Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Fünffte Buch.
Als das erste Vngewitter deß Schmertzens vnnd
tobens fürüber war/ gedachte er seinen gantzen Zorn
wieder den Radirobanes zuwenden/ gieng zum
Meleander/ vnd redete jhn also an: Wolten die
Götter/ Herr/ daß ich euch für diesem mein Ge-
schlecht geoffenbahret hette/ ehe mich ein frembdes
Vnrecht gezwungen Sicilien beschwerlich zuseyn.
Nun muß ich zugleich meine Ankunfft erzehlen/
vnd zu Beschützung meiner Würden euch vmb
Hülffe bitten. Hyanisbe die Königin in Mauri-
tanien ist meine Mutter. Diese hat mir zugeschrie-
ben/ wie daß sich Mauritanien vnd sie eines Todt
Feindes besorgen müste. Wiewol mich die Gefahr
deß Königreiches bewegen soll/ dennoch gehet mir
meine Mutter mehr zu Hertzen. So häuffet mir
vber diß den Zorn der Stiffter deß Vbels. Der
Rauber Radirobanes nämlich/ welchen das Ver-
hängniß/ als er euch vnd der Argenis nachtrachte-
te/ von hinnen getrieben hat; der aber nun wieder
nach Weiblichem Raube trachtet. Ich wolte auch
seinentwegen für Mauritanien keine Sorge tra-
gen/ wann er es nicht so plötzlich vberfiele. Derhal-
ben wil ich mich hienein machen/ vnd zwar mit ewe-
rer Hülffe/ wann ich euch zum Eydam gefalle. Ich
wil den Radirobanes zum Lycogenes schicken. Sar-
dinien sol Mauritanien/ Mauritanien aber sol
Sicilien dienen. Dann warumb wöllen wir für
diesem Kriege Beylager halten/ bey welchem wir
doch wegen jnnstehender Waffen vnd vngewissen

Auß-
H h h v

Das Fuͤnffte Buch.
Als das erſte Vngewitter deß Schmertzens vnnd
tobens fuͤruͤber war/ gedachte er ſeinen gantzen Zorn
wieder den Radirobanes zuwenden/ gieng zum
Meleander/ vnd redete jhn alſo an: Wolten die
Goͤtter/ Herꝛ/ daß ich euch fuͤr dieſem mein Ge-
ſchlecht geoffenbahret hette/ ehe mich ein frembdes
Vnrecht gezwungen Sicilien beſchwerlich zuſeyn.
Nun muß ich zugleich meine Ankunfft erzehlen/
vnd zu Beſchuͤtzung meiner Wuͤrden euch vmb
Huͤlffe bitten. Hyanisbe die Koͤnigin in Mauri-
tanien iſt meine Mutter. Dieſe hat mir zugeſchrie-
ben/ wie daß ſich Mauritanien vnd ſie eines Todt
Feindes beſorgen muͤſte. Wiewol mich die Gefahr
deß Koͤnigreiches bewegen ſoll/ dennoch gehet mir
meine Mutter mehr zu Hertzen. So haͤuffet mir
vber diß den Zorn der Stiffter deß Vbels. Der
Rauber Radirobanes naͤmlich/ welchen das Ver-
haͤngniß/ als er euch vnd der Argenis nachtrachte-
te/ von hinnen getrieben hat; der aber nun wieder
nach Weiblichem Raube trachtet. Ich wolte auch
ſeinentwegen fuͤr Mauritanien keine Sorge tra-
gen/ wann er es nicht ſo ploͤtzlich vberfiele. Derhal-
ben wil ich mich hienein machen/ vnd zwar mit ewe-
rer Huͤlffe/ wann ich euch zum Eydam gefalle. Ich
wil den Radirobanes zum Lycogenes ſchickẽ. Sar-
dinien ſol Mauritanien/ Mauritanien aber ſol
Sicilien dienen. Dann warumb woͤllen wir fuͤr
dieſem Kriege Beylager halten/ bey welchem wir
doch wegen jnnſtehender Waffen vnd vngewiſſen

