Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite
Joh. Barclayens Argenis/

Diese verdrüßliche Erzehlung von den Baw
ren bewegte den Poliarchus: Derhalben mochte e
die Königin ferner nicht reden lassen/ vnd fieng al
so an: Ich wolte/ daß diejenigen/ so ewere Lieb
von den grausamen Schatzungen berichtet haben
euch das grösseste Theil boßhafftiger weise nich
hinterhalten/ sondern nach der Länge erzehlet het
ten wie die Sache an sich beschaffen/ damit jhr di
Gerechtigkeit der Könige vnd Billigkeit der Scha
tzungen sehen köndtet. Dann Könige sindt niemal
gesonnen/ solche Exempel der Grausamkeit/ wi
jhr saget/ zuverüben. Im Fall aber zuweilen Rent
meister vnd Richter dasjenige was jhnen befoh
len wirdt etwas schärffer erzwingen/ oder die s
einen jedern nach seinem Vermögen schätzen/ vn
angeben was ein jeglicher erlegen soll/ einem vn
dem andern vnrecht thun/ muß man sich dessent-
wegen vber die Könige vnd Renten entrüsten? muß
man hierumb die Kräfften deß gemeinen Wesens
so in Zöllen vnd Gefällen bestehen/ gantz vonein-
ander lösen? Dann gesetzt daß jhm also sey/ vnd
daß diejenigen/ so einen jeden nach seinem Ver-
mögen zu Vbetragung der Beschwerden einthei-
len sollen/ fehlen: Item/ daß die Diener mit Pfän-
dung auß der weise harte verfahren; wöllet jhr da-
rumb die Schuldt den Königen/ vnter denen sich
dieses begiebet/ zumessen? Wirdt darumb die Ge-
walt der Könige weniger billich seyn? Ich meine

das
Joh. Barclayens Argenis/

Dieſe verdruͤßliche Erzehlung von den Baw
ren bewegte den Poliarchus: Derhalben mochte e
die Koͤnigin ferner nicht reden laſſen/ vnd fieng al
ſo an: Ich wolte/ daß diejenigen/ ſo ewere Lieb
von den grauſamen Schatzungen berichtet haben
euch das groͤſſeſte Theil boßhafftiger weiſe nich
hinterhalten/ ſondern nach der Laͤnge erzehlet het
ten wie die Sache an ſich beſchaffen/ damit jhr di
Gerechtigkeit der Koͤnige vnd Billigkeit der Scha
tzungen ſehen koͤndtet. Dann Koͤnige ſindt niemal
geſonnen/ ſolche Exempel der Grauſamkeit/ wi
jhr ſaget/ zuveruͤben. Im Fall aber zuweilen Rent
meiſter vnd Richter dasjenige was jhnen befoh
len wirdt etwas ſchaͤrffer erzwingen/ oder die ſ
einen jedern nach ſeinem Vermoͤgen ſchaͤtzen/ vn
angeben was ein jeglicher erlegen ſoll/ einem vn
dem andern vnrecht thun/ muß man ſich deſſent-
wegen vber die Koͤnige vnd Renten entruͤſten? muß
man hierumb die Kraͤfften deß gemeinen Weſens
ſo in Zoͤllen vnd Gefaͤllen beſtehen/ gantz vonein-
ander loͤſen? Dann geſetzt daß jhm alſo ſey/ vnd
daß diejenigen/ ſo einen jeden nach ſeinem Ver-
moͤgen zu Vbetragung der Beſchwerden einthei-
len ſollen/ fehlen: Item/ daß die Diener mit Pfaͤn-
dung auß der weiſe harte verfahren; woͤllet jhr da-
rumb die Schuldt den Koͤnigen/ vnter denen ſich
dieſes begiebet/ zumeſſen? Wirdt darumb die Ge-
walt der Koͤnige weniger billich ſeyn? Ich meine

