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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Vierdte Buch.
glaubte/ Poliarchus mit seinen Heereskräfften/ als
die Schutzgötter vber Africa weren selbst ankom-
men. Sie schickte eylendts etliche von den Herren/
so den Poliarchus auff das Landt laden solten.
Nachmals fragte sie den Galanor weitleufftig/ vber
was für Völcker Poliarchus herschete/ wieder wel-
che er Krieg führen wolte/ vnnd auß was Vrsachen
er für diesem vnter gemeiner Tracht seine Majestät
verborgen hette. Gelanor dem nicht vnwissent weir
was er schweigen oder offenbahren solte/ erquick te
der Königin Gemüte mit angenehmen Gespräch-
en/ daß sie jhm kümmerlich vergönnete zu seinem
Herren vmb zukehren/ jhn wegen angenehmer em-
pfangung zu berichten.

Es war allbereit der fünffte Tag/ seidt die Köni-
gin/ heimlicher vnnd allgemeiner Sorgen halben/
kaum etwas von Speise zu sich genommen hatte.
Dann als Radirobanes auff erlangeten Spott we-
gen vnverschämpter Vbelthat wieder die Argenis
nach Calaris zurück gelanget war/ vnd die Schan-
de seines bösen Anschlages erwogen hatte/ besorgte er
sich/ seine Vnterthanen möchten ins künfftig so viel
auff jhn mehr nicht halten; weil er wol wuste/ daß der
Pöfel vnnd die Soldaten von Fürsten nach jhrem
Fortgange zu vrtheilen pflegen/ daß man glückseli-
gen Leuten etwas für eine Tugendt zuschriebe was
nur ein blosses Glück ist/ vnnd daß wergebener An-
schlag Verachtung zu Lohn habe. Derowegen da-
mit durch Müssiggang nicht allerley Reden außge-

sprenget

Das Vierdte Buch.
glaubte/ Poliarchus mit ſeinen Heereskraͤfften/ als
die Schutzgoͤtter vber Africa weren ſelbſt ankom-
men. Sie ſchickte eylendts etliche von den Herꝛen/
ſo den Poliarchus auff das Landt laden ſolten.
Nachmals fragte ſie den Galanor weitleufftig/ vber
was fuͤr Voͤlcker Poliarchus herſchete/ wieder wel-
che er Krieg fuͤhren wolte/ vnnd auß was Vrſachen
er fuͤr dieſem vnter gemeiner Tracht ſeine Majeſtaͤt
verborgen hette. Gelanor dem nicht vnwiſſent weir
was er ſchweigen oder offenbahren ſolte/ erquick te
der Koͤnigin Gemuͤte mit angenehmen Geſpraͤch-
en/ daß ſie jhm kuͤmmerlich vergoͤnnete zu ſeinem
Herꝛen vmb zukehren/ jhn wegen angenehmer em-
pfangung zu berichten.

Es war allbereit der fuͤnffte Tag/ ſeidt die Koͤni-
gin/ heimlicher vnnd allgemeiner Sorgen halben/
kaum etwas von Speiſe zu ſich genommen hatte.
Dann als Radirobanes auff erlangeten Spott we-
gen vnverſchaͤmpter Vbelthat wieder die Argenis
nach Calaris zuruͤck gelanget war/ vnd die Schan-
de ſeines boͤſen Anſchlages erwogen hatte/ beſorgte er
ſich/ ſeine Vnterthanen moͤchten ins kuͤnfftig ſo viel
auff jhn mehꝛ nicht halten; weil er wol wuſte/ daß der
Poͤfel vnnd die Soldaten von Fuͤrſten nach jhrem
Fortgange zu vrtheilen pflegen/ daß man gluͤckſeli-
gen Leuten etwas fuͤr eine Tugendt zuſchriebe was
nur ein bloſſes Gluͤck iſt/ vnnd daß wergebener An-
ſchlag Verachtung zu Lohn habe. Derowegen da-
mit durch Muͤſſiggang nicht allerley Reden außge-

ſprenget
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[765/0809] Das Vierdte Buch. glaubte/ Poliarchus mit ſeinen Heereskraͤfften/ als die Schutzgoͤtter vber Africa weren ſelbſt ankom- men. Sie ſchickte eylendts etliche von den Herꝛen/ ſo den Poliarchus auff das Landt laden ſolten. Nachmals fragte ſie den Galanor weitleufftig/ vber was fuͤr Voͤlcker Poliarchus herſchete/ wieder wel- che er Krieg fuͤhren wolte/ vnnd auß was Vrſachen er fuͤr dieſem vnter gemeiner Tracht ſeine Majeſtaͤt verborgen hette. Gelanor dem nicht vnwiſſent weir was er ſchweigen oder offenbahren ſolte/ erquick te der Koͤnigin Gemuͤte mit angenehmen Geſpraͤch- en/ daß ſie jhm kuͤmmerlich vergoͤnnete zu ſeinem Herꝛen vmb zukehren/ jhn wegen angenehmer em- pfangung zu berichten. Es war allbereit der fuͤnffte Tag/ ſeidt die Koͤni- gin/ heimlicher vnnd allgemeiner Sorgen halben/ kaum etwas von Speiſe zu ſich genommen hatte. Dann als Radirobanes auff erlangeten Spott we- gen vnverſchaͤmpter Vbelthat wieder die Argenis nach Calaris zuruͤck gelanget war/ vnd die Schan- de ſeines boͤſen Anſchlages erwogen hatte/ beſorgte er ſich/ ſeine Vnterthanen moͤchten ins kuͤnfftig ſo viel auff jhn mehꝛ nicht halten; weil er wol wuſte/ daß der Poͤfel vnnd die Soldaten von Fuͤrſten nach jhrem Fortgange zu vrtheilen pflegen/ daß man gluͤckſeli- gen Leuten etwas fuͤr eine Tugendt zuſchriebe was nur ein bloſſes Gluͤck iſt/ vnnd daß wergebener An- ſchlag Verachtung zu Lohn habe. Derowegen da- mit durch Muͤſſiggang nicht allerley Reden außge- ſprenget

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 765. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/809>, abgerufen am 22.11.2024.