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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Vierdte Buch.
lichen Alters mit so vielen Kranckheiten zerrissen
ward/ daß jhm die vnendlichen Schmertzen zugleich
die Kräfften deß Gemüts verzehreten. Doch begab
er sich in Heyraht mit einer seines Geblütes von sol-
cher Tugend/ daß ich zweiffele/ welches man an jhr
höher halten solle/ entweder jhre Keuschheit/ oder
Frömmigkeit/ oder mannlichen Verstandt vnd Klug-
heit. Sie heisset Timandre. Als Britomandes der
Vatter Todes verbliechen/ gleichsam als mit jhm
auch vnser Glück gestorben were/ sind alle Sachen
in bösen Zustand gerahten. Wir erkandten nichts
das an dem newen Könige dem Vatter zutraff/ aus-
ser die Frömigkeit vnd den Nahmen. Vnter den für-
nemsten deß Landes war einer Commindorix ge-
heissen/ sehr mächtig/ edeler vnd reicher als Privat-
personen zuseyn pflegen/ vnd endlich eben so einer/
wie jhr saget daß Lycogenes gewesen sey. Dieser
war bey Zeiten deß alten Britomandes wegen An-
sehens eines dergleichen Königes zimlich in Furch-
ten gehalten worden. Bey den Sohne aber vermoch-
te er/ deß Beruffes sonderlicher Weißheit vnd Ge-
walt halben/ so viel/ daß er in seinem Namen selber re-
gierete/ mit grossem Vnwillen der Timandre/ die
jhren Gemahl zu vätterlicher vnd angebohrener
Hertzhafftigkeit anzumahnen nicht auffhörete. Er
aber vertrawte auß Schwachheit der Sinnen dem
Commindorix/ der alle seiner Gemählin Rhatschlä-
ge listiglich außforschete. Wir/ als wir das gute
Glück/ zu welchem der ältere Britomandes das

Landt
X x iij

Das Vierdte Buch.
lichen Alters mit ſo vielen Kranckheiten zerꝛiſſen
ward/ daß jhm die vnendlichẽ Schmertzen zugleich
die Kraͤfften deß Gemuͤts verzehreten. Doch begab
er ſich in Heyraht mit einer ſeines Gebluͤtes võ ſol-
cher Tugend/ daß ich zweiffele/ welches man an jhr
hoͤher halten ſolle/ entweder jhre Keuſchheit/ oder
Froͤm̃igkeit/ oder mannlichen Verſtandt vñ Klug-
heit. Sie heiſſet Timandre. Als Britomandes der
Vatter Todes verbliechen/ gleichſam als mit jhm
auch vnſer Gluͤck geſtorben were/ ſind alle Sachen
in boͤſen Zuſtand gerahten. Wir erkandten nichts
das an dem newen Koͤnige dem Vatter zutraff/ auſ-
ſer die Froͤmigkeit vnd den Nahmẽ. Vnter den fuͤr-
nemſten deß Landes war einer Commindorix ge-
heiſſen/ ſehr maͤchtig/ edeler vnd reicher als Privat-
perſonen zuſeyn pflegen/ vnd endlich eben ſo einer/
wie jhr ſaget daß Lycogenes geweſen ſey. Dieſer
war bey Zeiten deß alten Britomandes wegen An-
ſehens eines dergleichen Koͤniges zimlich in Furch-
ten gehalten worden. Bey dẽ Sohne aber vermoch-
te er/ deß Beruffes ſonderlicher Weißheit vnd Ge-
walt halben/ ſo viel/ daß er in ſeinem Namẽ ſelber re-
gierete/ mit groſſem Vnwillen der Timandre/ die
jhren Gemahl zu vaͤtterlicher vnd angebohrener
Hertzhafftigkeit anzumahnen nicht auffhoͤrete. Er
aber vertrawte auß Schwachheit der Sinnen dem
Commindorix/ der alle ſeiner Gemaͤhlin Rhatſchlaͤ-
ge liſtiglich außforſchete. Wir/ als wir das gute
Gluͤck/ zu welchem der aͤltere Britomandes das

Landt
X x iij
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[693/0737] Das Vierdte Buch. lichen Alters mit ſo vielen Kranckheiten zerꝛiſſen ward/ daß jhm die vnendlichẽ Schmertzen zugleich die Kraͤfften deß Gemuͤts verzehreten. Doch begab er ſich in Heyraht mit einer ſeines Gebluͤtes võ ſol- cher Tugend/ daß ich zweiffele/ welches man an jhr hoͤher halten ſolle/ entweder jhre Keuſchheit/ oder Froͤm̃igkeit/ oder mannlichen Verſtandt vñ Klug- heit. Sie heiſſet Timandre. Als Britomandes der Vatter Todes verbliechen/ gleichſam als mit jhm auch vnſer Gluͤck geſtorben were/ ſind alle Sachen in boͤſen Zuſtand gerahten. Wir erkandten nichts das an dem newen Koͤnige dem Vatter zutraff/ auſ- ſer die Froͤmigkeit vnd den Nahmẽ. Vnter den fuͤr- nemſten deß Landes war einer Commindorix ge- heiſſen/ ſehr maͤchtig/ edeler vnd reicher als Privat- perſonen zuſeyn pflegen/ vnd endlich eben ſo einer/ wie jhr ſaget daß Lycogenes geweſen ſey. Dieſer war bey Zeiten deß alten Britomandes wegen An- ſehens eines dergleichen Koͤniges zimlich in Furch- ten gehalten worden. Bey dẽ Sohne aber vermoch- te er/ deß Beruffes ſonderlicher Weißheit vnd Ge- walt halben/ ſo viel/ daß er in ſeinem Namẽ ſelber re- gierete/ mit groſſem Vnwillen der Timandre/ die jhren Gemahl zu vaͤtterlicher vnd angebohrener Hertzhafftigkeit anzumahnen nicht auffhoͤrete. Er aber vertrawte auß Schwachheit der Sinnen dem Commindorix/ d̕ alle ſeiner Gemaͤhlin Rhatſchlaͤ- ge liſtiglich außforſchete. Wir/ als wir das gute Gluͤck/ zu welchem der aͤltere Britomandes das Landt X x iij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/737>, abgerufen am 22.11.2024.