Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
Außganges nicht köndten recht f[r]ölich seyn? Wer-
den wir siegen/ so wirdt der Triumph das Beyla-
ger zieren: hat das Verhängniß was anders im
Sinn/ so begehre ich der Argenis auff etzliche weni-
ge Tage nicht verheyrahtet zuseyn.

Meleander/ als er dieses gehöret/ war er nicht
in geringerer Bestürtzung als Archombrotus;
daß Archombrotus der Hyanisben Sohn were;
daß er Hülffe wieder den Radirobanes suchte; vnd
daß seiner Tochter Heyraht/ die er so gerne fort-
gestellet haben wolte/ gesäumet würde. In so
häuffigen Gedancken stundt er zwischen Frew-
den vnd Trawren. Doch vmbfieng er sonderlich
den Archombrotus/ den er auff den Nahmen
Mauritanien viel destolieber hatte. Das reiche
Landt/ darinnen Meleander vorweilen auch wol
verhalten worden/ machte jhm den vermögenden
jungen Herren/ dem er ohn dieß seiner Tugendt
halben von Hertzen bewogen war/ noch viel ange-
nehmer. Hernach hielte er es für eine sonderliche
Frömmigkeit/ daß er seiner Mutter mit Hindan-
setzung der Heyrhat helffen wolte; vnwissendt/ daß
diese Tugendt dem jungen hitzigen Menschen
nicht auß eigener Bewegniß/ sondern auß Zwang
deß mütterlichen Befehls herrhürete. So wuste
er/ daß Radirobanes sein Todtfeindt were/ vnd
hielte es für sein Glück/ viel lieber mit jhm in
Mauritanien als in Sicilien zustreiten. Vber

diß

Joh. Barclayens Argenis/
Außganges nicht koͤndten recht f[r]oͤlich ſeyn? Wer-
den wir ſiegen/ ſo wirdt der Triumph das Beyla-
ger zieren: hat das Verhaͤngniß was anders im
Sinn/ ſo begehre ich der Argenis auff etzliche weni-
ge Tage nicht verheyrahtet zuſeyn.

Meleander/ als er dieſes gehoͤret/ war er nicht
in geringerer Beſtuͤrtzung als Archombrotus;
daß Archombrotus der Hyanisben Sohn were;
daß er Huͤlffe wieder den Radirobanes ſuchte; vnd
daß ſeiner Tochter Heyraht/ die er ſo gerne fort-
geſtellet haben wolte/ geſaͤumet wuͤrde. In ſo
haͤuffigen Gedancken ſtundt er zwiſchen Frew-
den vnd Trawren. Doch vmbfieng er ſonderlich
den Archombrotus/ den er auff den Nahmen
Mauritanien viel deſtolieber hatte. Das reiche
Landt/ darinnen Meleander vorweilen auch wol
verhalten worden/ machte jhm den vermoͤgenden
jungen Herꝛen/ dem er ohn dieß ſeiner Tugendt
halben von Hertzen bewogen war/ noch viel ange-
nehmer. Hernach hielte er es fuͤr eine ſonderliche
Froͤmmigkeit/ daß er ſeiner Mutter mit Hindan-
ſetzung der Heyrhat helffen wolte; vnwiſſendt/ daß
dieſe Tugendt dem jungen hitzigen Menſchen
nicht auß eigener Bewegniß/ ſondern auß Zwang
deß muͤtterlichen Befehls herꝛhuͤrete. So wuſte
er/ daß Radirobanes ſein Todtfeindt were/ vnd
hielte es fuͤr ſein Gluͤck/ viel lieber mit jhm in
Mauritanien als in Sicilien zuſtreiten. Vber