Auß-
H h h v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0901" n="857"/><fw place="top" type="header">Das Fu&#x0364;nffte Buch.</fw><lb/>
Als das er&#x017F;te Vngewitter deß Schmertzens vnnd<lb/>
tobens fu&#x0364;ru&#x0364;ber war/ gedachte er &#x017F;einen gantzen Zorn<lb/>
wieder den Radirobanes zuwenden/ gieng zum<lb/>
Meleander/ vnd redete jhn al&#x017F;o an: Wolten die<lb/>
Go&#x0364;tter/ Her&#xA75B;/ daß ich euch fu&#x0364;r die&#x017F;em mein Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht geoffenbahret hette/ ehe mich ein frembdes<lb/>
Vnrecht gezwungen Sicilien be&#x017F;chwerlich zu&#x017F;eyn.<lb/>
Nun muß ich zugleich meine Ankunfft erzehlen/<lb/>
vnd zu Be&#x017F;chu&#x0364;tzung meiner Wu&#x0364;rden euch vmb<lb/>
Hu&#x0364;lffe bitten. Hyanisbe die Ko&#x0364;nigin in Mauri-<lb/>
tanien i&#x017F;t meine Mutter. Die&#x017F;e hat mir zuge&#x017F;chrie-<lb/>
ben/ wie daß &#x017F;ich Mauritanien vnd &#x017F;ie eines Todt<lb/>
Feindes be&#x017F;orgen mu&#x0364;&#x017F;te. Wiewol mich die Gefahr<lb/>
deß Ko&#x0364;nigreiches bewegen &#x017F;oll/ dennoch gehet mir<lb/>
meine Mutter mehr zu Hertzen. So ha&#x0364;uffet mir<lb/>
vber diß den Zorn der Stiffter deß Vbels. Der<lb/>
Rauber Radirobanes na&#x0364;mlich/ welchen das Ver-<lb/>
ha&#x0364;ngniß/ als er euch vnd der Argenis nachtrachte-<lb/>
te/ von hinnen getrieben hat; der aber nun wieder<lb/>
nach Weiblichem Raube trachtet. Ich wolte auch<lb/>
&#x017F;einentwegen fu&#x0364;r Mauritanien keine Sorge tra-<lb/>
gen/ wann er es nicht &#x017F;o plo&#x0364;tzlich vberfiele. Derhal-<lb/>
ben wil ich mich hienein machen/ vnd zwar mit ewe-<lb/>
rer Hu&#x0364;lffe/ wann ich euch zum Eydam gefalle. Ich<lb/>
wil den Radirobanes zum Lycogenes &#x017F;chicke&#x0303;. Sar-<lb/>
dinien &#x017F;ol Mauritanien/ Mauritanien aber &#x017F;ol<lb/>
Sicilien dienen. Dann warumb wo&#x0364;llen wir fu&#x0364;r<lb/>
die&#x017F;em Kriege Beylager halten/ bey welchem wir<lb/>
doch wegen jnn&#x017F;tehender Waffen vnd vngewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h h v</fw><fw place="bottom" type="catch">Auß-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[857/0901] Das Fuͤnffte Buch. Als das erſte Vngewitter deß Schmertzens vnnd tobens fuͤruͤber war/ gedachte er ſeinen gantzen Zorn wieder den Radirobanes zuwenden/ gieng zum Meleander/ vnd redete jhn alſo an: Wolten die Goͤtter/ Herꝛ/ daß ich euch fuͤr dieſem mein Ge- ſchlecht geoffenbahret hette/ ehe mich ein frembdes Vnrecht gezwungen Sicilien beſchwerlich zuſeyn. Nun muß ich zugleich meine Ankunfft erzehlen/ vnd zu Beſchuͤtzung meiner Wuͤrden euch vmb Huͤlffe bitten. Hyanisbe die Koͤnigin in Mauri- tanien iſt meine Mutter. Dieſe hat mir zugeſchrie- ben/ wie daß ſich Mauritanien vnd ſie eines Todt Feindes beſorgen muͤſte. Wiewol mich die Gefahr deß Koͤnigreiches bewegen ſoll/ dennoch gehet mir meine Mutter mehr zu Hertzen. So haͤuffet mir vber diß den Zorn der Stiffter deß Vbels. Der Rauber Radirobanes naͤmlich/ welchen das Ver- haͤngniß/ als er euch vnd der Argenis nachtrachte- te/ von hinnen getrieben hat; der aber nun wieder nach Weiblichem Raube trachtet. Ich wolte auch ſeinentwegen fuͤr Mauritanien keine Sorge tra- gen/ wann er es nicht ſo ploͤtzlich vberfiele. Derhal- ben wil ich mich hienein machen/ vnd zwar mit ewe- rer Huͤlffe/ wann ich euch zum Eydam gefalle. Ich wil den Radirobanes zum Lycogenes ſchickẽ. Sar- dinien ſol Mauritanien/ Mauritanien aber ſol Sicilien dienen. Dann warumb woͤllen wir fuͤr dieſem Kriege Beylager halten/ bey welchem wir doch wegen jnnſtehender Waffen vnd vngewiſſen Auß- H h h v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/901
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 857. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/901>, abgerufen am 23.11.2024.