Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ den Namen vnd Neid nicht vbrig lassen/ nicht könd-te fortgehen. Endlich warumb bawet man jhr Al- tare auff? Warumb fragen wir in diesem Tempel von künfftigen Dingen/ die wir zuvor durch viel Vn- kosten der Opffer herauß bringen müssen? Es ist ein vnglückseliger Aberwitz/ wann man jhn auff et- was setzet von dem man nichts zufürchten/ oder zu- gewarten hat. Glaubet jhr aber/ daß die menschlich- en Zufälle/ welche sonst jrreten/ von jhr angeordnet/ vnd nach Frömmigkeit derer die sie anruffen auß- getheilet werden/ so ist es gewiß keine Fortune mehr; wann jhr nur durch diesen Nahmen mit den gemeinen Leuten eine solche Göttligkeit verstehet/ die der Menschen Sachen ohn allen Bedacht vnd vnbesonnener weise wie sie wöllen lauffen läst. Mit einem Worte zusagen; jhr seyd kommen die For- tune anzubeten; habet jhr ewere Andacht erzeiget/ ewer Opffer auffgeschlachtet. Vermeinet jhr/ daß ewere Sachen einen besseren Außschlag gewinnen werden/ als wann jhr der Göttin nicht geachtet het- tet? Wann jhres vermeinet/ so ist die Göttin nicht vngewiß/ weil sie kennet wem sie günstig seyn mus- se/ vnd nicht vnbedachtsam/ sondern nach Verdien- ste entweder wütet oder geneiget ist; das ist/ es ist nicht die Göttin/ welche jhm das Volck macht. Haltet jhr solche Opffer für vergeblich/ warumb legen wir dann an diese Kirchen mit vnnützer Müh eine Frömmigkeit die nicht behülfflich ist? Aber jhr werdet mir einhalten; wir sind nicht in der Mei- nung
Joh. Barclayens Argenis/ den Namen vnd Neid nicht vbrig laſſen/ nicht koͤnd-te fortgehen. Endlich warumb bawet man jhr Al- tare auff? Warumb fragen wir in dieſem Tempel von kuͤnfftigen Dingẽ/ die wir zuvor durch viel Vn- koſten der Opffer herauß bringen muͤſſen? Es iſt ein vngluͤckſeliger Aberwitz/ wann man jhn auff et- was ſetzet von dem man nichts zufuͤrchten/ oder zu- gewarten hat. Glaubet jhr aber/ daß die menſchlich- en Zufaͤlle/ welche ſonſt jrꝛeten/ von jhr angeordnet/ vnd nach Froͤmmigkeit derer die ſie anruffen auß- getheilet werden/ ſo iſt es gewiß keine Fortune mehr; wann jhr nur durch dieſen Nahmen mit den gemeinen Leuten eine ſolche Goͤttligkeit verſtehet/ die der Menſchen Sachen ohn allen Bedacht vnd vnbeſonnener weiſe wie ſie woͤllen lauffen laͤſt. Mit einem Worte zuſagen; jhr ſeyd kommen die For- tune anzubeten; habet jhr ewere Andacht erzeiget/ ewer Opffer auffgeſchlachtet. Vermeinet jhr/ daß ewere Sachen einen beſſeren Außſchlag gewinnen werden/ als wann jhr der Goͤttin nicht geachtet het- tet? Wann jhres vermeinet/ ſo iſt die Goͤttin nicht vngewiß/ weil ſie kennet wem ſie guͤnſtig ſeyn muſ- ſe/ vnd nicht vnbedachtſam/ ſondern nach Verdien- ſte entweder wuͤtet oder geneiget iſt; das iſt/ es iſt nicht die Goͤttin/ welche jhm das Volck macht. Haltet jhr ſolche Opffer fuͤr vergeblich/ warumb legen wir dann an dieſe Kirchen mit vnnuͤtzer Muͤh eine Froͤmmigkeit die nicht behuͤlfflich iſt? Aber jhr werdet mir einhalten; wir ſind nicht in der Mei- nung
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Joh. Barclayens Argenis/
den Namen vnd Neid nicht vbrig laſſen/ nicht koͤnd-
te fortgehen. Endlich warumb bawet man jhr Al-
tare auff? Warumb fragen wir in dieſem Tempel
von kuͤnfftigen Dingẽ/ die wir zuvor durch viel Vn-
koſten der Opffer herauß bringen muͤſſen? Es iſt
ein vngluͤckſeliger Aberwitz/ wann man jhn auff et-
was ſetzet von dem man nichts zufuͤrchten/ oder zu-
gewarten hat. Glaubet jhr aber/ daß die menſchlich-
en Zufaͤlle/ welche ſonſt jrꝛeten/ von jhr angeordnet/
vnd nach Froͤmmigkeit derer die ſie anruffen auß-
getheilet werden/ ſo iſt es gewiß keine Fortune
mehr; wann jhr nur durch dieſen Nahmen mit den
gemeinen Leuten eine ſolche Goͤttligkeit verſtehet/
die der Menſchen Sachen ohn allen Bedacht vnd
vnbeſonnener weiſe wie ſie woͤllen lauffen laͤſt. Mit
einem Worte zuſagen; jhr ſeyd kommen die For-
tune anzubeten; habet jhr ewere Andacht erzeiget/
ewer Opffer auffgeſchlachtet. Vermeinet jhr/ daß
ewere Sachen einen beſſeren Außſchlag gewinnen
werden/ als wann jhr der Goͤttin nicht geachtet het-
tet? Wann jhres vermeinet/ ſo iſt die Goͤttin nicht
vngewiß/ weil ſie kennet wem ſie guͤnſtig ſeyn muſ-
ſe/ vnd nicht vnbedachtſam/ ſondern nach Verdien-
ſte entweder wuͤtet oder geneiget iſt; das iſt/ es iſt
nicht die Goͤttin/ welche jhm das Volck macht.
Haltet jhr ſolche Opffer fuͤr vergeblich/ warumb
legen wir dann an dieſe Kirchen mit vnnuͤtzer Muͤh
eine Froͤmmigkeit die nicht behuͤlfflich iſt? Aber jhr
werdet mir einhalten; wir ſind nicht in der Mei-
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