das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0834" n="790"/>
            <fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
            <p>Die&#x017F;e verdru&#x0364;ßliche Erzehlung von den Baw<lb/>
ren bewegte den Poliarchus: Derhalben mochte e<lb/>
die Ko&#x0364;nigin ferner nicht reden la&#x017F;&#x017F;en/ vnd fieng al<lb/>
&#x017F;o an: Ich wolte/ daß diejenigen/ &#x017F;o ewere Lieb<lb/>
von den grau&#x017F;amen Schatzungen berichtet haben<lb/>
euch das gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Theil boßhafftiger wei&#x017F;e nich<lb/>
hinterhalten/ &#x017F;ondern nach der La&#x0364;nge erzehlet het<lb/>
ten wie die Sache an &#x017F;ich be&#x017F;chaffen/ damit jhr di<lb/>
Gerechtigkeit der Ko&#x0364;nige vnd Billigkeit der Scha<lb/>
tzungen &#x017F;ehen ko&#x0364;ndtet. Dann Ko&#x0364;nige &#x017F;indt niemal<lb/>
ge&#x017F;onnen/ &#x017F;olche Exempel der Grau&#x017F;amkeit/ wi<lb/>
jhr &#x017F;aget/ zuveru&#x0364;ben. Im Fall aber zuweilen Rent<lb/>
mei&#x017F;ter vnd Richter dasjenige was jhnen befoh<lb/>
len wirdt etwas &#x017F;cha&#x0364;rffer erzwingen/ oder die &#x017F;<lb/>
einen jedern nach &#x017F;einem Vermo&#x0364;gen &#x017F;cha&#x0364;tzen/ vn<lb/>
angeben was ein jeglicher erlegen &#x017F;oll/ einem vn<lb/>
dem andern vnrecht thun/ muß man &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;ent-<lb/>
wegen vber die Ko&#x0364;nige vnd Renten entru&#x0364;&#x017F;ten? muß<lb/>
man hierumb die Kra&#x0364;fften deß gemeinen We&#x017F;ens<lb/>
&#x017F;o in Zo&#x0364;llen vnd Gefa&#x0364;llen be&#x017F;tehen/ gantz vonein-<lb/>
ander lo&#x0364;&#x017F;en? Dann ge&#x017F;etzt daß jhm al&#x017F;o &#x017F;ey/ vnd<lb/>
daß diejenigen/ &#x017F;o einen jeden nach &#x017F;einem Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen zu Vbetragung der Be&#x017F;chwerden einthei-<lb/>
len &#x017F;ollen/ fehlen: Item/ daß die Diener mit Pfa&#x0364;n-<lb/>
dung auß der wei&#x017F;e harte verfahren; wo&#x0364;llet jhr da-<lb/>
rumb die Schuldt den Ko&#x0364;nigen/ vnter denen &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;es begiebet/ zume&#x017F;&#x017F;en? Wirdt darumb die Ge-<lb/>
walt der Ko&#x0364;nige weniger billich &#x017F;eyn? Ich meine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[790/0834] Joh. Barclayens Argenis/ Dieſe verdruͤßliche Erzehlung von den Baw ren bewegte den Poliarchus: Derhalben mochte e die Koͤnigin ferner nicht reden laſſen/ vnd fieng al ſo an: Ich wolte/ daß diejenigen/ ſo ewere Lieb von den grauſamen Schatzungen berichtet haben euch das groͤſſeſte Theil boßhafftiger weiſe nich hinterhalten/ ſondern nach der Laͤnge erzehlet het ten wie die Sache an ſich beſchaffen/ damit jhr di Gerechtigkeit der Koͤnige vnd Billigkeit der Scha tzungen ſehen koͤndtet. Dann Koͤnige ſindt niemal geſonnen/ ſolche Exempel der Grauſamkeit/ wi jhr ſaget/ zuveruͤben. Im Fall aber zuweilen Rent meiſter vnd Richter dasjenige was jhnen befoh len wirdt etwas ſchaͤrffer erzwingen/ oder die ſ einen jedern nach ſeinem Vermoͤgen ſchaͤtzen/ vn angeben was ein jeglicher erlegen ſoll/ einem vn dem andern vnrecht thun/ muß man ſich deſſent- wegen vber die Koͤnige vnd Renten entruͤſten? muß man hierumb die Kraͤfften deß gemeinen Weſens ſo in Zoͤllen vnd Gefaͤllen beſtehen/ gantz vonein- ander loͤſen? Dann geſetzt daß jhm alſo ſey/ vnd daß diejenigen/ ſo einen jeden nach ſeinem Ver- moͤgen zu Vbetragung der Beſchwerden einthei- len ſollen/ fehlen: Item/ daß die Diener mit Pfaͤn- dung auß der weiſe harte verfahren; woͤllet jhr da- rumb die Schuldt den Koͤnigen/ vnter denen ſich dieſes begiebet/ zumeſſen? Wirdt darumb die Ge- walt der Koͤnige weniger billich ſeyn? Ich meine das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/834
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/834>, abgerufen am 10.05.2024.