diß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0902" n="858"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
Außganges nicht ko&#x0364;ndten recht f<supplied>r</supplied>o&#x0364;lich &#x017F;eyn? Wer-<lb/>
den wir &#x017F;iegen/ &#x017F;o wirdt der Triumph das Beyla-<lb/>
ger zieren: hat das Verha&#x0364;ngniß was anders im<lb/>
Sinn/ &#x017F;o begehre ich der Argenis auff etzliche weni-<lb/>
ge Tage nicht verheyrahtet zu&#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Meleander/ als er die&#x017F;es geho&#x0364;ret/ war er nicht<lb/>
in geringerer Be&#x017F;tu&#x0364;rtzung als Archombrotus;<lb/>
daß Archombrotus der Hyanisben Sohn were;<lb/>
daß er Hu&#x0364;lffe wieder den Radirobanes &#x017F;uchte; vnd<lb/>
daß &#x017F;einer Tochter Heyraht/ die er &#x017F;o gerne fort-<lb/>
ge&#x017F;tellet haben wolte/ ge&#x017F;a&#x0364;umet wu&#x0364;rde. In &#x017F;o<lb/>
ha&#x0364;uffigen Gedancken &#x017F;tundt er zwi&#x017F;chen Frew-<lb/>
den vnd Trawren. Doch vmbfieng er &#x017F;onderlich<lb/>
den Archombrotus/ den er auff den Nahmen<lb/>
Mauritanien viel de&#x017F;tolieber hatte. Das reiche<lb/>
Landt/ darinnen Meleander vorweilen auch wol<lb/>
verhalten worden/ machte jhm den vermo&#x0364;genden<lb/>
jungen Her&#xA75B;en/ dem er ohn dieß &#x017F;einer Tugendt<lb/>
halben von Hertzen bewogen war/ noch viel ange-<lb/>
nehmer. Hernach hielte er es fu&#x0364;r eine &#x017F;onderliche<lb/>
Fro&#x0364;mmigkeit/ daß er &#x017F;einer Mutter mit Hindan-<lb/>
&#x017F;etzung der Heyrhat helffen wolte; vnwi&#x017F;&#x017F;endt/ daß<lb/>
die&#x017F;e Tugendt dem jungen hitzigen Men&#x017F;chen<lb/>
nicht auß eigener Bewegniß/ &#x017F;ondern auß Zwang<lb/>
deß mu&#x0364;tterlichen Befehls her&#xA75B;hu&#x0364;rete. So wu&#x017F;te<lb/>
er/ daß Radirobanes &#x017F;ein Todtfeindt were/ vnd<lb/>
hielte es fu&#x0364;r &#x017F;ein Glu&#x0364;ck/ viel lieber mit jhm in<lb/>
Mauritanien als in Sicilien zu&#x017F;treiten. Vber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">diß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[858/0902] Joh. Barclayens Argenis/ Außganges nicht koͤndten recht froͤlich ſeyn? Wer- den wir ſiegen/ ſo wirdt der Triumph das Beyla- ger zieren: hat das Verhaͤngniß was anders im Sinn/ ſo begehre ich der Argenis auff etzliche weni- ge Tage nicht verheyrahtet zuſeyn. Meleander/ als er dieſes gehoͤret/ war er nicht in geringerer Beſtuͤrtzung als Archombrotus; daß Archombrotus der Hyanisben Sohn were; daß er Huͤlffe wieder den Radirobanes ſuchte; vnd daß ſeiner Tochter Heyraht/ die er ſo gerne fort- geſtellet haben wolte/ geſaͤumet wuͤrde. In ſo haͤuffigen Gedancken ſtundt er zwiſchen Frew- den vnd Trawren. Doch vmbfieng er ſonderlich den Archombrotus/ den er auff den Nahmen Mauritanien viel deſtolieber hatte. Das reiche Landt/ darinnen Meleander vorweilen auch wol verhalten worden/ machte jhm den vermoͤgenden jungen Herꝛen/ dem er ohn dieß ſeiner Tugendt halben von Hertzen bewogen war/ noch viel ange- nehmer. Hernach hielte er es fuͤr eine ſonderliche Froͤmmigkeit/ daß er ſeiner Mutter mit Hindan- ſetzung der Heyrhat helffen wolte; vnwiſſendt/ daß dieſe Tugendt dem jungen hitzigen Menſchen nicht auß eigener Bewegniß/ ſondern auß Zwang deß muͤtterlichen Befehls herꝛhuͤrete. So wuſte er/ daß Radirobanes ſein Todtfeindt were/ vnd hielte es fuͤr ſein Gluͤck/ viel lieber mit jhm in Mauritanien als in Sicilien zuſtreiten. Vber diß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/902
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 858. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/902>, abgerufen am 23.11.2024.