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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
verwaltet/ grosse vnd freye Gewalt einräumet: al
ob es vnfchlbar allezeit auff trewe Leute komme
müßte: da es vielmehr deren Verwegenheit/ so ent
weder durch Einbietung oder Irrthumb darzu ge
langen mit seinen Kräfften stärcken wirdt. Derowe
gen nam er jhm für/ den Gesandten erstlich mitzu
geben/ so offt sie dem Secretar schrieben/ auch an jh
den König selbst etwas außzufertigen; nicht weit
läufftig/ noch von grosser Wichtigkeit/ es sey dann
daß etwas solches fürlieffe/ welches sonst keinem an-
dern mußte vertrawet werden. Also köndte es de
Könige nicht verdrüßlich seyn ein kurtzes vnd ge-
meiniglich nicht wichtiges Schreiben zu lesen: de
Secretar aber/ dem der Innhalt desselben verborge
were/ würde das jenige/ was der Gesandte jhm zu-
wissen gethan/ trewlich berichten. So köndte ma
jhn auch durch diese vnverdächtige weise dem Köni-
ge offtmals zu schreiben anklagen ehe er es jnnen
würde/ vnd daß dem Gesandten keine Feindschafft
darauß erwüchse. Welches also anzustellen were/
daß der König die vberschickten Schreiben gleich-
samb ob gemeine Wolfahrt daran gelegen/ alsbaldt
lese/ vnd sie niemanden liesse zu Gesichte kommen.
Dann solcher massen köndten nicht allein die Abge-
sandten sich nichts zuförchten haben: sondern es
würde auch kein Mensch erfahren/ ob sie wichtige
oder nur gemeine Sachen berichtet hetten; damit
der König desto besser Mittel habe etwas zu bergen
vnd auff Anschläge seiner Sachen zugedencken.

Dieses

Joh. Barclayens Argenis/
verwaltet/ groſſe vnd freye Gewalt einraͤumet: al
ob es vnfchlbar allezeit auff trewe Leute komme
muͤßte: da es vielmehr deren Verwegenheit/ ſo ent
weder durch Einbietung oder Irꝛthumb darzu ge
langen mit ſeinen Kraͤfften ſtaͤrcken wirdt. Derowe
gen nam er jhm fuͤr/ den Geſandten erſtlich mitzu
geben/ ſo offt ſie dem Secretar ſchrieben/ auch an jh
den Koͤnig ſelbſt etwas außzufertigen; nicht weit
laͤufftig/ noch von groſſer Wichtigkeit/ es ſey dann
daß etwas ſolches fuͤrlieffe/ welches ſonſt keinem an-
dern mußte vertrawet werden. Alſo koͤndte es de
Koͤnige nicht verdruͤßlich ſeyn ein kurtzes vnd ge-
meiniglich nicht wichtiges Schreiben zu leſen: de
Secretar aber/ dem der Innhalt deſſelben verborge
were/ wuͤrde das jenige/ was der Geſandte jhm zu-
wiſſen gethan/ trewlich berichten. So koͤndte ma
jhn auch durch dieſe vnverdaͤchtige weiſe dem Koͤni-
ge offtmals zu ſchreiben anklagen ehe er es jnnen
wuͤrde/ vnd daß dem Geſandten keine Feindſchafft
darauß erwuͤchſe. Welches alſo anzuſtellen were/
daß der Koͤnig die vberſchickten Schreiben gleich-
ſamb ob gemeine Wolfahrt daran gelegen/ alsbaldt
leſe/ vnd ſie niemanden lieſſe zu Geſichte kommen.
Dann ſolcher maſſen koͤndten nicht allein die Abge-
ſandten ſich nichts zufoͤrchten haben: ſondern es
wuͤrde auch kein Menſch erfahren/ ob ſie wichtige
oder nur gemeine Sachen berichtet hetten; damit
der Koͤnig deſto beſſer Mittel habe etwas zu bergen
vnd auff Anſchlaͤge ſeiner Sachen zugedencken.

Dieſes
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[868/0912] Joh. Barclayens Argenis/ verwaltet/ groſſe vnd freye Gewalt einraͤumet: al ob es vnfchlbar allezeit auff trewe Leute komme muͤßte: da es vielmehr deren Verwegenheit/ ſo ent weder durch Einbietung oder Irꝛthumb darzu ge langen mit ſeinen Kraͤfften ſtaͤrcken wirdt. Derowe gen nam er jhm fuͤr/ den Geſandten erſtlich mitzu geben/ ſo offt ſie dem Secretar ſchrieben/ auch an jh den Koͤnig ſelbſt etwas außzufertigen; nicht weit laͤufftig/ noch von groſſer Wichtigkeit/ es ſey dann daß etwas ſolches fuͤrlieffe/ welches ſonſt keinem an- dern mußte vertrawet werden. Alſo koͤndte es de Koͤnige nicht verdruͤßlich ſeyn ein kurtzes vnd ge- meiniglich nicht wichtiges Schreiben zu leſen: de Secretar aber/ dem der Innhalt deſſelben verborge were/ wuͤrde das jenige/ was der Geſandte jhm zu- wiſſen gethan/ trewlich berichten. So koͤndte ma jhn auch durch dieſe vnverdaͤchtige weiſe dem Koͤni- ge offtmals zu ſchreiben anklagen ehe er es jnnen wuͤrde/ vnd daß dem Geſandten keine Feindſchafft darauß erwuͤchſe. Welches alſo anzuſtellen were/ daß der Koͤnig die vberſchickten Schreiben gleich- ſamb ob gemeine Wolfahrt daran gelegen/ alsbaldt leſe/ vnd ſie niemanden lieſſe zu Geſichte kommen. Dann ſolcher maſſen koͤndten nicht allein die Abge- ſandten ſich nichts zufoͤrchten haben: ſondern es wuͤrde auch kein Menſch erfahren/ ob ſie wichtige oder nur gemeine Sachen berichtet hetten; damit der Koͤnig deſto beſſer Mittel habe etwas zu bergen vnd auff Anſchlaͤge ſeiner Sachen zugedencken. Dieſes

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 868. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/912>, abgerufen am 23.11.2024.