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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Vierdte Buch.
oder noch einer ärgern Schmach nicht müsse ge-
wertig seyn. Verrhatetnun mehr ewere Würden/
Gemahlin/ Kindt/ vnnd die Wolfarth so vieler ge-
trewer Leute nicht. Traget gleichsfals an meiner
Trewhertzigkeit keinen Zweifel/ als ob ich etwan die
Sachen in newen Zustandt zubringen diesem Kö-
nigliches Geblüte fälschlich zuschreiben wolte. Se-
het an seinem Halse vnd an dem Schenckel gewisse
Kennzeichen/ als Siegel deß Verhängnisses/ mit
welchen er/ als er durch vnterschiedene Gefahr ver-
lohren vnd gefunden wardt/ mich vnd die so dar-
umb wusten nicht betrogen hat. So sindt die Zeiten
vber diß also beschaffen/ daß jhr euch dessen beque-
men Betruges gebrauchen soltet/ wann ich schon
dieses alles ertichtet hette. Stürtzet ewren Feindt/
welchen man leichtlicher nicht bändigen kan als
durch diese newe Gelegenheit. Nach erlangetem
Frieden werdet jhr euch von dessen Geburt mit meh-
rer Rhue erkündigen können. Jetzundt im Fall jhr
das nicht gläubet was war ist/ so ist euch doch daran
gelegen/ daß jhr euch stellet als ob jhr es gläubet.
Hernach kehrete sie sich zum Sohne; O mein Astio-
rist/ sagte sie/ dann also haben wir euch bey der Ge-
burt genennet/ es sey mir nunmehr zugelassen/ euch
rechtmässig zuvmbfangen. Mein Sohn/ die Vr-
sache so vieler meiner Threnen vnnd Wundschel
Reichet mir das Gesichte/ reichet mir den Mundt
euch zu küssen. Jetzundt bedüncket jhr mich erst ge-
bohren/ vnd ich eine Mutter zuwerden.

In

Das Vierdte Buch.
oder noch einer aͤrgern Schmach nicht muͤſſe ge-
wertig ſeyn. Verꝛhatetnun mehr ewere Wuͤrden/
Gemahlin/ Kindt/ vnnd die Wolfarth ſo vieler ge-
trewer Leute nicht. Traget gleichsfals an meiner
Trewhertzigkeit keinen Zweifel/ als ob ich etwan die
Sachen in newen Zuſtandt zubringen dieſem Koͤ-
nigliches Gebluͤte faͤlſchlich zuſchreiben wolte. Se-
het an ſeinem Halſe vnd an dem Schenckel gewiſſe
Kennzeichen/ als Siegel deß Verhaͤngniſſes/ mit
welchen er/ als er durch vnterſchiedene Gefahr ver-
lohren vnd gefunden wardt/ mich vnd die ſo dar-
umb wuſten nicht betrogen hat. So ſindt die Zeiten
vber diß alſo beſchaffen/ daß jhr euch deſſen beque-
men Betruges gebrauchen ſoltet/ wann ich ſchon
dieſes alles ertichtet hette. Stuͤrtzet ewren Feindt/
welchen man leichtlicher nicht baͤndigen kan als
durch dieſe newe Gelegenheit. Nach erlangetem
Frieden werdet jhr euch von deſſen Geburt mit meh-
rer Rhue erkuͤndigen koͤnnen. Jetzundt im Fall jhr
das nicht glaͤubet was war iſt/ ſo iſt euch doch daran
gelegen/ daß jhr euch ſtellet als ob jhr es glaͤubet.
Hernach kehrete ſie ſich zum Sohne; O mein Aſtio-
riſt/ ſagte ſie/ dann alſo haben wir euch bey der Ge-
burt genennet/ es ſey mir nunmehr zugelaſſen/ euch
rechtmaͤſſig zuvmbfangen. Mein Sohn/ die Vr-
ſache ſo vieler meiner Threnen vnnd Wundſchel
Reichet mir das Geſichte/ reichet mir den Mundt
euch zu kuͤſſen. Jetzundt beduͤncket jhr mich erſt ge-
bohren/ vnd ich eine Mutter zuwerden.

In
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[731/0775] Das Vierdte Buch. oder noch einer aͤrgern Schmach nicht muͤſſe ge- wertig ſeyn. Verꝛhatetnun mehr ewere Wuͤrden/ Gemahlin/ Kindt/ vnnd die Wolfarth ſo vieler ge- trewer Leute nicht. Traget gleichsfals an meiner Trewhertzigkeit keinen Zweifel/ als ob ich etwan die Sachen in newen Zuſtandt zubringen dieſem Koͤ- nigliches Gebluͤte faͤlſchlich zuſchreiben wolte. Se- het an ſeinem Halſe vnd an dem Schenckel gewiſſe Kennzeichen/ als Siegel deß Verhaͤngniſſes/ mit welchen er/ als er durch vnterſchiedene Gefahr ver- lohren vnd gefunden wardt/ mich vnd die ſo dar- umb wuſten nicht betrogen hat. So ſindt die Zeiten vber diß alſo beſchaffen/ daß jhr euch deſſen beque- men Betruges gebrauchen ſoltet/ wann ich ſchon dieſes alles ertichtet hette. Stuͤrtzet ewren Feindt/ welchen man leichtlicher nicht baͤndigen kan als durch dieſe newe Gelegenheit. Nach erlangetem Frieden werdet jhr euch von deſſen Geburt mit meh- rer Rhue erkuͤndigen koͤnnen. Jetzundt im Fall jhr das nicht glaͤubet was war iſt/ ſo iſt euch doch daran gelegen/ daß jhr euch ſtellet als ob jhr es glaͤubet. Hernach kehrete ſie ſich zum Sohne; O mein Aſtio- riſt/ ſagte ſie/ dann alſo haben wir euch bey der Ge- burt genennet/ es ſey mir nunmehr zugelaſſen/ euch rechtmaͤſſig zuvmbfangen. Mein Sohn/ die Vr- ſache ſo vieler meiner Threnen vnnd Wundſchel Reichet mir das Geſichte/ reichet mir den Mundt euch zu kuͤſſen. Jetzundt beduͤncket jhr mich erſt ge- bohren/ vnd ich eine Mutter zuwerden. In

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/775>, abgerufen am 02.05.2024.