Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ niemals von den Menschen ohn Nutz vnd Er-sprößligkeit geehret werden/ sey ferren von vns. Dann Jupiter/ als er der Welt den Anfang/ vnd der Natur jhre Gesetze gemacht/ als er den Ver- lauff der Dinge/ sampt jhren Vrsachen vnd En- dungen verbunden hat/ hat wol gesehen/ was du dermaleines mit deiner Frömmigkeit gegen jhm ver- dienen würdest Das Gebet so jhr heute thut ist jhm nicht new; sondern er hat es schon damals gewust/ als er jhm die Welt/ das Menschliche Geschlecht vnd euch selber zu machen fürgenommen hat. Der- halben werden durch ewre Frömmigkeit vnd Tu- genden die Versehungen gemtltert/ welche er da- mals wieder euch auffgezeichnet hette/ wann es ohn diese Andacht gewesen/ die er in ewrem Gemüte zu- vor gespüret hat. Eben in solcher Meinung sol die Ruchlosigkeit sich nicht für sicher halten/ vnd die zornigen Götter von jhrer Rache abzuwenden ge- dencken. Dann die Göttliche Gerechtigkeit hette die Pfeile so vber den Köpffen böser Menschen hen- cken nicht zugerichtet/ wann das Vbel so sie bege- hen nicht zuvor seine Billigkeit mit künfftigem Verbrechen zur Straffe gereitzet hette. Solche Gewalt nun vnd Vorwissenheit deß Gott
Joh. Barclayens Argenis/ niemals von den Menſchen ohn Nutz vnd Er-ſproͤßligkeit geehret werden/ ſey ferꝛen von vns. Dann Jupiter/ als er der Welt den Anfang/ vnd der Natur jhre Geſetze gemacht/ als er den Ver- lauff der Dinge/ ſampt jhren Vrſachen vnd En- dungen verbunden hat/ hat wol geſehen/ was du dermaleines mit deiner Froͤmmigkeit gegẽ jhm ver- dienen wuͤrdeſt Das Gebet ſo jhr heute thut iſt jhm nicht new; ſondern er hat es ſchon damals gewuſt/ als er jhm die Welt/ das Menſchliche Geſchlecht vnd euch ſelber zu machen fuͤrgenommen hat. Der- halben werden durch ewre Froͤmmigkeit vnd Tu- genden die Verſehungen gemtltert/ welche er da- mals wieder euch auffgezeichnet hette/ wann es ohn dieſe Andacht geweſen/ die er in ewrem Gemuͤte zu- vor geſpuͤret hat. Eben in ſolcher Meinung ſol die Ruchloſigkeit ſich nicht fuͤr ſicher halten/ vnd die zornigen Goͤtter von jhrer Rache abzuwenden ge- dencken. Dann die Goͤttliche Gerechtigkeit hette die Pfeile ſo vber den Koͤpffen boͤſer Menſchen hen- cken nicht zugerichtet/ wann das Vbel ſo ſie bege- hen nicht zuvor ſeine Billigkeit mit kuͤnfftigem Verbrechen zur Straffe gereitzet hette. Solche Gewalt nun vnd Vorwiſſenheit deß Gott
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Joh. Barclayens Argenis/
niemals von den Menſchen ohn Nutz vnd Er-
ſproͤßligkeit geehret werden/ ſey ferꝛen von vns.
Dann Jupiter/ als er der Welt den Anfang/ vnd
der Natur jhre Geſetze gemacht/ als er den Ver-
lauff der Dinge/ ſampt jhren Vrſachen vnd En-
dungen verbunden hat/ hat wol geſehen/ was du
dermaleines mit deiner Froͤmmigkeit gegẽ jhm ver-
dienen wuͤrdeſt Das Gebet ſo jhr heute thut iſt jhm
nicht new; ſondern er hat es ſchon damals gewuſt/
als er jhm die Welt/ das Menſchliche Geſchlecht
vnd euch ſelber zu machen fuͤrgenommen hat. Der-
halben werden durch ewre Froͤmmigkeit vnd Tu-
genden die Verſehungen gemtltert/ welche er da-
mals wieder euch auffgezeichnet hette/ wann es ohn
dieſe Andacht geweſen/ die er in ewrem Gemuͤte zu-
vor geſpuͤret hat. Eben in ſolcher Meinung ſol die
Ruchloſigkeit ſich nicht fuͤr ſicher halten/ vnd die
zornigen Goͤtter von jhrer Rache abzuwenden ge-
dencken. Dann die Goͤttliche Gerechtigkeit hette
die Pfeile ſo vber den Koͤpffen boͤſer Menſchen hen-
cken nicht zugerichtet/ wann das Vbel ſo ſie bege-
hen nicht zuvor ſeine Billigkeit mit kuͤnfftigem
Verbrechen zur Straffe gereitzet hette.
Solche Gewalt nun vnd Vorwiſſenheit deß
Jupiters/ welche alles was vns verborgen iſt zuvor
herſiehet vnd erkennet/ iſt dasjenige was wir Philo-
ſophen vnter dem Nahmen Fortune ehren; in Be-
trachtung/ daß die Dinge vnſerer Blindheit zufaͤl-
liger weiſe zu geſchehen fuͤrkommen/ ob ſie gleich
Gott
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