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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Vierdte Buch.
baldt loß gelassen zu werden. Der Capitain aber/
als er den Namen Sicilien hörte/ gab noch genawer
Achtung/ vnd begehrete zuwissen/ was er in Franck-
reich zuverrichten hette. Vnd ich bitte euch/ fieng er
an/ es nicht vbel zu vermercken/ daß ich euch diesen
Abendt zum Nachtessen bey mir behalte. Ihr sol-
let in meinem Schiffe schlaffen/ da wir euch sämpt-
lich angenehme Dienste nach Vermögen leisten
wöllen. Ich bin eines grossen Königes Officirer/
welcher nicht weit von hier mit Heeres krafft folget.
Für diesen wil ich euch morgendes Tages bringen.
Dann weil jhr auß Sicilien kompt/ so wirdt er froh
seyn euch zu sehen/ vnnd vielleicht etwas von euch
vernehmen das er zuwissen begierig ist. Ihr werdet
es für eine sonderliche Gunst deß Glückes schätzen/
so einen Demütigen Fürsten zuschawen. Arsidas
merckte/ daß es sein bestes nicht were/ wann er schon
vergeblich wiederstünde. Dann also kundte er
sich in grösseren Verdacht/ vnd in härtere Verhaff-
tung bringen. Darumb erzeigte er sich gleichsam
willig/ vnnd stalte dem Capitain alles zu seinem
Gefallen. Dann ein gefangener vnnd sonderlich
ein vnschüldiger Mensch müste sich für keinem
zu erscheinen/ er were gleich wer er wolte/ ent-
brechen.

Nach diesen Worten beyderseidts zwungen sie
Gesichte/ vnnd Hertze sich mit allerley Gesprächen
einer Fröligkeit anzunehmen: zwar dieser/ da-

mit

Das Vierdte Buch.
baldt loß gelaſſen zu werden. Der Capitain aber/
als er den Namen Sicilien hoͤrte/ gab noch genawer
Achtung/ vnd begehrete zuwiſſen/ was er in Franck-
reich zuverꝛichten hette. Vnd ich bitte euch/ fieng er
an/ es nicht vbel zu vermercken/ daß ich euch dieſen
Abendt zum Nachteſſen bey mir behalte. Ihr ſol-
let in meinem Schiffe ſchlaffen/ da wir euch ſaͤmpt-
lich angenehme Dienſte nach Vermoͤgen leiſten
woͤllen. Ich bin eines groſſen Koͤniges Officirer/
welcher nicht weit von hier mit Heeres krafft folget.
Fuͤr dieſen wil ich euch morgendes Tages bringen.
Dann weil jhr auß Sicilien kompt/ ſo wirdt er froh
ſeyn euch zu ſehen/ vnnd vielleicht etwas von euch
vernehmen das er zuwiſſen begierig iſt. Ihr werdet
es fuͤr eine ſonderliche Gunſt deß Gluͤckes ſchaͤtzen/
ſo einen Demuͤtigen Fuͤrſten zuſchawen. Arſidas
merckte/ daß es ſein beſtes nicht were/ wann er ſchon
vergeblich wiederſtuͤnde. Dann alſo kundte er
ſich in groͤſſeren Verdacht/ vnd in haͤrtere Verhaff-
tung bringen. Darumb erzeigte er ſich gleichſam
willig/ vnnd ſtalte dem Capitain alles zu ſeinem
Gefallen. Dann ein gefangener vnnd ſonderlich
ein vnſchuͤldiger Menſch muͤſte ſich fuͤr keinem
zu erſcheinen/ er were gleich wer er wolte/ ent-
brechen.

Nach dieſen Worten beyderſeidts zwungen ſie
Geſichte/ vnnd Hertze ſich mit allerley Geſpraͤchen
einer Froͤligkeit anzunehmen: zwar dieſer/ da-

mit
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[687/0731] Das Vierdte Buch. baldt loß gelaſſen zu werden. Der Capitain aber/ als er den Namen Sicilien hoͤrte/ gab noch genawer Achtung/ vnd begehrete zuwiſſen/ was er in Franck- reich zuverꝛichten hette. Vnd ich bitte euch/ fieng er an/ es nicht vbel zu vermercken/ daß ich euch dieſen Abendt zum Nachteſſen bey mir behalte. Ihr ſol- let in meinem Schiffe ſchlaffen/ da wir euch ſaͤmpt- lich angenehme Dienſte nach Vermoͤgen leiſten woͤllen. Ich bin eines groſſen Koͤniges Officirer/ welcher nicht weit von hier mit Heeres krafft folget. Fuͤr dieſen wil ich euch morgendes Tages bringen. Dann weil jhr auß Sicilien kompt/ ſo wirdt er froh ſeyn euch zu ſehen/ vnnd vielleicht etwas von euch vernehmen das er zuwiſſen begierig iſt. Ihr werdet es fuͤr eine ſonderliche Gunſt deß Gluͤckes ſchaͤtzen/ ſo einen Demuͤtigen Fuͤrſten zuſchawen. Arſidas merckte/ daß es ſein beſtes nicht were/ wann er ſchon vergeblich wiederſtuͤnde. Dann alſo kundte er ſich in groͤſſeren Verdacht/ vnd in haͤrtere Verhaff- tung bringen. Darumb erzeigte er ſich gleichſam willig/ vnnd ſtalte dem Capitain alles zu ſeinem Gefallen. Dann ein gefangener vnnd ſonderlich ein vnſchuͤldiger Menſch muͤſte ſich fuͤr keinem zu erſcheinen/ er were gleich wer er wolte/ ent- brechen. Nach dieſen Worten beyderſeidts zwungen ſie Geſichte/ vnnd Hertze ſich mit allerley Geſpraͤchen einer Froͤligkeit anzunehmen: zwar dieſer/ da- mit

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/731>, abgerufen am 05.05.2024.