regel der Statuten, die ich Andern ſchreib und
mir. Aber den Geiſt der Verfolgung ſollt ich
ſcheun, und gegen ihn nicht das Kreuz predigen,
das Kreuz Jeſu, das kein Schwerdt iſt? So ſollt
ich thun, um Menſchenfreundſchaft zu ſtiften?
Weit gefehlt! Stieg denn ein menſchenfeindlicherer
Geiſt jemals aus der unterſten Hoͤlle?

Das iſt nicht Alles. Kann ich mich ver-
bergen? Dafuͤr iſt geſorgt, daß ichs nicht kann.
Wenn alſo unter den Erforſchern und Thaͤ-
tern des Guten
ſich nicht dieſer Glaube verbrei-
tet, daß das Recht, das Recht der Gewiſſen
(denn Duldung ſagt zu wenig), in den Geboten
von der Menſchenliebe, in den Geboten des Chri-
ſtenthumes ſtehe; wenn Teutſchlands weiſe Maͤn-
ner in dem Glauben dieſes Diſſidentenrechts nicht
fortſchreiten, und in dem Wunſche, daß es einſt
(ſo hat uns die Thorheit der Vorwelt verwirrt)
in Friede mittheilbar ſeyn moͤchte: ſo ſucht es kein
Philanthropinum, keine Schule der Menſchen-
freundſchaft nicht bey Andern, und nicht bey mir.

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[XXIV/0028] Wohlan alſo. Die Schule der Men- ſchenfreundſchaft muß das Rechtglauben keiner Kirche beſtreiten. Das weis ich. Das iſt die Regel der Statuten, die ich Andern ſchreib und mir. Aber den Geiſt der Verfolgung ſollt ich ſcheun, und gegen ihn nicht das Kreuz predigen, das Kreuz Jeſu, das kein Schwerdt iſt? So ſollt ich thun, um Menſchenfreundſchaft zu ſtiften? Weit gefehlt! Stieg denn ein menſchenfeindlicherer Geiſt jemals aus der unterſten Hoͤlle? Das iſt nicht Alles. Kann ich mich ver- bergen? Dafuͤr iſt geſorgt, daß ichs nicht kann. Wenn alſo unter den Erforſchern und Thaͤ- tern des Guten ſich nicht dieſer Glaube verbrei- tet, daß das Recht, das Recht der Gewiſſen (denn Duldung ſagt zu wenig), in den Geboten von der Menſchenliebe, in den Geboten des Chri- ſtenthumes ſtehe; wenn Teutſchlands weiſe Maͤn- ner in dem Glauben dieſes Diſſidentenrechts nicht fortſchreiten, und in dem Wunſche, daß es einſt (ſo hat uns die Thorheit der Vorwelt verwirrt) in Friede mittheilbar ſeyn moͤchte: ſo ſucht es kein Philanthropinum, keine Schule der Menſchen- freundſchaft nicht bey Andern, und nicht bey mir. Dann

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. XXIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/28>, abgerufen am 24.11.2024.