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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Vierdte Buch.
den kundte/ wieder sie an; Ich beschwere euch bey den
Radirobanes/ Mutter/ (dann von was solte ich
euch liebers sagen/ dem jhr auch mehr zugefallen we-
ret?) hier für ewrem vnd meinem Könige zubeken-
nen/ was ich für Vernemen/ daß einer Jungfrawen
nicht gebühret/ mit dem Poliarchus gepflogen ha-
be. Bekümmert euch ewerer Person halben im we-
nigsten nicht/ daß jhr bißher etwas von jrgend einer
Sache in geheim gehalten: ich habe euch schon Ver-
zeihung erlangt/ im Fall jhr nur anjetzo die Warheit
nicht verschweiget. Die Alte erschrack/ vnd fieng jhr
fast an zu geschwinden. Jedoch/ wie sie dann sehr li-
stig war/ kam sie bald wieder zu jhr selber/ so daß
diese Bewegung mehr schiene eine Anzeigung der
Vnschuld/ welche sich für dem Verdacht entsetzet/
als eine Anzeigung deß vergrieffenen Verbrech-
ens zuseyn. Vnd/ wem soll ich erstlich antworten?
sagte sie; weil ich von beyden einer Vntrew geziehen
werde? Ich weiß weder von deß Radirobanes Ver-
bündtniß mit mir/ noch von deß Poliarchus Ver-
bündtniß mit euch/ Princessin. Was für eine hohe
Sünde aber ist es/ daß jhr vermeinen wöllet/ ewere
Tugend könne durch einigen Verdacht beleidiget
werden? Nein/ nein/ sagte Argenis; laßt die Beschö-
nung nur bleiben. Hier sehet jhr/ deß Radirobanes
Schreiben an den König/ in welchem er euch die
Schuld giebet/ jhr hettet von dem Poliarchus/ der
sich in die Theocrine vnd Pallas verwandelt habe/
alles außgeschwätzet. Damit ich aber nichts berge/

so wisset/
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Das Vierdte Buch.
den kundte/ wieder ſie an; Ich beſchwere euch bey dẽ
Radirobanes/ Mutter/ (dann von was ſolte ich
euch liebers ſagen/ dem jhr auch mehr zugefallẽ we-
ret?) hier fuͤr ewrem vnd meinem Koͤnige zubeken-
nen/ was ich fuͤr Vernemen/ daß einer Jungfrawẽ
nicht gebuͤhret/ mit dem Poliarchus gepflogen ha-
be. Bekuͤmmert euch ewerer Perſon halben im we-
nigſten nicht/ daß jhr bißher etwas von jrgend einer
Sache in geheim gehaltẽ: ich habe euch ſchon Ver-
zeihũg erlangt/ im Fall jhr nur anjetzo die Warheit
nicht verſchweiget. Die Alte erſchrack/ vnd fieng jhr
faſt an zu geſchwinden. Jedoch/ wie ſie dann ſehr li-
ſtig war/ kam ſie bald wieder zu jhr ſelber/ ſo daß
dieſe Bewegung mehr ſchiene eine Anzeigung der
Vnſchuld/ welche ſich fuͤr dem Verdacht entſetzet/
als eine Anzeigung deß vergrieffenen Verbrech-
ens zuſeyn. Vnd/ wem ſoll ich erſtlich antworten?
ſagte ſie; weil ich von beyden einer Vntrew geziehen
werde? Ich weiß weder von deß Radirobanes Ver-
buͤndtniß mit mir/ noch von deß Poliarchus Ver-
buͤndtniß mit euch/ Princeſſin. Was fuͤr eine hohe
Suͤnde aber iſt es/ daß jhr vermeinen woͤllet/ ewere
Tugend koͤnne durch einigen Verdacht beleidiget
werden? Nein/ nein/ ſagte Argenis; laßt die Beſchoͤ-
nung nur bleiben. Hier ſehet jhr/ deß Radirobanes
Schreiben an den Koͤnig/ in welchem er euch die
Schuld giebet/ jhr hettet von dem Poliarchus/ der
ſich in die Theocrine vnd Pallas verwandelt habe/
alles außgeſchwaͤtzet. Damit ich aber nichts berge/

ſo wiſſet/
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[625/0669] Das Vierdte Buch. den kundte/ wieder ſie an; Ich beſchwere euch bey dẽ Radirobanes/ Mutter/ (dann von was ſolte ich euch liebers ſagen/ dem jhr auch mehr zugefallẽ we- ret?) hier fuͤr ewrem vnd meinem Koͤnige zubeken- nen/ was ich fuͤr Vernemen/ daß einer Jungfrawẽ nicht gebuͤhret/ mit dem Poliarchus gepflogen ha- be. Bekuͤmmert euch ewerer Perſon halben im we- nigſten nicht/ daß jhr bißher etwas von jrgend einer Sache in geheim gehaltẽ: ich habe euch ſchon Ver- zeihũg erlangt/ im Fall jhr nur anjetzo die Warheit nicht verſchweiget. Die Alte erſchrack/ vnd fieng jhr faſt an zu geſchwinden. Jedoch/ wie ſie dann ſehr li- ſtig war/ kam ſie bald wieder zu jhr ſelber/ ſo daß dieſe Bewegung mehr ſchiene eine Anzeigung der Vnſchuld/ welche ſich fuͤr dem Verdacht entſetzet/ als eine Anzeigung deß vergrieffenen Verbrech- ens zuſeyn. Vnd/ wem ſoll ich erſtlich antworten? ſagte ſie; weil ich von beyden einer Vntrew geziehen werde? Ich weiß weder von deß Radirobanes Ver- buͤndtniß mit mir/ noch von deß Poliarchus Ver- buͤndtniß mit euch/ Princeſſin. Was fuͤr eine hohe Suͤnde aber iſt es/ daß jhr vermeinen woͤllet/ ewere Tugend koͤnne durch einigen Verdacht beleidiget werden? Nein/ nein/ ſagte Argenis; laßt die Beſchoͤ- nung nur bleiben. Hier ſehet jhr/ deß Radirobanes Schreiben an den Koͤnig/ in welchem er euch die Schuld giebet/ jhr hettet von dem Poliarchus/ der ſich in die Theocrine vnd Pallas verwandelt habe/ alles außgeſchwaͤtzet. Damit ich aber nichts berge/ ſo wiſſet/ R r

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/669>, abgerufen am 07.05.2024.